Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
Sammelsurium, das schon beim Vorbeifahren im Schaufenster zu erahnen gewesen war, setzte sich im Inneren fort. Gusseiserne Kerzenständer, mit künstlichen Blumen verziert, von der Decke hängende Kerzenampeln. Lampen, kleine Dosen, schöne Dinge aus farbigem Glas, Alben, Notizbücher und Karten.
    »Guten Tag«, sagte ich in das Szenario hinein und erwartete, dass jemand aus den Tiefen des Geschäfts auf mich zukommen würde.
    Stattdessen grüßte jemand gleich von links neben mir. Erst jetzt erkannte ich den Gartentisch mit passenden Stühlen zwischen einem altertümlichen Käfig und zwei Bongotrommeln. Da stand eine kleine rothaarige Frau und sah mich aufmerksam an. »Guten Tag - kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich suche einen gewissen Jörg«, sagte ich, und mir wurde plötzlich klar, dass ich den Nachnamen nicht wusste.
    »Den haben wir hier«, sagte ein junger Mann, der jetzt von hinten um ein Regal herumkam, eine Tasse in der Hand.
    »Bekommt man bei Ihnen auch was zu trinken?«, fragte ich die Frau, die offenbar die Besitzerin Gisela Werner war.
    »Offiziell nicht«, sagte sie und lächelte. »Ich kann Ihnen aber gern einen Kaffee machen. Oder soll's ein Cappu sein?«
    »Ein Cappuccino wäre nicht schlecht. Wenn es keine Umstände macht.«
    »Gar nicht. Schauen Sie sich schon mal ein bisschen um. Oder setzen Sie sich. Wie Sie möchten.« Sie verschwand hinter den Regalen.
    »Hat mich wegen Ihnen der Horst eben angefunkt?«, fragte der Taxifahrer. Ich nickte, nahm Platz und stellte mich vor.
    »Jörg Kaischeuer«, erwiderte er und gab mir die Hand. Er war deutlich jünger als sein Kollege, vielleicht Mitte dreißig. Glatt rasiert. In jedem Ohrläppchen trug er einen kleinen silbernen Ohrring.
    Ich kam gleich zur Sache. »Man hat mir gesagt, Sie hätten gestern den Vorfall vor dem Rathaus miterlebt.«
    »Ich stand an der Spitze, ja. Sind Sie von der Presse?«
    Ich zog meine Visitenkarte hervor und legte sie auf den Tisch. Das wirkte diskreter, als gleich mit der Lizenz zu kommen. Auf dem Kärtchen stand nichts als mein Name, die Anschrift mit Telefonnummer und darunter das Wort »Recherchen«.
    Jörg Kaischeuer nahm es und grinste. »Ich werd verrückt, ein Detektiv. Ich wusste gar nicht, dass die auch mit der Polizei zusammenarbeiten.«
    »Tun sie auch selten«, sagte ich. »Aber wie dem auch sei. Ich suche Zeugen. Sie haben die Sache doch beobachtet, oder?«
    »Klar. Zumindest, was sich vor der Rathaustür abgespielt hat.«
    Frau Werner kam, stellte mir einen Cappuccino hin und setzte sich zu uns.
    »Der Mann ist Detektiv«, sagte Kaischeuer. »Hier, schau dir mal die Visitenkarte an.«
    Die Frau nahm sie, hielt sie etwas weiter weg und las mit skeptischer Miene. »Interessant«, sagte sie.
    »Schildern Sie doch bitte mal Ihre Beobachtungen«, forderte ich Kaischeuer auf. »Sie hatten also als Erster in der Taxireihe den Logenplatz beim Geschehen.« Ich griff absichtlich die Formulierung des Kollegen auf.
    »Na ja, ich hab da mit meinem Mercedes gestanden und gesehen, wie sie rauskamen. Das war noch, als die Nachrichten liefen. Und dann fing's an. Ich hab das ja doppelt erlebt. Optisch und akustisch. Das Radio lief die ganze Zeit weiter. Das Interview fing an, die redeten, und dann… kippte der plötzlich um.«
    »Haben Sie den Motorradfahrer gesehen?«
    »Konnte ich ja nicht. Zwischen mir und ihm waren ja die Leute auf dem Platz.«
    »Ich meine vorher. Als er sich aufgestellt hat. Er muss ja links die Straße runtergekommen sein. Und dabei kam er genau bei Ihnen an dem Taxistand vorbei.«
    »Da ist mir nichts aufgefallen.«
    »Gibt es noch mehr Zeugen? Haben Sie Bekannte auf dem Platz gesehen, die ich vielleicht noch befragen könnte?«
    »Da waren die bekannten Leute vom Radio. Volker Sailer, der ist ziemlich viel auf Sendung. Vor allem morgens. Die Reporterin, die das Interview gemacht hat, hatte ich noch nie gesehen. Auch nicht im Radio gehört. Wirkte aber ganz nett. Vor allem wie sie nach dem Mord weiterberichtet hat… Muss ganz schön hart gewesen sein.«
    »Kennen Sie eigentlich Landauer und Heike Quisselborn? Sind sie vielleicht mal in Ihrem Taxi gefahren?«
    »Das nicht. Es weiß aber jeder, wo die beiden wohnen.«
    »Schreibersheide.«
    »Ganz genau. Schöne Gegend. Da in der Nähe wohnen auch welche von der Familie Zanders und die Familie Lübbe.«
    »Auch die Eltern von Heidi Klum?«
    Er schüttelte den Kopf und grinste. »Nee, die wohnen in Odenthal.«
    Ich wartete, ob Kaischeuer noch etwas

Weitere Kostenlose Bücher