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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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»Was ist Ihnen die Aufnahme wert?«
    Er behielt wieder den Mund offen und zeigte seine zementfarbigen Beißer.
    »Sagen wir, eine Million?«
    Fünf Minuten später stand ich wieder bei Frankowsky im Kiosk und kaufte ein zweites Mars.
    »Wirklich ein komischer Typ«, sagte ich.
    »Da bin ich ja froh, dass ich nicht der Einzige bin, der so denkt.«
    »Ich hätte noch eine Frage. Wissen Sie, wo es hier eine Telefonzelle gibt?«
    »Gleich da vorn am Bahnhof«, sagte Frankowsky und nahm das abgezählte Geld.
    Ich wollte gerade gehen, da kam ein Mann und fragte nach einer Busfahrkarte. Diesmal war ich schneller.
    »Gibt's hier nicht«, sagte ich und drückte ihm eine Kopie von dem Stapel in die Hand.
    Ich hatte ja kaum daran geglaubt, dass in den Zeiten der mobilen Kommunikation überhaupt noch Telefonzellen existierten. Aber hier stand eine. Wenn auch direkt neben einer Reihe Mülltonnen.
    Mir kam die Idee, ob ich mir nicht auf die Schnelle irgend so ein Prepaid-Handy besorgen sollte. Aber ich verwarf den Gedanken wieder. Nur keine voreiligen Ausgaben, solange ich so knapp bei Kasse war. Die alte Methode funktionierte ja auch.
    Wenn es um Kennzeichen und ihre Besitzer ging, hatte ich eine Quelle, auf die ich mich meistens verlassen konnte. Hauptkommissar Krüger aus Wuppertal. Weit genug weg, um möglichst wenig über den Gladbacher Fall zu wissen.
    Er meldete sich. Ein Glück, er war im Dienst.
    »Rott, dass man von Ihnen mal wieder was hört. Wie läuft's denn so?«
    »Wieder besser«, sagte ich, ging aber nicht weiter darauf ein. Unser Verhältnis war nicht so, dass wir uns unsere Befindlichkeiten anvertrauten. Es war rein beruflicher Natur. Mal half er mir, mal half ich ihm.
    »Na, solange Sie sich nicht in polizeiliche Angelegenheiten mischen, ist ja alles in Ordnung. Worum geht's?«
    »Ich hätte mal wieder eine Kennzeichensache.«
    Krüger stöhnte. »Mensch, Rott! Sie wissen doch, dass ich Ihnen da keine Auskunft geben darf, es sei denn…«
    »Es liegt eine Behinderung oder so was vor«, ergänzte ich und ließ Krüger gar nicht zu Wort kommen. »Mein Wagen wird im Moment zugestellt von einem Motorrad, und es hat das Kennzeichen…«
    »Zugestellt reicht nicht. Das wissen Sie doch.«
    »Sagen wir mal, es hat mich auch ein bisschen angefahren. Die Tür hat einen Kratzer, und der Seitenspiegel ist ab.«
    Krüger schnaubte. »Also gut, schießen Sie los.«
    Ich nannte ihm das Kennzeichen. Krüger schwieg.
    »Was ist los, Herr Hauptkommissar?«
    »Rott?«, kam es aus dem Hörer. Gefährlich leise.
    »Ja? Ist was mit der Leitung?«
    »Mein lieber Rott. Was haben denn Sie mit dem ›Tell von Gladbach‹ zu tun?«
    Ich versuchte zu lachen. Möglichst harmlos. Es gelang nicht so ganz. »›Tell von Gladbach‹? Das klingt gut! Worum geht's da - um eine Schüleraufführung zum Schillerjahr?«
    »Sie haben mich sehr gut verstanden, Herr Rott. Dieses Kennzeichen wird gerade von der Mordkommission in Gladbach untersucht. Was Sie damit zu tun haben, will ich wissen, und zwar zacki, zacki.«
    »Aber Herr Krüger… das Motorrad… mein Wagen…«
    »Rott, ich warne Sie. Hauptkommissar Ballmann ist ein guter Freund von mir, und dem werde ich jetzt mal schön stecken, was Sie da von mir wissen wollten. Machen Sie sich auf was gefasst, Rott. Auf Wiedersehen.«
    »Wiedersehen«, murmelte ich.
    Doch da hatte Krüger schon aufgelegt.

Ärger
    Die Schreibersheide war bevölkerter als bei meinem letzten Besuch vor ein paar Stunden.
    In gebührendem Abstand von Landauers Haus, aber doch so nah, dass man den optimalen Uberblick hatte, stand ein grüner Ford Fiesta. Darin wartete ein speckiger, unrasierter Mann. Ganz offensichtlich keine Polizei. Ich tippte eher auf Presse.
    Ich hatte etwas abseits geparkt, kam nun zu Fuß heranspaziert, und klopfte an die Scheibe. Auf dem Beifahrersitz lagen eine Kamera und ein vergilbtes Presseschild im Plastikumschlag, das wahrscheinlich normalerweise vorn auf dem Armaturenbrett seinen Platz hatte. Aber der Typ war ja inkognito da. Tolle Tarnung, dachte ich.
    »Das ist eine öffentliche Straße«, raunzte der Typ in dem Auto. »Ich darf hier stehen.«
    »Keine Bange«, sagte ich. »Ich wollte ja nur mal einen Kollegen begrüßen. Na, ist die junge Dame zu Hause?«
    Der Journalist schwieg.
    »Von welchem Sensationsverbreitungsverein kommen Sie denn?«, wollte ich wissen.
    »Ich bin freier Kollege, Kleiner. Du brauchst mich gar nicht so dumm anzuquatschen. Mach mal lieber 'n Abgang. Es reicht, wenn

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