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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Sie kann nichts dafür, sie war nur eine Zeit lang ziemlich naiv, das ist alles. Und jetzt braucht sie langsam mal einen anderen Job, weil sie in ihrem zu wenig verdient und außerdem ihr Talent verschleudert. Und? Christine? Hast du eine Idee für sie?«
    »Ich kann mich gerne mal bei uns umhören. Wobei ich gar nicht weiß, was sie denn machen will und was sie kann.«
    »Pass auf.« Katja lehnte sich zu ihr. »Ich erzähl dir mal ein paar Dinge über Anke und über das, was sie kann. Diese Informationen kannst du auch gebrauchen, falls sich zwischen ihr und deinem Bruder tatsächlich etwas anbahnt und eure Mutter fragt. Also   …«
     
    Anke wrang die Bluse im Waschbecken aus und hängte sie über die Heizung. Zum Glück waren keine Flecken auf Katjas schönem Schal, das hätte ihr wirklich noch gefehlt, dieses grüne Teil war vermutlich teurer gewesen als ihre gesamte Sommergarderobe.
    Sie schlüpfte in den grauen Pullover, den sie bei der Ankunft getragen hatte. Es war ihr bester und mit dem Schal und zu den blonden Haaren sah er jedenfalls ganz gut aus.
    Georg hatte vorgeschlagen, sich in einer Viertelstunde wieder im Foyer zu treffen. Als Anke auf die Uhr sah, stellte sie erschrocken fest, dass sie schon länger gebraucht hatte. Nach ein paar eiligen Bürstenstrichen griff sie nach Tasche und Jacke und rannte den Gang entlang bis zum Fahrstuhl. Sie verharrte nur einen Moment, dann holte sie Luft und betrat |217| ihn. Nur kurz die Augen schließen, atmen, Augen öffnen und auf den Knopf drücken. Sie wollte es schaffen. Das war doch schon mal ein Anfang.
    Der Fahrstuhl sank nach unten, Anke hielt die Luft an und beobachtete ängstlich die Zahlenleiste über der Tür. Bevor die Angst schmerzen konnte, war der Fahrstuhl sanft gelandet und die Türen öffneten sich. Mit einem langen Schritt und ausgestoßenem Atem stand sie auf festem Teppichboden. Na bitte. Und die zitternden Beine würden sich gleich von selbst beruhigen.
     
    Georg wartete in sauberer Jeans und ebenfalls grauem Pullover neben dem Eingang zur Bar und hatte den Blick aufs Treppenhaus gerichtet. Als er sie hinter sich hörte, drehte er sich um. »Ich habe gedacht, du fährst nicht Fahrstuhl. Nur Menschen, die das hassen, rennen ständig durch Treppenhäuser.«
    »Das stimmt auch.« Anke fühlte sich ertappt, ohne dabei ein schlechtes Gefühl zu haben. »Aber wenn man die Luft anhält und auf die Lichter guckt, dann geht es. Ich habe mich vertrödelt und wollte nicht noch später kommen.«
    »Aha.« Georg sah sie forschend an. »Tapfer. Sag mal   … Willst du sofort wieder zurück?«
    »Wieso?«
    »Ich fand, die fliegende Roulade sah nicht so toll aus. Und ich weiß auch nicht, ob ich mir jetzt gleich drei weibliche Kommentare zum Bekleckern anhören muss. Die Alternative wäre ein Fischbrötchen da vorn auf der Promenade und ein Bier mit Blick auf die Ostsee. Da kannst du auch nicht so viel zerstören.«
    Seine Tonlage beim letzten Satz bescherte Anke ein flaues |218| Gefühl im Magen und sie wurde ein bisschen rot, was sie ärgerlich registrierte.
    »Dann muss ich aber Katja anrufen. Wir sind zu dritt hier, da kann ich mich nicht einfach so abkapseln.«
    »War nur ein Vorschlag. Wir können auch gern sofort zurückfahren. Ich kann dich aber auch in der Bar zu einem Bier einladen und wir überlegen, was wir anschließend machen.«
    In lässiger Haltung stand er vor ihr und blickte sie freundlich und erwartungsvoll an. Anke betrachtete ihn. Er war eindeutig der sympathischste Mann, dem sie in den letzten Jahren begegnet war. Sie hatte ihm das Essen versaut und trotzdem wollte er mit ihr ein Bier trinken. Sie hatte eine neue Frisur und war Fahrstuhl gefahren.
    Plötzlich war ihr, als würde die Blase, in der sie so lange gehockt hatte, in diesem Moment zerplatzen.
    »Ich habe Hunger. Und ich hätte jetzt wahnsinnig gern ein Fischbrötchen.«
    Er nickte lächelnd und deutete mit der Hand zum Ausgang. »Dann los.«
     
    Katja steckte das Handy in die Tasche und sah Christine und Doris an. »Das war Anke. Sie hat gerade ihre Bluse ausgewaschen, anscheinend hat sie alle Flecken rausbekommen. Aber sie bleiben jetzt im Hotel und essen da ein Fischbrötchen, es lohnt sich ja nicht mehr, hierherzufahren.«
    »Ach?«, fragte Doris so verblüfft, dass Christine sie fragend ansah.
    Katja legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm. »Wir sehen sie nachher noch in der Bar. Sie warten da auf uns. Vorher passiert bestimmt nichts, was du nicht willst, Doris.

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