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Bei Anruf - Angst

Bei Anruf - Angst

Titel: Bei Anruf - Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Wenn die
Schleuser weiterverteilen — und mit dieser Sorte von Verbrechern haben wir’s
offenbar zu tun dann sollen die Flüchtlinge auch später noch ausgepresst
werden, entweder als illegale Kriminelle oder als Sozialhilfeempfänger. Die
meisten Flüchtlinge kommen übrigens aus Jugoslawien, Rumänien und Afghanistan.
Und stellt euch vor: In Indien und im Irak werden ganz ungeniert in den
Zeitungen und auf den Basaren Schleusungen angepriesen. Sozusagen als
Abenteuerfahrt ins Wirtschaftswunderland Deutschland.“
    „Dann reichen die Verbindungen
der hiesigen Schleuser also bis dorthin“, stellte Gaby fest. „Sie haben dort
ihre Komplizen vor Ort.“
    Tim nickte. „Der
Menschenschmuggel ist international geprägt. Zur Zeit sind die deutschen
Verbrecher nur zu 15 Prozent beteiligt. Aber sie drängen immer stärker auf den
Markt, sie holen auf. Der Bruder der Vollwaise scheint einer dieser kriminellen
Goldgräber zu sein. Immerhin haben wir jetzt eine heiße Fährte aufgenommen. Und
die heißt Ivoritzki.“
    Sie redeten noch kurze Zeit — im
Dunkeln. Denn Karls müde Funzel musste geschont werden. Dann war ein Geräusch
draußen an der Tür. Metall knirschte. Ein Riegel wurde geöffnet. Die Tür
schwang auf. Mondlicht fiel herein und war überwältigend — nach der Finsternis
in diesem Bunker.
    Der Taxifahrer beugte sich in
die Öffnung.
    „Hallo, seid ihr da?“
    „Sie glauben gar nicht, wie wir
uns auf Sie gefreut haben“, meinte Tim. „Und nun sagen Sie uns bitte, wie Sie
heißen — damit wir uns unser Leben lang an Sie erinnern.“
    „Ich heiße Severin Liebler.“
    „Hallo, Severin!“, meinte Tim
nach kurzer Verblüffung und einem warnenden Blick zu den andern, dass auch ja
niemand gluckse. Ein Blick freilich, den in der Dunkelheit keiner wahrnahm. „Ist
Onkelchens Mercedes noch da?“
    „Nee, der ist weg. Hier ist
jetzt total tote Hose.“
    „Wir müssen schnellstens zur
Stadt zurück“, sagte Tim. „Zum Esterbach-Platz.“

10. Nachts in fremder Wohnung
     
    Am Esterbach-Platz stiegen TKKG
aus. Klößchen bezahlte. Diesmal lehnte Severin das Trinkgeld ab. Kommt nicht in
Frage!, meinte er. Er sei nun ein Lebensretter. Und die arbeiten bekanntlich
fürs gute Gewissen, für einen Fensterplatz im Himmel, für gesunden Schlaf — aber
nicht für Bakschisch und geldigen Profit.
    Alle schüttelten ihm die Hand
und versprachen, sich zu melden; denn natürlich hatte man auch die privaten
Telefonnummern ausgetauscht.
    Es war inzwischen sehr spät
geworden, die Nacht kalt und menschenleer. Wieder sanken vereinzelte
Schneeflocken herab und Gaby benutzte Karls Handy, um zu Hause anzurufen und
ihre Mami zu beruhigen. Frau Glockner war natürlich besorgt, wusste aber auch,
dass ihre Tochter bei den Jungs — und vor allem bei Tim — gut aufgehoben,
bestens beschützt ist. Denn trotz aller Selbstständigkeit moderner Mädchen — eine
14-Jährige, allein unterwegs in den nachtdunklen Straßen einer gefährlichen
Großstadt, ginge ein zu großes Risiko ein. Es sei denn, es handelte sich um
eine Sumo-Ringerin mit geladener Pistole. Und nicht um ein so zartes Mädchen
wie Tims hübsche Freundin.
    Auf dem Esterbach-Platz stand
jetzt kein Taxi mehr. Auch Severin beendete den Dienst und verschwand um die
nächste Ecke.
    Tim blieb stehen. „Wir sollten
nachsehen, ob Ivoritzki seinen Mustang wieder im Stall hat.“
    „Du meinst, ob der Mercedes
wieder in der Garage steht?“, erkundigte sich Klößchen. „Ich wette, die ist
abgeschlossen.“
    „Klar! Sonst könnte jemand den
Mustang klauen.“
    Tim lief hinüber und probierte
das Doppeltor der ehemaligen Remise. Natürlich war abgesperrt, wie nicht anders
zu erwarten. Seine Freunde kamen heran.
    „Wiehert er?“, fragte Klößchen.
    „Der Mercedes? Nein!“
    „Und der Mustang?“
    „Der riecht nach Benzin und
nach Öl. Aber dieser Duft haftet der Garage ohnehin an. Karl! Hast du deine
nützlichen Dritt- und Viertschlüssel mit?“
    „Behaupte nicht, ich hätte
Einbruchswerkzeug“, grinste Karl und machte sich an dem ziemlich simplen
Schloss zu schaffen.
    „Aber Tim — tstststs“, meinte
er dann, als der Torflügel aufschwang, „du lässt nach, bist ja regelrecht
zerstreut gegen Mitternacht. Es war gar nicht abgeschlossen.“
    „Stimmt. Sonst ginge ja jetzt das
Tor nicht auf“, nickte Klößchen.
    Gaby seufzte und wandte sich
ab. Tim öffnete das Tor noch etwas weiter, bis Laternenlicht auf den Mercedes
fiel. Alle Türen waren abgeschlossen,

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