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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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wenn Piet einen auf Vorstadtganove machte. Wahrscheinlich hatte er zu viele schlechte Krimis gesehen. Gelesen hatte er sie wohl kaum, denn die Fähigkeit, sich über längere Zeit auf ein Buch zu konzentrieren, traute ich ihm nicht zu.
    Ich holte die Bierflaschen aus dem Wagen und drückte mit dem Knie die Beifahrertür zu.
    »Lass mich in Ruhe, Piet. Ich habe den ganzen Tag gearbeitet. Wir sind quitt. Ich hab dir die tausend Euro zurückgezahlt.«
    »Wir sind quitt, wenn ich das sage, Schrott. Und wir sind quitt, wenn du mir das Auto wiedergibst oder ordentlich Zinsen zahlst.«
    »Von Zinsen war nie die Rede. Du hast gesagt, du tust mir einen Gefallen.«
    »Ist das kein Gefallen, wenn ich dir aus der Not helfe und dir Geld gebe? Hättest ja woandershin gehen können.«
    Er rückte ein paar Schritte ab und zog einen Schlüssel aus der Hose. Es war der Autoschlüssel zu meinem Golf, den ich ihm bei dem Deal überlassen hatte. Piet marschierte um den Wagen herum und öffnete die Tür.
    »Also«, sagte er. »Wenn du genug Geld hast, um deine Karre auszulösen, dann darfst du mich wieder besuchen, klar? Vorher nicht.«
    Ich wollte ihn aufhalten, aber die Bierflaschen störten. Also ließ ich sie kurzerhand fallen. Zwei blieben heil und rollten in den Rinnstein, die anderen zerplatzten mit schäumendem Knall und bekleckerten Piets hellbraune Halbschuhe. Er sprang zurück und heulte auf. »Du Sau!«, schrie er. »Schau dir an, was du mit deiner elenden Plörre angerichtet hast!«
    Ich bemerkte belustigt, dass auch sein Hosenbein etwas abbekommen hatte.
    Es war Zeit, die Situation zu meinen Gunsten zu wenden. Ich packte Piet am Arm und zog ihn von dem Wagen weg. »Her mit dem Schlüssel«, zischte ich, aber Piet war widerspenstig. Ein Gerangel entstand, misstrauisch beäugt von Passanten. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie weiter oben am Jugendzentrum eine Gruppe von Halbwüchsigen stehen geblieben war und uns ebenfalls beobachtete.
    »Wenn du so weitermachst, holt hier gleich einer die Polizei«, sagte ich, »und ich weiß nicht, wie das ankommt, wenn die rauskriegen, dass du mir meinen Wagen abnehmen willst. Oder Wucher verlangst.«
    Piet schien über dieses Argument tatsächlich kurz nachzudenken - und lieferte mir die Gelegenheit zum Handeln. Die Fahrertür stand noch offen. Ich stieg ein, machte zu und drückte das Knöpfchen runter. Ohne zu zögern startete ich den Motor, stieß aus der Parklücke und fuhr weg. Piet schaffte es nur noch, wütend auf das Blech zu klopfen.
    An der Baustelle am Kasinokreisel wurde ich aufgehalten, und ich konnte im Rückspiegel sehen, wie sich Piets blauer Mercedes näherte. Offenbar hatte er weiter weg geparkt, vielleicht in der Luisenstraße, damit ich ihn nicht gleich bemerkte.
    Ich gab Gas, erreichte die Bundesallee mit einem klitzekleinen Diebstahl von Vorfahrt. Das brachte mir zwar ein Hupkonzert und wildes Gestikulieren ein, aber Piet war ich los. Wahrscheinlich steckte der noch in der Baustelle. Ich wollte auf Nummer sicher gehen und bog am Robert-Daum-Platz gleich wieder rechts ab, dann in die steile Sadowastraße.
    Während ich im zweiten Gang an den schönen Villen vorbeiröhrte, zerbrach ich mir den Kopf, warum Piet so bescheuert reagierte. Geldnot war natürlich eine Erklärung. Ich wusste selbst, wie es war, wenn einem plötzlich die Euros ausgingen. Aber warum fuhr er dann so einen dicken Wagen? Konnte er den nicht auch irgendwo in Zahlung geben? Warum war er ausgerechnet auf meinen alten Golf so scharf? Eine klapprige Kiste, wegen der neuen Rußfiltervorschriften bald eh nicht mehr zu finanzieren, mit viel zu hohen Steuern und außerdem einer ganzen Reihe von Rostflecken?
    Es geht ihm nicht um das Auto, dachte ich. Es geht ihm ums Geld.
    Mir ging es um dasselbe. Deswegen konnte ich leider keine Rücksicht nehmen.
    Und da überfiel mich ein schrecklicher Gedanke: Piet war imstande, mir die Karre heute Nacht unter dem Hintern wegzuklauen!
    Ich musste woanders unterkommen. Und wo ich schon mal auf dem Weg zum Brill war, versuchte ich es bei Jutta.
    Ich parkte direkt vor dem schmiedeeisernen Törchen, hinter dem die vierundfünfzig Stufen begannen. Dann machte ich mich an den Aufstieg, die CD aus Bergisch Gladbach in der Hand. Gleich nachdem ich durch Knopfdruck die lange Klingelmelodie in Gang gesetzt hatte, näherte sich etwas orange Leuchtendes dem Milchglas. Jutta trug wieder ihren fiesen Trainingsanzug, den man eigentlich nur mit Sonnenbrille ertragen

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