Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
konnten sich an das Kennzeichen erinnern.«
    »Warum haben die Ermittler so lange gebraucht, bis sie den Täter anhand des Kennzeichens fanden?«
    »Das Schild war nicht mehr gültig, doch wie mir die Polizei erklärt hat, werden die Daten über die Halter bestimmter Kennzeichen einige Jahre gespeichert. Und unter diesen Aufzeichnungen fand man dann den Verdächtigen, auf den auch tatsächlich ein Motorrad dieses Typs vor einigen Jahren angemeldet war.«
    Ich war platt! Der Mörder sollte das Risiko eingegangen sein, ein Nummernschild zu benutzen, das früher auf ihn selbst gemeldet gewesen war? Und dann auch noch ein abgemeldetes Nummernschild, mit dem er sich der Gefahr aussetzte, schon vor dem Mord irgendwie aufzufallen? Wer war denn so blöd?
    »Weiß man mittlerweile etwas über das Motiv?«, fragte die Moderatorin weiter.
    »Da ist die Polizei auf Mutmaßungen angewiesen. Der Verdächtige streitet die Tat ab.«
    Kein Wunder, dachte ich. Weil er's nicht war.
    »… die Polizei geht von einem Auftragsmord aus, sucht aber noch nach Hintermännern und nach der Mordwaffe sowie nach dem Motorrad.«
    »Danke, Peter! Das war Peter Volkmer von der Pressekonferenz in Bergisch Gladbach. Die Polizei hat im Fall des Armbrustschützen, der am Montag vor dem Bergisch Gladbacher Rathaus den Zauberkünstler Magic Landini ermordet hat, einen Verdächtigen festgenommen. Es ist nicht auszuschließen, dass es sich um einen Auftragsmord handelte. - Nach Engelskirchen. Zwei Schulgebäude in Engelskirchen tragen seit heute die Plakette: ›Energiesparer NRW‹…«
    Ich schaltete das Radio aus, und im Auto war nichts mehr zu hören außer dem leisen Donnern von der nahen Autobahn.
    Die Polizei hatte noch nicht gewonnen. Ich hatte noch eine zweite Chance.
    In der Tankstelle erstand ich zwei Telefonkarten zu jeweils fünf Euro. Dann rief ich noch einmal bei Radio Berg an.
    Sabine Kanitz verriet mir, dass sich hinter der Abkürzung »Hubert P.« ein gewisser Hubert Pfaff aus Dellbrück verbarg. Die Polizei hatte die Journalisten zwar gebeten, den Namen nicht zu veröffentlichen, doch hinter den Kulissen war die Identität des Verdächtigen kein Geheimnis.
    »Vor ein paar Jahren haben wir schon mal über ihn berichtet«, sagte Frau Kanitz. »Damals ist er wegen Körperverletzung zu achtzehn Monaten Gefängnis ohne Bewährung verdonnert worden. Seine Freilassung kann noch gar nicht so lange zurückliegen. Na, anscheinend hat er sich direkt den nächsten Job besorgt.«
    »Das wird sich noch zeigen. Haben Sie die Adresse?«
    »Irgendwo auf der Bergisch Gladbacher Straße. Das kann ich aber noch eruieren.«
    Ich stieg ins Auto und ließ den Motor an. Dann klappte ich auf der Beifahrerseite die Sonnenblende herunter und betrachtete mich in dem kleinen Schminkspiegel. Ich sah ziemlich blass aus, und ich hätte mich bei Manni noch kämmen sollten. Ich kniff mir in die Wangen und strich mir mit den Fingern durchs Haar. Dann atmete ich ein paar Mal tief durch.
    Jetzt fühlte ich mich fast wie neu.

Schreibersheide
    Vor Landauers Haus parkten mehrere Fahrzeuge. Ein grüner Mercedes stellte die Einfahrt mit der bemalten Garage zu, wo auch der silberfarbene Kombi mit dem Aufkleber stand, und ein blauer Ford hatte sich gleich vor dem Zugang zur Haustür an den Bordstein gequetscht.
    Als ich klingelte und ein dickbäuchiger älterer Mann in weißem Hemd, brauner Hose und blauem Sakko die Tür öffnete, dämmerte mir, was hier los war. Heike hatte Kondolenzbesuch.
    »Ist Frau Quisselborn zu Hause?«, fragte ich den Mann, der in der rechten Hand ein Weinglas und ein Stück angebissenes Baguette balancierte. Er nickte, hatte offenbar den Mund voll und machte eine vage Handbewegung in Richtung des Hausinneren. Ich hörte lautes Stimmengewirr, und es roch nach Zigarre.
    Heike kam zur Tür. Sie trug ein schlichtes weinrotes Samtkleid und darüber eine Perlenkette. Der Mann mit dem Glas und dem Brot verzog sich.
    »Guten Tag, Herr Rott«, sagte sie. »Schön, dass Sie da sind. Aber würden Sie bitte in einer halben Stunde noch mal wiederkommen? Dann bin ich die Gäste los, und wir können uns in Ruhe unterhalten.«
    Ich nickte. »In einer halben Stunde.«
    »In zwanzig Minuten schaffe ich es auch«, sagte sie. Sie senkte ihre Stimme, als sie hinzufügte: »Mir geht das hier furchtbar auf die Nerven. Aber ich kann nichts dagegen tun.«
    Ich ging, Heike Quisselborn schloss hinter mir die Tür. Diesmal hatte ich den Wagen etwas näher am Haus geparkt. Ich setzte

Weitere Kostenlose Bücher