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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Menschen waren wohl auf dem Platz gewesen, als es passierte?
    Meine Aufmerksamkeit wurde von tiefen Glockenschlägen abgelenkt. Nur eine Sekunde später gesellte sich ein hohes metallisches Scheppern hinzu. Lauter und näher. Ich sah zum Rathausturm hinauf, und mein Blick traf die Uhr, die genau zwölf zeigte. Ihre Glocke lieferte noch eine ganze Weile ein lautes Metallkonzert, und danach begann in der Kirche tiefes, gleichmäßiges Läuten.
    Auf der Straße, über die der Verkehr herabgeflossen kam, fuhr ein Taxi heran und blieb direkt neben mir stehen. Eine ältere Dame stieg aus. Der Fahrer verließ ebenfalls den Wagen und öffnete den Kofferraum. Vorsichtig hob er ein Einkaufswägelchen heraus. Jetzt bemerkte ich auch das Schild. Hier war ein Taxiwarteplatz.
    »Bis nachher«, sagte die Frau, und der Fahrer - ein dicker Typ mit Lederweste - legte den Finger an die Mütze.
    Ich ging auf ihn zu. »Darf ich Sie mal was fragen?«
    Er lehnte lässig an seiner Droschke und sah mich über das Autodach hinweg an.
    »Klar doch.«
    »Die Sache vor dem Rathaus gestern. Haben Sie die miterlebt?« Ich deutete hinüber auf die Treppe. »Sie haben ja von hier den direkten Blick.«
    »Ich hatte gestern frei«, sagte er. »Aber stimmt schon. Wer hier an der Spitze gestanden hat, der hatte einen Logenplatz. Kann ich Sie irgendwohin bringen?«
    »Mich interessiert nur, was da gestern passiert ist.«
    »Kann ich weiter nichts zu sagen.« Er setzte sich in den Wagen, zog die Tür zu und entfaltete eine Zeitung. Ich öffnete die Beifahrertür.
    »Es gibt doch sicher einen Kollegen von Ihnen, der hier gestanden hat.«
    »Den wird's geben.« Er ließ die Zeitung nicht aus den Augen.
    »Und? Wer war es?«
    »Presse, was?«, fragte er und hielt mir die »Tell«-Schlagzeile entgegen.
    »Und wenn?«
    »Ich hab kein Problem damit«, sagte er. »Aber vielleicht der Kollege.«
    »Das kläre ich dann schon mit ihm. Sagen Sie mir einfach, wo er zu finden ist.«
    Er ließ die Zeitung sinken und sah mich nachdenklich an. Schließlich streckte er den Arm aus und drückte auf einen Knopf auf dem Armaturenbrett.
    »Taxe 18?«, fragte er.
    Eine Stimme meldete sich, mit Rauschen unterlegt. »Ja, ich höre.«
    »Jörg, da will dich einer sprechen. Presse oder so. Wegen gestern.«
    »Von der Zeitung?«
    Der Fahrer sah mich wieder an, aber es gelang ihm offensichtlich nicht, mir die Antwort an der Nasenspitze anzusehen.
    »Keine Ahnung. Willst du mit ihm reden?«
    »Ich bin gleich bei Gisela. Er soll vorbeikommen. Sie macht aber um ein Uhr Mittagspause.«
    »Gisela?«, fragte ich. »Ist das eine Kneipe?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ein Laden, oben in Sand. Die Besitzerin heißt Gisela Werner. Fahren Sie die Sander Straße rauf bis zur Kirche. Der Laden ist direkt gegenüber. Er heißt ›Klang und Farbe‹ . Sie müssen sich aber beeilen, weil…«
    »… Gisela um ein Uhr Mittagspause macht«, ergänzte ich. »Ich hab's verstanden. Danke.«

Sand
    Die Straße führte immer weiter den Berg hinauf, und dann sah ich rechts die Kirche. Sie war aus ähnlichem braunem Naturstein gebaut wie das Rathaus. Gegenüber reihten sich mehrere Läden im Erdgeschoss eines lang gezogenen Gebäudes. Im Vorbeifahren erkannte ich das Schaufenster von »Klang & Farbe«. Das »&« zwischen den aufgeklebten Lettern war ein Notenschlüssel. Genau wie bei der Medientechnikfirma in Kürten.
    Der Laden war eine Mischung aus Geschenkboutique, Buchladen und Musikalienhandlung. Im Schaufenster präsentierte sich ein komplettes Schlagzeug, außerdem eine Menge Kerzenständer, Lampen und Bücher, unter anderem Krimis aus dem Bergischen Land. Der Autor war sicher derselbe, über den Radio Berg einen Beitrag gebracht hatte. Was hatte Jutta noch mal erzählt? Es ging um einen Detektiv, der auch in Wuppertal wohnt? Wenn ich diesen Fall hinter mir hatte, konnte ich mir vielleicht auch wieder ein Buch leisten. Und dann konnte ich mit dem Schreiberling ja mal Kontakt aufnehmen.
    Ich ging an einigen Ständern mit großen Postkarten vorbei, die strategisch günstig den Eingang versperrten - gerade so, dass man sie wahrnahm, aber doch nicht so sehr, dass sie Besuche behinderten.
    Ich öffnete eine Glastür und hätte eigentlich erwartet, dass eine altmodische Bimmel ertönte. Stattdessen wurde ich von einem feinen Geruch begrüßt, wie ich ihn manchmal auch in Juttas Wohnung wahrnahm. Ein Gemisch aus dem Aroma von Duftkerzen, getrockneten Gewürzen, Räucherstäbchen und Seifen.
    Das liebevolle

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