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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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kleinen Leben. Alles, was sie machte, war richtig. Anke ging diese Art auf die Nerven. Dafür mochte sie den Mann, Peter, der mit Kai regelmäßig Tennis spielte und mit Anke joggen ging. Ein netter Kerl, aber gestraft mit diesem Weib.
    Seit sie nicht mehr dort wohnte, hatte sie mit Peter ein paarmal telefoniert. Monika hatte sie nie mehr gesehen. Und ausgerechnet heute und hier musste das passieren. Es war nicht zu glauben.
     
    |61| Anscheinend hatte Monika sie nicht gesehen, sonst wäre sie ihr doch sofort hinterhergeschossen. Anke zählte bis zehn, dann ging sie die Stufen nach unten. Als sie die Tür öffnen wollte, stellte sie fest, dass sich der Knauf nicht drehen ließ. Sie rüttelte an der Tür, zog, drehte und begriff endlich, dass man sie nicht von innen öffnen konnte. Irritiert ließ sie ihre Hand wieder sinken und sah sich im Treppenhaus um. Das war doch wohl ein Witz. Mit schnellen Schritten lief sie wieder nach oben. Dasselbe. Keine Tür ging auf. Sie fühlte einen kleinen Anflug von Panik, versuchte aber schnell, sich selbst zu beruhigen. Sie war in einem Sternehotel, es konnte nicht sein, dass sie in einem Treppenhaus verloren ginge. Mittlerweile war sie so oft hoch- und runtergelaufen, dass sie überhaupt nicht mehr wusste, in welchem Stockwerk sie sich befand. Aber eins war überall gleich: Die Glastüren ließen sich von innen nicht öffnen. Außerdem war der Boden staubig, Ankes schwarze Schuhe waren schon von einer hellgrauen Schicht überzogen, ihr war warm, sie hatte Durst und keine Ahnung, was sie hier tat. Wütend trat sie gegen die Tür, dann noch einmal, dann schlug sie mit der flachen Hand dagegen. Und erschrak, als plötzlich eine Zimmertür im Gang hinter dem Glas aufging. Ein Mann trat heraus und Anke stöhnte auf. Es war der arrogante Typ aus dem Zug, der sie erstaunt ansah. Mit wenigen Schritten kam er auf sie zu, öffnete ihr und sagte: »Bei der nächsten Tür, die Sie selbst nicht aufkriegen, geben Sie aber einen aus.«
    Es war Anke egal, dass er sie für blöd hielt, sie wollte bloß raus aus diesem Treppenhaus. »Diese Scheißtüren gehen nicht auf. Da ist nur ein Knopf von innen, der sich nicht bewegen lässt, das ist doch wohl das Letzte.«
    Der Mann hustete kurz, dann sagte er ruhig: »Das ist eine |62| Fluchttreppe, nur die Tür ganz nach draußen, also unten, lässt sich von innen öffnen. Was wollten Sie denn da?«
    Er war attraktiv, groß, schlank, glatt rasiert, die dunklen Haare mit Grau durchzogen, und er sah gönnerhaft auf sie herab. Anke fühlte, dass sie rot wurde und strich schnell eine Strähne aus dem Gesicht. »Dann muss man das auch so kennzeichnen. Ich dachte, es wäre das normale Treppenhaus zur Rezeption. Na ja, schönen Tag noch.«
    Sie rauschte mit zusammengepressten Lippen an ihm vorbei, sein Grinsen bemerkte sie noch. Eingebildeter Sack. Und viel zu gut aussehend.
    Als sie endlich in der Hotellobby angekommen war, merkte sie, dass ihre Ferse kaum noch schmerzte.
     
    Katja sprühte abschließend Parfüm über sich, griff nach ihrer Tasche und machte sich auf den Weg ins Restaurant. Als sie aus dem Fahrstuhl stieg, sah sie als Erstes Anke. Sie stand vor dem kleinen Laden neben der Rezeption und starrte ins Schaufenster. Anke hatte eine Körperspannung wie ein Wattebausch. Die Schultern hingen, die Hüften waren schief, das Kinn zeigte zur Brust. Umgezogen hatte sie sich auch nicht, dafür waren ihre Schuhe jetzt schmutzig. Katja trat neben sie, ohne dass Anke es merkte.
    »Brust raus, Kinn hoch.«
    »Katja!« Anke hatte vor lauter Schreck einen kleinen Satz gemacht. »Bist du verrückt? Wieso schleichst du dich so an?«
    »Wir wollen doch essen.« Unbekümmert sah sie ins Schaufenster und musterte die ausgestellte Bademode, Tücher und T-Shirts . »Was guckst du dir an? Hast du zu wenig Klamotten eingepackt?«
    |63| ›Die falschen‹, dachte Anke und antwortete: »Nein, ich brauche Pflaster. Oder hast du welche dabei?«
    »Wofür?« Katja trat einen Schritt zurück, um Anke von oben bis unten zu betrachten. »Vorm Essen schon die ersten Verletzungen?«
    »Quatsch.« Anke deutete auf ihre Schuhe und zuckte zusammen, als sie die Staubschicht sah. »Oh, ach nein. Dieses verdammte   … ach egal.«
    »Du könntest es mit Schuhcreme versuchen. Geht besser als Pflaster.« Katja grinste. »Oder?«
    Anke funkelte sie wütend an. »Ich habe eine Blase an der Ferse. Und die Schuhe sind im Treppenhaus so schmutzig geworden. Ich war aus Versehen im falschen, aus

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