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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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bringt einen Zauberkünstler um? Und warum? Könnte es nicht zum Beispiel ein Eifersuchtsdrama gewesen sein? Vielleicht hat Heike ja einen Freund? So besonders traurig schien sie ja über den Tod ihres frisch angetrauten Mannes jedenfalls nicht zu sein. Nächstes Thema: Was ist mit der Armbrust? Wer besitzt so was überhaupt? Oder denk mal an das Motorrad. Was für ein Typ Motorrad war es? Ist auf dem Video nicht doch noch was Verdächtiges zu sehen? Warum hast du es eigentlich nicht geschafft, diesem Dilettanten in Overath das ganze Video aus den Rippen zu leiern und eine Kopie mitzubringen?« Sie brach ab.
    »Ich habe verstanden«, sagte ich.
    »Und die Hochzeitsgäste? Verwandtschaftsbeziehungen? Du weißt ja noch nicht mal genau, ob Heike Quisselborn noch Geschwister hat.«
    »Alles klar, hör auf.«
    »Vielleicht steckt ja auch die Mutter dahinter? Was weißt du eigentlich über sie? All diesen Dingen und noch ganz anderen geht die Polizei nach, während du hier rumsitzt und Bier trinkst!«
    »Ruhe jetzt!«, rief ich. »Das ist ja nicht zum Aushalten!« Ich hatte keine Lust, mich noch weiter anbrüllen zu lassen, und stand auf. »Ich gehe jetzt.«
    »Ja, arbeite lieber noch ein bisschen. Und komm erst wieder, wenn du was rausgefunden hast.«
    Wütend trampelte ich die vierundfünfzig Stufen hinunter, und als ich in meinem Wagen saß, zitterte ich immer noch vor Ärger.
    Das Schlimmste war: Ich hatte bei Jutta übernachten wollen. Unten vor meiner Wohnung wartete wahrscheinlich immer noch Piet, der mittlerweile womöglich sogar Verstärkung geholt hatte. Und wenn nicht - auch wenn ich wohlbehalten in meine Wohnung kam, mein Auto war morgen garantiert weg. Und wenn ich es hier oben parkte, zu Fuß runter in meine Wohnung ging und es morgens wieder holte?
    Was würde Jutta dazu sagen? Außerdem war mir das zu blöd.
    Nein! Am besten, ich übernachtete woanders. Es war nicht das erste Mal, dass ich mich verstecken musste.
    Im Fischertal in Barmen wohnte mein alter Kumpel Manni, dem ich einst den Golf abgekauft hatte. Manni war Computerexperte und hatte eine Zeit lang die Firma »Manfred Hecking Computer Support« besessen, ein Unternehmen, das trotz des großartigen Namens nur aus ihm allein bestand. Neben dem Klingelknopf war der Schriftzug immer noch zu lesen, wenn auch etwas verblasst. Zurzeit war der Firmeninhaber streng genommen arbeitslos. Inoffiziell dealte er mit gebrauchten Computerteilen, und wie eh und je war seine kleine Wohnung - einst Sitz der Ehrfurcht gebietenden Unternehmen - mit Kartons voll gestellt, die irgendwelchen Elektronikschrott enthielten.
    »Dass du dich mal wieder sehen lässt«, rief Manni, der unrasiert und in ausgebeulter Jogginghose in der Tür stand. Der Dittsche von Barmen, ging mir durch den Kopf.
    Ich fragte: »Kann ich bei dir pennen?« Im selben Moment ekelte mich der Gedanke. In der Wohnung stank es nach Bier und undefinierbarem Küchendunst.
    »Wenn du Platz findest.«
    Im Raum am Ende des Ganges leuchtete ein Computermonitor. In mehreren Reihen wuchsen Balken langsam von links nach rechts. Ich wusste, was das bedeutete. Manni war mal wieder beim Downloaden von Musikdateien und Videos. Er brannte sie auf CD und verkaufte sie an irgendwelche Trottel, die das mit dem Runterladen immer noch nicht selbst zustande brachten.
    Er schlurfte zurück zum Computer. »Bier ist im Kühlschrank«, ließ er mich wissen.
    Er setzte sich und drehte den Bürostuhl zu mir um.
    »Wieder mal von Verbrechern verfolgt, was?«
    Ich konnte nur nicken.
    »Gibt's meinen alten Golf noch?«
    »Deswegen bin ich ja hier. Piet van Straelen will ihn unbedingt haben.«
    Er zuckte mit den Achseln, dann machte er eine ausholende Handbewegung, als sei er ein König, der mir sein Reich zeigte.
    »Sei willkommen«, verkündete er und hob eine halb volle Flasche vom Boden auf. »Bleib, so lange du willst, und…«
    Manni konnte nicht weitersprechen, denn er musste heftig aufstoßen .

Verdacht
    »… ist es der Polizei gelungen, im Fall des Bergisch Gladbacher Mordes vom Montag einen Verdächtigen festzunehmen. Nach Mitteilungen des Polizeisprechers…«
    Etwas stach mich in die Seite. Ich bewegte mein Bein. Es fühlte sich taub an.
    »… wie ist es denn so schnell zu der Festnahme gekommen?«
    Atzend, dieses Gebrabbel. Konnten die nicht mal eine Sekunde die Klappe halten? Ich versuchte mich herumzudrehen, und da rutschte die Decke weg.
    »… hat uns letztlich das Kennzeichen des Motorradfahrers auf die richtige

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