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Bei Anbruch des Tages

Bei Anbruch des Tages

Titel: Bei Anbruch des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sveva Casati Modignani
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einen Moment und sagte dann: »Wissen Sie, dass ich versucht bin, Sie zu bitten, für mich zu arbeiten? Bei Ihnen verbindet sich Intelligenz mit Schönheit und Charme – und glauben Sie mir, das ist nicht übertrieben!«
    Â»Danke für das Kompliment. Trotzdem frage ich Sie: Wollen Sie wirklich, dass auch meine Firma zur Sünderin wird? Wissen Sie, wir Industriellen aus Brianza mögen weniger raffiniert sein. Wir wünschen uns Großkunden wie Sie, wollen aber auch ruhig schlafen können. Jetzt, da Sie wissen, dass wir keine Zahlungen auf ausländische Konten akzeptieren können … werden Sie uns da trotzdem noch zu Ihren Lieferanten zählen?«, fragte sie mit einem strahlenden Lächeln.
    Â»Sie treiben mich in die Enge, das aber mit einer solchen Eleganz, dass ich … nicht Nein sagen kann«, verkündete der kleine, dicke Mann theatralisch und breitete dabei die Arme aus wie ein Gekreuzigter.
    Léonie erhob sich rasch, gab ihm die Hand und sah ihn gespielt bewundernd an, während sie sagte: »Danke, Dottore. Ich danke Ihnen von Herzen. Ich war mir sicher, dass wir uns verstehen. Deshalb bin ich persönlich hierhergekommen, trotz meiner Mutterpflichten. Mit meinem gerade mal einen Monat alten Kind, das gleich gestillt werden will.«
    Sie bewegte sich anmutig, und ein betörender Parfümduft ging von ihr aus.
    Â»Ich verstehe die Eile. Ich weiß, dass draußen die Kinderfrau mit Ihrem Sohn wartet. Wie schade! Ich fliege gleich wieder nach Rom und hätte Sie zu gern gebeten, mich zu begleiten. Ich bin nämlich dermaßen eingespannt, dass ich die Flüge nutze, um mich mit interessanten Menschen zu unterhalten.«
    Â»Tja, wirklich zu schade!«, meinte sie und tat enttäuscht. Dann schloss sie mit den Worten: »Gut, dass das Wichtigste nun ge klärt ist.«
    Er begleitete sie zur Tür, gefolgt von seinem stummen Buchhalter, und sagte: »Da irren Sie sich, Signora Tardivaux, zwischen uns ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Mein Angebot war ernst gemeint. Überlegen Sie doch mal, was für ein Karrieresprung es für Sie wäre, von der Firma Ihres Schwiegervaters zu Edilcapitale zu wechseln – vom kleinen Familienbetrieb ins Big Business. Sie ahnen ja nicht, was Sie noch alles erreichen könnten, wenn Sie für mich arbeiten würden. Ich arbeite gern mit Frauen zusammen, die so intelligent und vor allem so schön sind wie Sie.«
    Â»Ich werde darüber nachdenken, Dottore«, versprach sie dankbar, nicht ohne hinzuzufügen: »In der Zwischenzeit erwarte ich jedoch, dass unsere Rechnungen korrekt beglichen werden.«

5
    G ioacchino wurde in den Armen der Kinderfrau langsam unruhig. Léonie trat mit ihnen in den Lift und beeilte sich dann, den Palazzo zu verlassen. Sie fühlte sich, als würde sie von einer Meute wilder Hunde verfolgt.
    Sie ließ sich das Kind geben und reichte dem Kindermädchen die Autoschlüssel. »Fahr du! Ich setze mich mit dem Kleinen auf den Rücksitz«, befahl sie und seufzte erleichtert auf.
    Bevor der Wagen losfuhr, legte Léonie den Kleinen an die Brust und gestand der Kinderfrau: »Das Treffen war der reinste Albtraum, aber ich habe gewonnen!«
    Dottor Tommasini war ihr zuwider, sodass sie ihn für die Zukunft gern von ihrer Kundenliste streichen würde.
    Â»Nie im Leben!«, sagte der Schwiegervater, als sie ihn in seinem Büro aufsuchte. »Unsere Kunden sind unser Kapital. Ohne sie könnten wir gleich dichtmachen!«
    Â»Ja, aber ein Typ wie der …«, protestierte sie.
    Â»Du kannst stolz auf dich sein, dass du unsere Interessen bei ihm durchsetzen konntest, kleine Hexe«, erwiderte Cavalier Cantoni.
    Â»Ich habe dir noch gar nicht gesagt, dass er mich abwerben wollte.«
    Â»Das wundert mich nicht! Ich denke, ich brauche dir nicht zu erklären, nach welchen Kriterien er seine Mitarbeiterinnen auswählt?«
    Â»Bitte erspar mir das, denn so viel habe ich auch begriffen. So erfolgreich er auch ist: Seinen wahren Charakter kann dieser petit bonhomme nicht verbergen.«
    Â»Danke für alles, meine Liebe. Und jetzt geh zu deinen Kindern und lass die Arbeit noch bis zum Sommer allein meine Sache sein!«
    Â»Du weißt genau, dass ich das nicht tun werde, papà . Aber heute bin ich wirklich müde. Und ein wenig Erholung habe ich mir verdient.«
    Nach diesem unangenehmen Nachmittag wollte Léonie erst einmal

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