Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bei Anruf - Angst

Bei Anruf - Angst

Titel: Bei Anruf - Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
rechtmäßige) Einwanderer. Eben jene
Flüchtlinge aus Bestial-Staaten, wo Menschen verhungern, wegen religiöser
Überzeugung verfolgt und wegen politischer Unbotmäßigkeit ermordet werden. Die
Schleuser, von denen die Vollwaise gesprochen hat, bringen sie ins Land. Ivoritzki
ist einer dieser Ausbeuter. Und hier in den Unrat-Kellern werden diese Menschen
erst mal versteckt, bevor man sie irgendwohin weiter verteilt.“
    „Das isses!“, meinte Karl. „Also
los!“
    Tim lief voran und erreichte
die Treppe. Schachtartig führte ein Dutzend Stufen hinab. Die schwere, aber
eher kleine Einschlupftür stand offen.

    Hinter Tim kam Karl. Gaby und
Klößchen folgten. Karl nestelte seine Taschenlampe aus dem Rucksack, schaltete
sie aber noch nicht ein.
    Tim bückte sich und quetschte
sich durch die Tür, beide Fäuste schützend in Kopfhöhe. Denn er wusste nicht,
was jetzt passierte. Vielleicht wartete im Dunkeln jemand mit ‘nem Knüppel.
    Tim richtete sich auf. Nein.
Hier war niemand. Das spürte er. Sein untrüglicher Nahkampf-Instinkt entwarnte.
In diesem Teil des Bunkers waren sie allein.
    Behaglich war’s trotzdem nicht.
Dieser Gestank! Moder, Abfall, Verwesung. Es roch fäkalisch. Die Luft war
feucht und gruftkalt. Weit vorn klangen Schritte. Ivoritzki entfernte sich. Ab
und zu blitzte ein Licht auf. Der Kerl hatte eine Taschenlampe. Er war schon
drei Flure und vier Ecken entfernt, denn diese weitläufige, unwirtliche
Bunkeranlage bestand aus zig Räumen und Gängen.
    Tim ließ sich Karls Lampe
geben, ein Kleinformat mit dünnem Strahl und schon ziemlich verbrauchter
Batterie. Sie funzelte nur. Ein Glühwürmchen wäre nützlicher gewesen.
    Tim murrte deshalb.
    Karl rechtfertigte sich. „Wusste
ja nicht, dass wir sie brauchen. Und wieso muss ich eigentlich immer den ganzen
High-Tech-Kram mit mir rumschleppen.“
    „Weil du unser Mann dafür bist“,
flüsterte Tim. „Im Übrigen kann man bei diesem Schwachlicht kaum von High-Tech
reden.“
    Verfolgung! Denn Ivoritzkis
Schritte entfernten sich jetzt rascher. Von versteckten Flüchtlingen war nichts
zu hören.
    Ein Dutzend Schritte über
Glitschmüll. Am Eingang knirschten die Rostangeln. Mit dumpfen Schmatzlaut
schloss sich die Tür.
    Klößchen spinnt wohl!, dachte
Tim.
    „Heh, Klößchen! Nur weil du der
Letzte bist, brauchst du die Tür nicht zu schließen.“
    „Habe ich doch gar nicht
gemacht!“, erwiderte sein dicker Freund, der zwar das Schlusslicht war,
gleichwohl ziemlich dicht hinter Tim kam.
    „Was?“ Der TKKG-Häuptling fuhr
herum. „Die schließt sich doch nicht von allein.“
    Mit der Lampe wetzte er zur Tür
zurück.
    Auf der Innenseite bestand sie
nur aus Beton — und einem plumpen Hebel zum Aufklinken.
    Schon bevor Tim ihn betätigte,
wusste er: Die Tür war verschlossen. Verriegelt! Und zwar von außen.
    Er stemmte sich dagegen. Es
bewirkte nichts. Keinen Millimeter gab sie nach.
    Tim rannte an seinen Freunden
vorbei.
    „Falle! Das ist eine Falle!
Hinter uns hat jemand dichtgemacht. Und Ivoritzki wird dort vorn...“
    Tim sparte sich den Rest. Denn
jetzt hieß es rennen. Er kannte die Örtlichkeit nicht. Die Funzellampe war nur
eine klägliche Hilfe.
    Trotzdem fand er den richtigen
Gang, der nicht breiter war als zwei ausgestreckte Arme. Einmal wäre Tim fast
gegen einen Mauervorsprung geprallt, schaffte aber die Kurve, rutschte über
schmierigen Abfall, stolperte über klirrende Flaschen, über Scherben, über
scheppernde Bierdosen, über durchgeweichte Zeitungen und eine schimmlige
Matratze, die aus einer Türöffnung ragte.
    Tims Freunde folgten, fühlten sich
aber fast so blind wie Maulwürfe und waren daher langsam.
    Wenn ich’s nicht schaffe,
dachte Tim, haben wir hier unser Nachtquartier.
    Ivoritzkis Lampe war nicht mehr
zu sehen. Keine Schritte, aber die wären von Tims Verfolgungsgeräuschen ohnehin
übertönt worden.
    War dort vorn sowas wie ein
Gelächter?
    Dann hörte er, wie eine schwere
Tür — gleichartig wie beim Eingang — mit sattem Plopp geschlossen wurde. Wieder
jaulte der Rost auf den Scharnieren und Metall machte bing-bing.
    Tim warf sich gegen die Tür. Aussichtslos!
Ich Idiot!, dachte er. Nein, wir alle haben den Kerl unterschätzt. In die Falle
gelockt, hat er uns, und kaltgestellt mit links. So eine Kacke! Und auch die
liegt hier überall rum.
    Seine Freunde näherten sich.
Tim schwenkte die Lampe und ging ihnen entgegen.
    „Wir sind eingeschlossen“,
verkündete er. „Einen dritten Eingang gibt es

Weitere Kostenlose Bücher