Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman
Seiten wenigstens schöne Haut haben.«
|123| D oris kniff die Augen zusammen, als ein heißer Wassertropfen von der Decke fiel. Das Dampfbad hatte einen Sternenhimmel, der in regelmäßigen Abständen seine Farbe wechselte. Die hellblauen Sterne wurden gerade rot, als dieser Tropfen fiel.
Sie saßen zu viert auf den umlaufenden Steinbänken, Doris, Katja, Anke und eine junge Frau, die sich auch zum Peeling angemeldet hatte. Eine Viertelstunde wurde die Haut aufgeweicht, bevor geschultes Personal die Damen mit einer Papayapampe, der Meersalz beigemischt war, einrieb. Der Körper sollte so von Verhornungen und abgestorbenen Hautschuppen befreit werden. Das versprach zumindest der Prospekt. Doris schüttelte sich innerlich. Verhornungen, was für ein Wort? Das mit der abgestorbenen Haut war vorstellbarer.
Anke hatte ihren Kopf an die warme Wand gelegt und sah in den inzwischen gelben Sternenhimmel, Katja hielt ihre Augen geschlossen. Die fremde Frau strich sich verträumt über die Schienbeine.
Doris wandte den Blick wieder nach oben. Der Farbwechsel wirkte beruhigend, ebenso das leise Zischen, wenn Wasserdampf aus den Öffnungen quoll, und das Geräusch der Tropfen, die vom Himmel fielen. Die Welt war draußen und weit weg. Nicht einmal aus der Therme war ein Geräusch zu hören. Als wären sie die einzigen Gäste in diesem Spa.
Und das, obwohl da draußen Angelika und Hermann Wolter |124| in der Sauna hockten. Doris warf einen kurzen Blick zu Katja, die ihre Haltung nicht verändert hatte. Jetzt wurden die Sterne grün. Hermann und Katja. Doris hatte es nicht glauben wollen. Zumal diese Affäre in der Zeit begonnen hatte, in der sich die Ehepaare Wolter und Wagner regelmäßig sahen. Wolters wohnten in einer Villa an der Elbe, dorthin hatte Angelika auch ständig eingeladen. Was nutzten schließlich die teure Ausstattung und die ständigen Neuanschaffungen, wenn man niemanden damit beeindrucken konnte?
An Doris war das alles abgeprallt. Sie war nie neidisch gewesen, es war ihr schlichtweg egal, von welchem Fabrikanten der grüne Ledersessel stammte oder welchen Designerpreis der bunte Kronleuchter bekommen hatte. Sie ging Torsten zuliebe mit. Er spielte eben gern mit Hermann Tennis und bekam durch ihn Kontakte, die ihm in seiner Firma nützten. Und wenn sie so einen Abend überstanden hatten, saßen sie anschließend in der Küche, tranken ein Glas Rotwein und lästerten über Angelikas Angeberei und ihren schlechten Geschmack. Über Hermann hatten sie nie geredet.
Eigentlich mochte Doris ihn. Er sprach relativ wenig, konnte aber sehr charmant und durchaus witzig sein. Meistens allerdings dominierte Angelika die Abende. Sie gehörte zu den Frauen, die gerne laut lustige Geschichten über ihre Männer erzählen, Peinlichkeiten, die ihnen passiert, Verwechslungen, die ihnen unterlaufen waren, Dinge, die sie vergessen hatten, lauter Beweise, dass sie ohne ihre Frauen sofort und ohne Umwege in ihre Höhle zurückkehren könnten. Allein waren sie im Leben hoffnungslos überfordert. Aber Angelika kümmerte sich ja um Hermann. Dafür musste er ihr auch dankbar sein.
|125| Und dann hatte er sich in Katja verliebt. Nicht, dass Doris sich darüber wunderte, vor einer Stunde hatte sie die beiden Frauen ja zusammen in der Sauna gesehen. Aber was hatte Katja an Hermann Wolter gefunden? Er war erfolgreich, das war keine Frage, er gehörte zu den Alphatieren beim Fernsehen. Und natürlich macht Erfolg sexy. Gegen ihn hatte Torsten immer unglaublich jugendlich gewirkt. Hermann war so gesetzt, starr, ihm fehlten die Neugier und jeder Hauch von Leidenschaft. Das fand zumindest Doris. Aber vielleicht war er auch ohne seine Frau neben sich ganz anders. Doris hatte ihn nie allein erlebt, sie hatte die beiden immer als symbiotisch empfunden. Wobei Hermann auch manchmal den Eindruck gemacht hatte, dass er lieber ganz woanders wäre.
Die Tür öffnete sich, und Svenja steckte ihren Kopf herein. »So, meine Damen, die Viertelstunde ist um, und Ihre Haut ist schön weich. Jetzt machen wir das Peeling.«
Sie verteilte kleine Schälchen, in denen eine gelbgrüne cremige Masse war. »Das ist Papaya mit Meersalz. Sie massieren diese Paste jetzt auf dem Körper ein, das Gesicht bitte aussparen. Bei Rücken und Schultern kann ich Ihnen helfen, wenn Sie sich nicht gegenseitig einreiben wollen.«
Die junge Frau nahm die Schale, sah die anderen unsicher an und fragte: »Soll ich bei jemandem …?«
»Gern.« Katja stellte sich zu
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