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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Fleisch auf den Brotteller gelegt hatte, stand er langsam auf und besah sich den Schaden.
    »Ich werde nun zurückfahren und mich umziehen«, sagte er mit zuckendem Mundwinkel. »Jetzt lohnt es sich.«
    Doris legte ihre Hand vor den Mund und kämpfte sichtbar mit einem Lachkrampf. Mit einem Blick auf Anke, die mit der Serviette in ihrem Gesicht herumrieb, kicherte sie los: »Du   … hast   … Soße am   … Ohr und auf der Bluse, hahaha. Wo ist mein Fotoapparat?«
    Sie fiel fast vom Stuhl, Anke hielt sie am Arm fest.
    »Ist ja gut. Ich   …«
    »Wer bekommt denn den Zander?« Die Bedienung hatte die besten Nerven. Sie stellte einen unversehrten Teller vor Christine ab, einen anderen vor Doris, griff nach dem Brotteller mit der traurigen Roulade und sagte zu Georg: »Wollen Sie eine neue?«
    Georg lehnte das Angebot ab und fragte stattdessen Anke, |214| ob sie mit ihm ins Hotel fahren wolle. Anke nickte, nahm ihre Tasche vorsichtig vom Stuhl und folgte Georg nach draußen.
    Katja und Christine sahen ihnen nach, während Doris versuchte, sich mit einem Papiertuch die Tränen abzuwischen, ohne ihre Wimperntusche zu verschmieren.
    »Habt ihr das gesehen?« Sie rang immer noch um Fassung. »Ankes Gesicht. Und diese blöde Roulade.« Albern kicherte sie weiter, bis sie von der Bedienung unterbrochen wurde.
    »Und ein Rumpsteak mit Bratkartoffeln und Salat.«
    Katja musterte widerwillig die große Portion. »Meine Güte, wer soll das essen?«
    »Sie haben es doch bestellt.«
    »Eigentlich für Anke«, flüsterte Katja Doris zu. »Und jetzt wäscht die ihre Bluse. Ich esse doch nie Bratkartoffeln.«
    »Das ist jetzt auch egal.« Doris spießte mit ihrer Gabel ein Stück Speck von Katjas Teller. »Hau rein.«
     
    In Abwesenheit von Georg und Anke wurde das Gespräch gleich lockerer. Es war schon immer Doris’ Theorie gewesen, dass Frauen sich sofort unterhalten können, während Männer sich erst mal Themen überlegen müssen. Katja, Doris und Christine hatten sofort eines: Georg.
    »Nach der letzten Trennung hat er sich eine kleinere Wohnung gemietet, sie eingeräumt und sofort angefangen, wie ein Irrer zu arbeiten.« Christine wischte den Rest ihrer Soße mit einem Stück Brot vom Teller. »Es ging ihm richtig schlecht, er konnte nichts mehr essen, nicht mehr schlafen, wurde immer dünner. Die Soße ist super, oder?«
    Kauend blickte sie Doris an, die gebannt und mit mitleidigem Blick zugehört hatte. »Ja«, antwortete sie. »Da ist Safran drin. Ganz toll. Und weiter?«
    |215| »Nichts weiter.« Christine spülte mit Rotwein nach. »Er isst ja wieder. Und schläft. Aber er lernt keine Frauen mehr kennen, meine Mutter ist schon ganz unruhig. Er wohnt schon so lange in dieser Wohnung und hat immer noch keine Gardinen. Das bricht ihr das Herz.«
    »Ich habe auch keine.« Katja schob den fast vollen Teller zur Seite und stocherte noch ein bisschen im Salat. »Nur Jalousien im Schlafzimmer. Wer hat denn noch Gardinen?«
    Christine nickte. »Niemand. Wenn ich einen Mann kennenlernen würde, bei dem Gardinen hängen, würde ich sofort flüchten. Das ist doch nur ein Zeichen, dass er seine Mutter allein in die Wohnung lässt. Das lehnt Georg eben ab. Seit unsere Mutter ihm bei einem ihrer ersten Besuche gelbe Badezimmermatten hingelegt hat, darf sie ihm nichts mehr kaufen. Deswegen will sie ihm jetzt ja auch eine Frau suchen. Das ist doch kein Zustand. Und was ist mit Anke los? Sie wirkt so angestrengt. Aber anscheinend kommt das bei Georg an, er findet sie wohl ziemlich klasse. Hat er sogar gesagt: ›Sie hat was.‹ So weit waren wir lange nicht.«
    »Hat sie auch.« Katja legte ihr Besteck zusammen. »Sie ist aber ziemlich verfressen, ich hatte ja auch für sie mitbestellt.«
    »Wieso musst du für sie mitbestellen?«
    Doris warf Katja einen warnenden Blick zu und antwortete statt ihrer: »Sie gibt nicht so viel Geld aus. Sie ist aber nicht geizig, das meine ich überhaupt nicht, sie ist nur für sich   … sehr bescheiden.«
    »Sie ist pleite.« Katja verschränkte die Arme vor der Brust. »Doris redet nicht gern über Probleme. Aber was soll das jetzt? Wir suchen doch sowieso eine Idee, wie wir Ankes Kontostand und deine, na ja, also unsere Lebenssituationen etwas aufpeppen können. Christine arbeitet für eine große |216| Verlagsgruppe, vielleicht fällt ihr ja etwas ein. Es ist so, dass unsere Anke einem Mann Geld geliehen hat, der sich inzwischen totgefahren hat. Und sie ist auf den Schulden sitzen geblieben.

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