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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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Krankheitsverlauf. Aus der Nachbarwohnung drang der Geruch nach Gekochtem. Da er seine Übelkeit verstärkte, schlüpfte er schnell durch die Tür. Ebenso schnell durchquerte er den Korridor mit seinen nackten deprimierenden Wänden und betrat sein Schlafzimmer. Er zog seine Jacke aus, warf sich auf das Bett und schloß die Augen.
Wer sind wir schon gegen die?
Bevor er überhaupt verschnaufen und sich ausziehen konnte, klingelte es an der Tür.
Wer soll jetzt aufstehen und die Tür öffnen? Na ich natürlich, ist ja sonst niemand hier
.
    Kamber hielt ihm eine riesige Einkaufstüte hin.
    »Was ist das?«
    »Toilettenpapier. Hattest du bestellt.«
    Er schaute in die Tüte. Zweiunddreißigerpackung. Was für ein Alptraum, es schien gar keine Rettung davor zu geben…
    »Hatten die denn keine Zweierpackung?«
    »Die großen waren im Angebot. Spottbillig. Ist eine Familienpackung…«
    »Wieviel?«
    »Fünf Lira.«
    Er prüfte seine Taschen und gab ihm das Geld. Auf dem Rückweg schleuderte er die Tüte ins Badezimmer. Er zog Hemd und Hose aus, setzte sich auf die Bettkante und entledigte sich seiner Socken. Er legte sich hin und schloß die Augen,
wer sind wir?
Das Telefon klingelte. Es war ihm zu viel, aufzustehen und ranzugehen. Aber sonst war ja niemand da.
    »Hallo?«
    »Guten Tag. Du hattest mir doch versprochen, vorbeizukommen.«
    »Wer bist du?«
    Vom anderen Ende hörte er einen Ausruf des Erstaunens: »Aaaah!« Der Mann stellte sich vor. Es war der Grauhaarige, den er in der Nacht, als Betül starb, in der Bar und später bei Aybars gesehen hatte.
    »Ach, guten Tag«, sagte er. »Ja, ich habe es nicht geschafft. Ich habe viel zu tun.«
    »Das laß ich aber nicht gelten. Komm diese Woche noch vorbei. Dann können wir auch über diese Sache reden.«
    »Können wir.«
    »Wie geht’s eurem Kollegen? Wie heißt der gleich, Phantom?«
    »Ja, dem geht es gut.«
    »Grüß ihn auch mal von mir. Und richte ihm aus, ich erwarte ihn auf einen Tee.«
    Was hätte der Mann noch sagen sollen, er hatte ihm unmißverständlich zu versehen gegeben, sich aus seinen Angelegenheiten herauszuhalten. Voller düsterer Vorahnungen legte er auf.
Wie schön, daß der auch schon meine Privatnummer hat
… Er lachte.
Wer sind wir schon? Wer bin ich?
    Behzat Ç war Hauptkommissar bei der Mordkommission, ein Experte für Straftaten gegen das Leben. Als er im Sportverein Innenverteidiger war, gab es niemanden, der vor seinen Freistößen nicht in Deckung gegangen wäre. Aber dann hatte er den Ball links liegenlassen und angefangen, auf die Bürger einzutreten. Er hatte geheiratet und sich scheiden lassen. War Vater einer Tochter geworden. Nun ging er einen nebelverhangenen, düsteren Weg entlang. Kein Stern am Himmel, nicht ein einziger. Der Nachtfrost war schneidend, die Luft roch nach Mord. Als er ein Rascheln aus dem Gebüsch hörte, griff seine Hand zur Waffe.
    »Wer bist du?«
    »Ich bin’s. Hast du mich nicht erkannt?«, sagte Harun. »Es sieht so aus, als wären wir hinter der gleichen Spur her.«
    Er hatte nicht übel Lust, ihm eine so rasche Abfolge von kombinierten Ohrfeigen zu verpassen, daß er sie nicht würde zählen können.
    »Verdammt noch mal, ich hab dir doch gesagt, du sollst in der Sache nichts unternehmen, ohne mich vorher zu fragen.«
    »Nicht so laut, Herr Vorgesetzter, sonst hören sie uns noch.«
    »Und wenn schon! Sollen sie uns doch unsere Waffen und Ausweise abnehmen. Wer sind wir schon gegen die? Ich hab die Schnauze voll!«
    Haruns riesige Hand klebte auf seinem Mund. Er dachte, er würde ersticken. Nach einer Weile beruhigte er sich und bedeutete mit den Augen, daß sein Wutanfall vorüber war. Da löste sich die Hand von seinem Mund.
    »Eine weitere Hundertschaft ist eingetroffen«, sagte Harun. »Wir haben das Gebäude umstellt.«
    Behzat Ç tat zwei Schritte nach vorn.
    »Gut, dann schnappen wir uns die Leute und machen kurzen Prozeß. Ich gehe zuerst ins Gebäude, unsere Jungs dürfen unter keinen Umständen das Feuer eröffnen.«
    Er mußte ein kleines Wäldchen durchqueren, um zu dem Haus zu gelangen, dessen Lichter in der Ferne leuchteten. Mit raschen, geräuschlosen Schritten lief er durch den dunstigen Mondschein, sich an den dunklen Stellen vorbeitastend, an denen Baumwurzeln aus dem Boden ragten. Inmitten des Wäldchens lag eine Lichtung. Er vergewisserte sich, daß niemand dort war. Plötzlich spürte er eine Hand auf seinem Arm. Fast verrückt vor Angst zog er seine Waffe. Es war Ceyda.
    »Was

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