Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bei Anbruch des Tages

Bei Anbruch des Tages

Titel: Bei Anbruch des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sveva Casati Modignani
Vom Netzwerk:
viel Zeit mit ihren Kindern verbringen.
    Sie fand ihren Mann in Giuseppes Zimmer, wo dieser mit der Hilfe seines Vaters ein buntes Legohaus baute. Das Kind rannte ihr entgegen. Sie hob den Kleinen hoch und nahm ihn auf den Arm, wobei ihr das besorgte Gesicht ihres Mannes auffiel.
    Â»Ich war ganz brav in deiner Abwesenheit. Singst du mir jetzt das Lied vom Bären vor?«, fragte Giuseppe.
    Â»Der, der dem königlichen Koch von Berlin alles wegfrisst?«, fragte sie.
    Â»Ja, genau das, Mammina! «
    Â»Hol das Buch, dann singen wir es zusammen«, erwiderte sie und setzte sich neben ihren Mann auf den Teppich.
    Während Giuseppe in seinem kleinen Bücherregal wühlte, flüsterte Guido: »War das wirklich nötig, dass du diesen Kerl persönlich aufgesucht hast?«
    Anscheinend wusste er schon von ihrem Besuch bei Dottor Tommasini.
    Â»Ich dachte, es sei eine gute Idee, und das war es auch, denn ich habe bekommen, was ich wollte. Du solltest stolz auf mich sein!«, sagte sie.
    Â»Ich hätte dir die Fahrt gern erspart und stattdessen selbst mit ihm geredet.«
    Â»Und wir hätten einen Kunden verloren.«
    Â»Vielleicht. Trotzdem, ich würde ihm zu gern einmal die Meinung geigen.«
    Léonie sah ihn fragend an.
    Â»Warum, glaubst du wohl, bin ich seit über einem Monat in Villanova? Dieser Emporkömmling, der den Schutz wichtiger Politiker genießt, hat es sich in den Kopf gesetzt, einen Film zu produzieren! Nicht dass er sich wirklich dafür interessiert, dafür umso mehr für die Schauspielerinnen. Er hat es geschafft, staatliche Subventionen zu bekommen, und so wie es aussieht, wird er der Produzent meines nächsten Films sein. Und nun schmiert er reihenweise Regisseure und Drehbuchautoren, damit die Rollen mit Schauspielerinnen besetzt werden, die nett zu ihm sind«, schloss er.
    Â»Das sind ja Neuigkeiten!«, rief Léonie.
    Â»Hier, singen!«, befahl der kleine Giuseppe und drückte ihr ein Buch in die Hand.
    Â»Warte, Mama und ich unterhalten uns gerade«, ermahnte ihn Guido.
    Â»Die Mama hat gesagt, dass sie mit mir singt«, protestierte der Kleine.
    Â»Das stimmt. Mama und papà werden später weiterreden«, sagte Léonie, während Guido verstimmt den Raum verließ.
    Als Giuseppe schließlich in seinem Zimmer schlief, saß Léonie mit ihrem Mann im daneben liegenden Wohnzimmer und stillte Gioacchino zum letzten Mal an diesem Tag. Ein Hausmädchen hatte Feuer im Kamin gemacht.
    Guido saß neben seiner Frau auf dem Sofa, las ein Buch und unterstrich darin Zeilen, die er später noch einmal lesen würde, um sie dann richtig zu genießen. Léonie tupfte die Milchtropfen von den Lippen ihres Kleinen. Ab und zu sah sie von ihrem Kind auf und betrachtete ihren Mann, seine hohe Stirn, in die immer wieder die eine oder andere schwarze Locke fiel, seinen konzentrierten, undurchdringlichen Gesichtsausdruck.
    Â»Du liest, als wolltest du vor dir selbst und vor dem Leben davonlaufen«, bemerkte sie.
    Er sah sie an und schenkte ihr ein zärtliches Lächeln.
    Â»Du ahnst ja nicht, wie viel Wahrheit in deinen Worten steckt! Und apropos: Ich möchte mich wegen meines schroffen Verhal tens eben entschuldigen. Das war wirklich unangebracht«, sagte er.
    Â»Ich dachte schon, du wärst eifersüchtig.«
    Â»Das bin ich auch, aber nicht auf Tommasini, sondern auf deine Arbeit. Vielleicht bin ich auch eifersüchtig auf deine Anmut, deine Intelligenz und die Leidenschaft, mit der du dich den Familiengeschäften widmest. Und ich bin … erstaunt. Du hast dich verändert. Ich habe dich für einen in sich ruhenden Menschen gehalten, für eine Frau, die sich damit zufriedengeben würde, Kinder zu bekommen und Mutter zu sein. Ich habe dich als eine von diesen wohlhabenden Ehefrauen vor mir gesehen, die die Zeit mit Friseur besuchen, Shoppen und Bridgespielen verbringen und sich, wenn es langweilig wird, wohltätigen Zwecken widmen oder einen Urlaub planen. Aber das war ein Irrtum. Du hast dich perfekt in unsere Welt eingefügt. Und dich mit deiner sanften, aber hartnäckigen Art in die Firma eingearbeitet. Du bist eher die geborene Managerin als eine verwöhnte Ehefrau. Damit will ich eigentlich nur sagen, dass ich dich schätze und aufrichtig bewundere.«
    Â»So offen bist du selten zu mir«, bemerkte Léonie zufrieden. »Ich kann dazu nur sagen, dass ich mein Leben so nicht geplant

Weitere Kostenlose Bücher