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Bei Anruf - Angst

Bei Anruf - Angst

Titel: Bei Anruf - Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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arbeiten.“
    „Was tut man nicht alles für
eine Million. Aber die schlauen Mönche werden sich unser Kfz-Kennzeichen
merken. Oder“, er grinste, „hast du auch da vorgesorgt?“
    „Habe ich. Zwei italienische
Kennzeichen liegen unter dem Beifahrersitz. Die werden wir anbringen.“
    „Hast du sie hier geklaut?“
    „Nein. Zuhause. Mitgebracht.
Sind echt. Der Wagen war aus Mailand. Ein blauer Ferrari. Ich denke mal, der
hat jetzt Probleme mit unseren Bullen. Hahah!“
    „Ich muss dich loben, Dieti! Du
hast wirklich an alles gedacht. Wie geht’s übrigens deiner Schwester? Die
Olivia ist ja wirklich ein süßes Mädchen.“
    Dietmar starrte vor sich hin. „Ja,
schon. Aber sie wird immer schwieriger. Sie macht sich um alles Sorgen. Ich
glaube, sie hält mich für einen Mistkerl.“

    Adolf riss die Augen auf. „Aber
dich doch nicht! Wie kann sie!“
    „Spar dir den Spott! Es ist nun
mal so. Wir verstehen uns nicht.“
    „Das kommt vor, habe ich
gehört. Unter Geschwistern genauso häufig wie in einer Liebesbeziehung.“
    Dietmar presste die Lippen
aufeinander, bevor er sagte: „Leider habe ich sie auf dem Hals — seit es unsere
Alten nicht mehr gibt. Naja, eines Tages wird sie heiraten, jedenfalls ihre
eigenen Wege gehen. Aber bis dahin muss ich sie unter Kontrolle halten. Dass
sie um Himmels willen nicht erfährt, was ich treibe.“
    „Ahnt sie was?“
    „Könnte sein.“
    „Woraus schließt du das?“
    „In den letzten Tagen hat sie
kaum mit mir geredet. Sie wirkte sehr deprimiert, sehr niedergeschlagen.“
    „Aber Kuno passt auf sie auf?“
    „Ich hoffe es.“
    Danach redeten sie nicht mehr
viel. Es war spät. Die Nacht würde kurz sein. Also höchste Zeit, an der
Matratze zu horchen. Doch vorher tranken sie noch einen letzten Amarusetto.

9. Menschenschmuggel — ein Riesengeschäft
     
    Schaurig, diese Kälte! Diese
muffige Feuchtigkeit! Und die Taschenlampe nutzte auch nicht viel.
    Tim fühlte sich blamiert bis
auf die Knochen. Kuno Ivoritzki hatte ihn, hatte sie alle reingelegt. Jetzt
waren sie eingesperrt in diesem ekligen, ehemaligen Bombenkeller.
    Klößchen grunzte und suchte
seine Taschen ab nach Schokolade. Gaby begann zu kichern, was aber überhaupt
nicht fröhlich klang. Karl behielt die Ruhe. Tim sah, wie er im Schein der
Taschenlampe seinen Rucksack abnahm.
    „Kein Grund zur Aufregung,
Leute. Ich habe ja mein Handy mit. Wen rufen wir an?“
    „Natürlich meinen Papi!“, rief
Gaby mit deutlicher Erleichterung in der Stimme.
    „Ähhh, Pfote!“, meinte Tim. „Eigentlich
ist es noch etwas zu früh, um deinen Vater und damit die Polizei einzuschalten.
Wir haben so gut wie keine Beweise. Verdacht und Indizien reichen nicht aus für
eine Haussuchung bei Ivoritzki oder für ein scharfes Verhör. Der wird
behaupten, er hätte hier nur ein paar verwilderte Katzen gefüttert und wisse
ansonsten von gar nichts. Dass man uns eingesperrt hat — das müssen andere
gewesen sein. Wer weiß denn auch, was für Gesindel sich hier rumtreibt. Nein,
Pfote! Der Polizei sind die Hände gebunden. Uns aber nicht. Wir sind nicht dem
Diensteid verpflichtet, sondern nur unserem Gewissen. Und das bewahrt uns ja
grundsätzlich davor, Unrecht zu tun.“
    „Grundsätzlich!“, nickte Karl.
    „Grundsätzlich!“, bestätigte
Klößchen. Er kaute. Er hatte Schokolade gefunden.
    „Aber es handelt sich doch
anscheinend um organisiertes Verbrechen“, wandte Gaby ein. „Ivoritzki hat
mindestens einen Komplizen. Nämlich den, der hinter uns verriegelt hat. Der
Betreffende ist uns unbemerkt gefolgt oder hat hier bereits gelauert.“
    „Richtig!“, nickte Tim. „Wenn
die Vollwaise die Wahrheit gesagt hat, haben wir’s mit Schleusern zu tun. Ihr
Bruder ist einer, Ivoritzki gehört dazu und der hinter uns — das ist der
Dritte.“
    Karl hielt sein Handy in der
Linken. „Bevor wir noch weitere Überlegungen anstellen, sollten wir erst mal
telefonieren. Wen rufe ich an?“
    Tim kramte in der Jackentasche
und holte die Geschäftskarte des Taxifahrers hervor.
    „Der wird sich freuen.
Hoffentlich ist er nicht mit einer anderen Fuhre unterwegs.“
    Tim nahm das Handy und drückte
die Ziffern der Tastatur. In der Nähe pfiff eine Ratte. Unwillkürlich trat Gaby
etwas näher zu Tim. Sie hat zwar nichts gegen Ratten, aber in dieser Umgebung
wirkten die raubfähigen Nager mit ihrem Hang zu Unrat und Kanalisation
unheimlich auf Tims Freundin. Er hatte jetzt eine Hand frei und legte den Arm
um sie.
    Freizeichen.

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