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Bei Dir bin ich geborgen

Bei Dir bin ich geborgen

Titel: Bei Dir bin ich geborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Kay
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aber er erzählte mir immer, er lebe getrennt und wolle sich scheiden lassen.“ Sie setzte die Tasse wieder ab. „Was soll ich sagen? Ich war jung und naiv“, meinte sie kopfschüttelnd. „Es hört sich dumm an, aber damals glaubte ich, er liebte mich tatsächlich. Ich dachte, er würde mich heiraten. Jetzt bist du schockiert, nicht wahr?“
    „Nein, keineswegs. Wie du sagtest, du warst jung. In dem Alter macht man eine Menge Fehler.“ Dan sagte sich, dass er nicht das Recht hatte, von Glynnis enttäuscht zu sein. Er hatte selbst genug Mist gebaut, und dabei war er älter gewesen.
    „Ich hasse mich heute dafür, was ich getan habe, und dafür, dass ich mich so habe hereinlegen lassen“, äußerte sie müde. „Er wollte sich natürlich nicht von seiner Frau trennen. Er sagte, wir könnten uns doch weiterhin treffen. Ich werde nie den Tag vergessen, als ich begriff, dass er mich nie geliebt hatte. Für ihn zählte nur mein Körper, es ging ihm nur um Sex mit einer dummen Studentin, die ihn anhimmelte.“
    „Glynnis…“
    „Eines Tages erzählte ich Gregg alles. Danach brach ich das College erst einmal ab und zog nach Los Angeles, wo meine Patentante wohnte. Ich musste allein sein. Einige Wochen später stellte sich heraus, dass ich schwanger war. Ich war wie unter Schock. Schließlich kam ich zu der Entscheidung, dass ich das Baby nicht behalten konnte. Ich hatte keinen Mann, kein Geld, keine Ausbildung, ich hätte nie einen Job gefunden. Und auf keinen Fall wollte ich Gregg mit dem Kind belasten. Es lagen noch zwei Jahre College vor ihm, und ich wollte nicht, dass er wie ich das Studium aufgab. Daher entschied ich mich, das Baby zur Adoption freizugeben, damit es einen besseren Start ins Leben bekommt.“
    „Ich finde, du hast das Richtige getan.“
    Nachdenklich nickte sie. „Vom Kopf her denke ich das auch.“ Ihre Blicke begegneten sich. „Aber mein Herz sagt etwas ganz anderes.“ Dan konnte ihre Gefühle nachvollziehen. In den letzten Tagen vor Monas Tod, als sie so schrecklich litt, wusste er, dass der Tod sie von ihren Schmerzen erlösen würde. Dennoch wollte er nicht, dass sie starb, denn er konnte sich sein Leben ohne sie nicht vorstellen. „Bist du bei deiner Patentante geblieben?“
    „Ja, ich konnte bei ihr bleiben, bis das Kind zur Welt kam. Es wurde in einem anonymen  Geburtshaus  geboren,  das  mit  einer  Adoptionsvermittlung  zusammenarbeitete. Sie haben alles für mich erledigt.“
    „Weißt du, wer deine Tochter adoptiert hat?“
    Glynnis schüttelte den Kopf. „Nein.“ Sie faltete ihre Serviette zusammen und wieder auf. „Ich muss aber immer wieder darüber nachdenken. An ihrem Geburtstag stelle ich mir vor, wo sie wohl ist, wie sie aussieht, was sie tut, ob sie vielleicht an mich denkt.“ Sie schluckte. „Ich denke darüber nach, wie es hätte sein können. Ich denke, wenn ich nur ein wenig mehr Mut gehabt hätte…“ Sie wandte ihren tränenverschleierten Blick ab.
    Dan hätte ihr eine ähnliche Geschichte erzählen können.
    Immer an Monas Geburtstag dachte er daran, was hätte sein können. Aber um ihn ging es jetzt nicht, daher blieb er stumm. Glynnis hatte das Bedürfnis zu reden, und das Beste, was er tun konnte, war zuhören.
    „Ich glaube, es würde mir schon reichen, wenn ich wüsste, dass es ihr gut geht.
    Immer nur Vermutungen anzustellen, ist schrecklich. Ständig frage ich mich, ob ich wirklich das Richtige getan habe. Manchmal fühle ich mich so schuldig.“ Sie sah auf die Tischplatte.
    „Hast du mal daran gedacht, sie ausfindig zu machen?“ Sie nickte. „Aber immer hält mich irgendetwas zurück. Ich bin nicht sicher, ob…“
    „…ob?“
    „Vielleicht… vielleicht möchte sie mich gar nicht kennen lernen.“
    „Das wirst du nie erfahren, wenn du es nicht versuchst.“

    „Ich habe schon so viele Fehler im Leben gemacht, ich will nicht noch einen machen.“
    Dan nickte voller Verständnis. „Ich könnte Nachforschungen für dich anstellen, wenn du willst. Es gibt ein internationales Adoptionsregister. Zur Adoption freigegebene Kinder können sich dort eintragen, wenn sie ihre Eltern kennen lernen möchten, und umgekehrt. Ich könnte dort für dich nachsehen. Wenn du willst, könntest du dich dort registrieren lassen, und wenn deine Tochter eines Tages mit dir Kontakt aufnehmen will, wäre es ein Leichtes für sie.“ Glynnis biss sich auf die Unterlippe. „Aber… aber wenn ich etwas erfahre, was ich lieber nicht gewusst hätte?“
    Dan

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