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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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setzte sich auf den Barhocker, auf dem Yavuz in der Tatnacht gesessen hatte, und zündete mit seinem Feuerzeug die Kerzen an. Von seinem Platz aus konnte man die Tanzfläche einsehen, aber die Terrassentür lag außerhalb seines Blickwinkels. Die Spanner mußten von dem Gewölbe aus ihre Aufnahmen gemacht haben. Von dort konnte man die gesamte Szenerie überblicken, sich aber gleichzeitig hinter dem schützenden Mauervorsprung verbergen.
    Seine Hände warfen Schatten von der Größe eines Mannes in den Raum. Im Halbdunkel des Kerzenlichts entdeckte er im Spiegel hinter dem Tresen ein verschwommenes, furchteinflößendes Gesicht. Es war sein eigenes Abbild zwischen diversen Flaschen mit Alkohol. Bernas Worte rauschten in seinem Kopf, seine Hände zitterten vor Wut.
    »Du klebst an mir… Wie ein Phantom.«
    »Ja, ein Phantom. Ich bin wie ein Phantom.«
    »Du läßt mich nicht leben… Laß mich endlich in Ruhe…«
    »Stimmt, wir lassen niemanden leben. Wir verdienen unser Auskommen mit Leichen.«
    Er zündete eine 216 an und warf mit seiner rechten Hand den Schatten einer krabbelnden Spinne an die Wand. Es war eine kindische Angewohnheit, die daher rührte, daß er mit Stromausfällen großgeworden war.
    »Seit ich mich kenne, fügst du mir Schmerzen zu. Ich hasse dich.«
    »Seit wann?«
    »Seit langem. Du hast uns sitzenlassen. Du hast mich sitzenlassen.«
    »Stimmt, hab ich bestimmt.«
    »Ich war dir schon immer egal… Du hast mich nie ernstgenommen… Immer mußtest du arbeiten… Dann kümmere dich doch um deine Arbeit… Und laß mich in Frieden!«
    »Hab ich doch getan. Und, was ist daraus geworden? Allen möglichen Mist hast du verzapft.«
    »Ich verzapfe so viel Mist, wie ich will. Jeden Mist, den ich möchte. Was hast du mir denn je gegeben, als daß du etwas zurückfordern willst? Was geht dich mein Leben an? Wer bist du denn überhaupt?«
    Klatsch
.
    Berna hielt sich ihr Gesicht.
    »Das wirst du mir büßen. Ich werd dich alles büßen lassen.«
    »Tu’s doch.«
    »Und ob. Du wirst schon sehen. In einem Augenblick, wo du es am wenigsten erwartest, werde ich dir so eine Ohrfeige verpassen, daß du verstehst, was es heißt, mich nicht ernstzunehmen.«
    Wäre meine Hand nur abgefallen… Bin ich zu weit gegangen? Wer, ich? Ich soll zu weit gegangen sein? Nicht eher sie? Was soll das überhaupt heißen: ›Ich verzapfe so viel Mist, wie ich will?‹ Gegenüber dem eigenen Vater. Soll sie doch verrecken, die Undankbare. Wir haben noch um Erlaubnis gebeten, bevor wir uns in Gegenwart von Oberst Rahmet überhaupt hingesetzt haben. Aber die heutige Jugend

    Immer wieder schaute er auf die Flasche Yeni Rakı vor dem Spiegel. Sobald er hier fertig war, würde er zu Hüseyins Kneipe fahren. Schließlich hatte er in der Silvesternacht sein Wort nicht halten können.
    Er vernahm ein Rascheln. Eine Maus? Wohl kaum mitten im Winter. Noch ein Rascheln, diesmal ein festeres Geräusch; das war doch kein Rascheln, es waren ganz klar Schritte. Woher? Von der Toilette oder vom Getränkelager. Seine Hand fuhr zur Waffe, er stand leise vom Barhocker auf und trat die 216 auf dem Boden aus. Mit lautlosen Schritten und angehaltenem Atem ging er auf die dunkelste Ecke der Bar zu. Damit die Person im Getränkelager ihn nicht hörte, lud er langsam und vorsichtig seine Waffe durch. Er richtete die Waffe auf die Lagertür und bewegte sich zum Korridor, nach jedem Schritt innehaltend. Vom engen Korridor aus konnte er die Lagertür sehen. Als die Klinke sich senkte, zog er sich hinter die Biegung des Korridors zurück und preßte sich gegen die Wand. Als er sich sicher war, daß jemand eingetreten war, zählte er bis drei und drehte sich blitzschnell zur Tür, in der rechten Hand die Taschenlampe, in der linken die Waffe.
    »Polizei! Hinlegen!«
    Der Mann schrie auf, als machte er sich vor Furcht in die Hosen. Er riß die Hände hoch und rief: »Nicht schießen!«
    »Hinlegen! Hinlegen!«
    Er bewegte sich vorsichtigen Schrittes auf den Mann zu, der sich ordnungsgemäß hingelegt hatte, und positionierte sich vor seinem Kopf.
    »Keine Bewegung! Beweg dich bloß nicht!«
    Als der Mann sich bewegte, verpaßte er ihm mit dem Spann einen solchen Tritt in die Gallengegend, daß der Mann, wäre er ein Ball gewesen, nicht nur ins Tor gegangen wäre, sondern auch noch das Netz zerrissen und dadurch dem Schützen ewigen Ruhm beschert hätte.
    »Kopf untenlassen! Wehe, du nimmst den Kopf hoch!«
    Er tastete Hüftbund und Hosenbeine des Mannes

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