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Bei Anruf - Angst

Bei Anruf - Angst

Titel: Bei Anruf - Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nicht in
einem Wagen?“
    „Sie benutzen drei. Und starten
zu unterschiedlichen Zeiten — jeweils mit zehn Minuten Abstand. Das habe ich
schon ermittelt.“
    „Irre!“
    „Schlau, finde ich.“
    „Irre schlau!“
    „Die Strecke ist gefährlich.
Die schmale Straße verläuft in Serpentinen. Teilweise führt sie an Abgründen
vorbei. Wer da durch die Leitplanke semmelt — den erschlägt schon der Luftzug
beim Runterstürzen. Immerhin gibt es Wege und Pfade, die von der eigentlichen
Straße abzweigen. Wege, die zu verlassenen Bergbauernhöfen führen, zu den
Ruinen ehemaliger Wehrbauten, zu Berghütten. Das kommt uns wie gerufen. Es sind
Verstecke. Bis man uns dort aufspürt, kennen wir längst alle 155 Kräuter und
die genaue Mischung. Klaro?“
    „Haben die Mönche den
Führerschein?“
    „Was? O Mann! Das kann uns doch
egal sein, Adolf. Außerdem gehe ich davon aus, dass ihnen die Fahrerlaubnis
erteilt wurde.“
    „Sind sie bewaffnet?“
    „Garantiert nicht. Mönche
lieben den Frieden. Aber aufpassen müssen wir. Sonst haut uns einer seinen
Rosenkranz um die Ohren.“
    „Sprechen sie deutsch?“
    „Hier spricht man deutsch,
österreichisch und italienisch. Wir können uns verständigen. Die Mönche
verstehen uns.“ Adolf stützte die Ellbogen auf und den Kopf in die Hände. „Noch
einen Amarusetto“, murmelte er, „und ich kidnappe den Papst. Betest du
eigentlich?“
    „Sehe ich so aus?! Wenn ich
andächtig bin, surfe ich im Internet.“
    „Wie weit ist dein Plan
gediehen, Dieti?“
    „Er ist fertig. Ist rund,
perfekt, genial. Es kann nichts schief gehen.“
    „Lass hören.“
    „Stell dir vor: eine Stelle
hinter einer Haarnadelkurve. Die Straße ist schmal und verläuft am Abgrund.
Wenden — unmöglich! Wir blockieren mit unserem Wagen, täuschen einen Unfall
vor. Der erste Mönch kommt, hält, will helfen, steigt aus. Blitzschnell werden
wir ihn überwältigen, fesseln, knebeln. Dann als Paket in die Büsche. Den Wagen
lassen wir durch die Leitplanke brechen. 300 Meter tiefer ist die Schlucht
schwarz, feucht und leer — ein völlig unzugängliches, unwegsames, gefährliches
Gelände. Auch wenn der Wagen explodiert — zu sehen ist das von nirgendwo: weder
vom Dorf noch vom Kloster. Und schon gar nicht von dem oberen Verlauf der
Straße. Die beiden nachfolgenden Mönche merken also nichts. Und wir kaschen sie
uns auf die gleiche Weise. Auch die beiden anderen Wagen landen im Abgrund.
Dann laden wir unsere Gefangenen in meinen Geländewagen und fahren zu einer
versteckten Ruine. Die Kellergewölbe sind noch brauchbar. Dort verhören wir die
drei. Das mache ich und ich weiß, dass ich zeitlich im Druck bin. Also werde ich
nicht zimperlich sein. Inzwischen fährst du den Wagen ins Dorf zurück. Ich
komme zu Fuß nach — sobald ich das Rezept habe. Natürlich werde ich nicht die
Straße benutzen, sondern einen Pfad querfeldein. Den kenne ich noch vom vorigen
Sommer. Ist ‘ne enorme Abkürzung und ich laufe nicht der Polizei in die Hände.
Denn mit der müssen wir rechnen. Wenn die Mönche nicht in der Brennerei
eintreffen, wird man dort alsbald unruhig werden und im Kloster anrufen. Die
Mönche werden sich sofort auf die Strümpfe bzw. auf die Räder machen und die
Brüder suchen. Schreck, Entsetzen — und auch Rätselraten dann an der
Unfallstelle. Wie ist es möglich, dass alle drei dort hinunter gestürzt sind — wird
man sich fragen. Die Bergwacht wird verständigt. Ein Hubschrauber wird angefordert.
Retter seilen sich ab. Das dauert und dauert und dauert und wir gewinnen Zeit,
Zeit, Zeit. Unten findet man die Wracks, aber keine Toten. Die Wagen sind
zerschmettert und vielleicht auch ausgebrannt. Die Insassen wurden
rausgeschleudert — wird man vermuten. Noch mehr Sucherei. Die Erkenntnis, was
Sache ist, hat garantiert keiner. Aber wir haben längst das Rezept und machen
die Biege und sind wieder zu Hause in Deutschland, bevor man die drei Mönche
entdeckt. Denn die lasse ich gefesselt zurück. Das wird denen nicht schaden — einige
Tage ohne Verpflegung zu darben.“
    „Fasten sind die ja gewohnt“,
nickte Adolf.
    „Du sagst es.“
    „Aber sie werden uns
beschreiben.“
    „Wir sind maskiert.“
    „Sie werden deinen Wagen
beschreiben.“
    „Der wird nicht dunkelbraun
sein, sondern gelb. Ich habe gelbe Folien mitgebracht. Die kleben wir drauf,
sobald wir morgen früh im Gebirge sind. Kurz nach sechs.“
    „So früh?“
    „Wir sind hier nicht im Urlaub,
Adolf, sondern um zu

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