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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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trennst?«
    »Ich habe keine Liebhaber. Aber ich habe solche Geschichten bei zwei Freundinnen von mir mitbekommen. Es war genau dasselbe. Angeblich wollte der Typ sich trennen, und dann bekam die Ehefrau noch ein Kind oder es wurde ein Haus gebaut. Aber die meisten Frauen sind so blöd und glauben diesen vagen Versprechungen. Hermann würde sich nie trennen, dazu ist er viel zu sehr darauf bedacht, dass die Welt ihn toll findet. Und er ist wahnsinnig spießig und konservativ, bei aller Angeberei seiner Frau. Das ging sogar mir manchmal auf den Geist, und ich bin ja nun wirklich keine Revolutionärin.« Doris musste über ihren letzten Satz selbst lächeln.
    Katjas Blick blieb ernst. »So weit kann es mit seiner Spießigkeit aber nicht her sein. Seine erste Ehefrau hat er nämlich verlassen.«
    |132| »Was?« Vor Überraschung fiel Doris fast von der Liege. »Woher weißt du das denn?«
    »Na, rate mal.« Anke sandte einen gespielt verzweifelten Blick an die Decke. »Katja, sag’s schon. Doris kriegt sonst wieder einen Schweißausbruch.«
    »Von Hermann natürlich. Er hat das erste Mal mit fünfundzwanzig geheiratet. Seine Jugendliebe. Und zehn Jahre später bekam er eine neue Sekretärin, Angelika. Und die wurde nach einjähriger Affäre schwanger. Mit Nele, dem Augenstern. Deswegen also hat er seine erste Frau verlassen. Und später Angelika geheiratet.«
    Doris fächelte sich tatsächlich schon wieder Luft zu. »Das gibt’s ja gar nicht. Angelika hat sich mal wahnsinnig darüber aufgeregt, dass ein Tenniskollege von Torsten und Hermann sich wegen einer anderen Frau getrennt hat. Sie regte sich furchtbar über Ehebrecherinnen und Männer auf, die Familien verlassen, damit sie ihr Ego streicheln. Und dabei hat sie sich ihren Mann selbst so gegriffen. Kann man hier ein Fenster öffnen? Ich komme gerade um.«
    Anke schwang ihre Beine auf den Boden und stand auf.
    »Ich laufe gern für dich, Frau Goldstein.« Sie schob die Glastür auf, sofort hörte man das Meeresrauschen.
    Auf dem Weg zurück zu ihrer Liege fragte sie Katja: »Kann es sein, dass dein Problem darin besteht, dass er für diese Angelika seine erste Frau verlassen hat und dass er das für dich nicht machen wollte?«
    Sie legte sich wieder hin und stopfte die Decke um ihren Körper. »Sag die Wahrheit.«
    Katja richtete sich auf. »Damals nicht. Aber heute, als ich diese Angelika das erste Mal gesehen habe, da habe ich die Wut bekommen. Ich habe sie mir immer Wunder wie toll |133| vorgestellt. Und dann entpuppt sich meine Erzfeindin als ältliche Hausfrau. Und das Kind ist so alt wie mein Liebhaber. Das ist doch nicht zu glauben.«
    »Severin, du bist eine echte Egozentrikerin.« Anke sah Katja lange an. »Hätte es dich weniger aufgeregt, wenn die Gattin aussehen würde wie Sharon Stone? Und die Tochter ein kleines, dickes Gör wäre?«
    »Ehrlich gesagt: Ja.« Katja setzte sich in den Schneidersitz. »Dann hätte ich das wenigstens verstanden. Aber so   …«
    »Du spinnst.« Doris hatte die Decke von der Liege gefegt und ihren Bademantelgürtel gelockert. »So etwas ist doch kein Wettkampf. Warum wolltest du denn eigentlich, dass Hermann sich trennt? Damit er mit dir zusammenlebt oder damit ihn Angelika nicht behält?«
    »Wird das hier eine Therapiestunde, oder was? Ich weiß es nicht. Ich wollte nie heiraten, aber ich hatte auch keine Lust, die zweite Geige zu spielen.«
    Mit gequältem Lächeln sah Katja die beiden anderen an. »Wahrscheinlich fand ich meine Rolle in dem ganzen Spiel blöd, ich habe nur nicht gewusst, wie ich sie ändern könnte. Tja, und dann zerplatzt das Feindbild auch noch. Doris, ich sehe dir an, dass du noch etwas fragen willst. Erstick nicht daran.«
    »Was würdest du tun, wenn er sich jetzt noch trennt? Würdest du mit ihm leben wollen?«
    »Nein.« Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. »Überleg doch mal, er geht nächstes Jahr in Rente. Ich würde mich sofort auch alt fühlen. Das geht nicht. Schon gar nicht nach Alex. Um Himmels willen.«
    »Dann haben wir das ja geklärt.« Anke stand auf und begann, ihre Decke zusammenzufalten. »Einem möglichen |134| Zusammentreffen haben wir das Grauen genommen. Jetzt sind wir also entspannt und ich habe einen mörderischen Durst. Was ist mit euch?«
    »Ich auch.« Doris warf einen Blick auf die Uhr, die über der Tür hing. »Katja hat gleich ihren Termin. Schöne Füße, schöne Hände. Danach bin ich dran. Und dann du. Aber wir können vorher ins Sauna-Bistro

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