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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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blöde Sentimentalität! Doris schüttelte den Kopf und trank das Glas aus. Bescheuert, sie musste sich ablenken. Entschlossen stand sie auf und griff zu einem Messer und einer Zwiebel. Mit jeder Haut, die sie abzog, kamen mehr Tränen. Nur flossen sie nicht mehr aus Sentimentalität, sondern aus Frust.
     
    Als das Gemüse fertig geschnippelt und das Nudelwasser im Topf war, blieb ihr noch eine halbe Stunde, sich umzuziehen und frisch zu machen. Und dann wollte sie doch |37| mal sehen, ob es ihr nicht gelänge, einen freundschaftlichlässigen Abend mit ihrem jüngsten Sohn und seiner großen Liebe hinzukriegen, an dem nichts, aber auch gar nichts an Margret Goldstein erinnerte. Das wäre doch gelacht.
    Doris warf das gebrauchte Geschirrhandtuch in den Wäschekorb und ging nach oben. ›Jeans und weiße Bluse‹, dachte sie, ›und die Haare hochgesteckt. Damit kann nichts schiefgehen.‹
    Sie lächelte immer noch, als sie vor ihrem Kleiderschrank stand und die Bluse herausnahm. Es musste ein schöner Abend werden.
     
    Eine gefühlte Ewigkeit später stand sie etwas schwankend an der Haustür und sah die Rücklichter von Moritz’ Auto kleiner werden. Als sie hinter der Kurve verschwunden waren, blieb sie noch einen Moment stehen, dann drehte sie sich um, ging hinein und ließ die Haustür hinter sich ins Schloss fallen.
    Im Esszimmer begann sie, die schmutzigen Teller auf ein Tablett zu stellen. Wiebke hatte über die Hälfte ihrer Portion unberührt liegen gelassen. Die erste Liebe ihres Sohnes hatte sich als mageres, schweigsames, humorloses Wesen entpuppt, die auch noch ein grauenhaftes Lippenpiercing trug. Und Moritz hatte auch nicht gerade zu einem fidelen Abend beigetragen. Zuerst hatte er seine Nudeln in sich hineingeschaufelt und Doris dann mit der vergeistigten Wiebke allein gelassen, weil er sich um seine Taucherausrüstung kümmern wollte. Der Versuch, mit dem Mädchen irgendwie in ein Gespräch zu kommen, war grandios gescheitert. Wiebke hatte sie nur angestarrt und Doris’ Redefluss irgendwann mit den Worten: »Ich würde an Ihrer Stelle keinen Wein mehr trinken«, unterbrochen. Dieses blöde Balg.
    |38| Doris setzte den Tellerstapel plötzlich wütend auf dem Tisch ab und stützte sich mit den Händen auf den Stuhl. Was bildete die sich eigentlich ein? Sie selbst hätte sich in diesem Alter nie getraut, so einen Satz in Gegenwart von Torstens Mutter rauszuhauen. Wieso machte diese Krähe das?
     
    Das Telefon klingelte. Das Display zeigte Torstens Handynummer. Vielleicht wollte er fragen, was das denn für eine Zuckerpuppe sei, die sein Sohn angeschleppt habe. Doris nahm das Gespräch an.
    »Du hast nichts verpasst. Ein mageres, unfreundliches, schlecht gelauntes Huhn, das kein Fleisch isst.«
    »Was?« Seine Stimme klang irritiert. »Welches Huhn?«
    Es war klar, Torsten hatte vergessen, dass sein Sohn zum Essen kommen wollte. Die Baumesse forderte sein ganzes Hirn, da konnte er sich nicht noch mit Familienkleinkram befassen.
    »Dein Sohn Moritz hat heute seine neue Flamme Wiebke zum Essen mitgebracht. Es war furchtbar.« Doris redete langsam und überdeutlich, nebenbei schenkte sie sich Wein ein.
    »Ach so.« Torsten war überrascht. »Hat er eine Freundin? Das wusste ich gar nicht. Seit wann denn?«
    »Das habe ich dir alles erzählt. Seit drei Monaten. Ein seltsames Wesen.«
    »Ist doch schön für ihn.«
    Doris trank das Glas leer und starrte dabei in den dunklen Garten. Was sollte sie darauf auch sagen.
    »Doris? Bist du noch dran?«
    »Ja. Sicher. Und sonst? Was gibt es Neues?« In der Flasche war noch ein kleines bisschen, ein halbes Glas. Und danach |39| war Schluss. Sie musste nur aufpassen, dass sie deutlich redete. Aber erst mal konnte sie auch nur zuhören, was ihr Mann erzählte.
    »Du, hier ist alles wie immer. Viel Stress, Lärm und schlechte Luft. Messe, eben. Aber weißt du, wen ich getroffen habe? Da kommst du nie darauf: Mathias Schweiger. Der ist Architekt und deshalb auch hier.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Doch, der war mal mit Katja zusammen, Katja Severin, gleich nach dem Abitur. Er war eine Klasse über uns, lebt jetzt in Berlin. Wir sind befreundet gewesen. Ich habe mir überlegt, ihn auch zu deinem Geburtstag einzuladen, wir haben uns ewig nicht gesehen. Du mochtest ihn damals auch.«
    Das Glas war leer, die Flasche auch. Doris schob beides zur Seite und sagte: »Ich habe keine Erinnerung an ihn. Und natürlich kannst du ihn einladen, nur nicht zu meinem Geburtstag. Der

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