Bei Interview Mord
können?«, fragte ich.
Sie nickte.
Bei Kley-Knöters stand die Haustür sperrangelweit offen. Ich marschierte einfach durch das Haus hindurch und gelangte auf die Terrasse mit den grauen Fliesen.
Das Erste, was ich sah, war ein Tisch mit Sektgläsern und einigen grünen Flaschen auf einem Tablett. Miriam Kley-Knöter stand daneben und unterhielt sich mit einem rothaarigen Jungen. Im Hintergrund standen eine Menge Leute in kleinen Grüppchen auf dem Rasen - mittendrin Jutta mit Kopfhörer. Sie hielt ein Mikro in der Hand, und neben ihr stand der Radio-Berg-Redakteur Peter Volkmer.
»Herr Rott!«, rief Frau Kley-Knöter leutselig, und ich merkte, dass sie lockerer wirkte als gestern. Wahrscheinlich leicht beschicken. »Schön, dass Sie auch kommen.« Sie hielt mir ein Sektglas hin. Der rothaarige Junge verdrehte die Augen. »Das ist Herr Rott«, sagte sie zu ihm, ohne den Blick von mir zu wenden. »Er arbeitet auch bei Radio Berg. Und das hier«, sie deutete auf den Jungen, »ist Felix Mayr. Stellen Sie sich vor, er ist erst Anfang zwanzig und produziert schon Musik.«
Ich nickte Felix zu und nippte an dem Sekt. Er war viel zu süß. Außerdem hatte er mindestens seit zwei Stunden keinen Kühlschrank mehr gesehen. Felix Mayr verzog sich leicht verlegen. Mir war klar, wer er war: Er hatte die Musik für Landinis Show produziert.
»Ah, da kommt mein Mann«, rief Miriam Kley-Knöter. »Darf ich bekannt machen?«
Ich gab Herrn Kley-Knöter die Hand. Dass er eine Brille trug, hatte ich schon vergangenen Abend durch das Fenster erkennen können, aber erst jetzt bekam ich zu sehen, wie dick seine Gläser waren. Seine Augen wirkten dahinter winzig.
»Sehr erfreut«, murmelte er mit näselnder Stimme und schüttelte mir linkisch die Hand. Sie war kalt und schweißig.
Im Hintergrund riss sich Jutta den Kopfhörer ab, gab ihn Peter Volkmer und kam mit strammem Schritt auf mich zu.
»Hallo, Remi!«, schrie sie überschwänglich, sodass sich auch die anderen Leute auf dem Rasen nach mir umsahen. »Schön, dass du da bist!« Sie nahm meinen Arm, drängte mich so heftig abseits, dass der Sekt aus meinem Glas schwappte. »Mensch, wo bleibst du denn?«, zischte sie. »Wir sind schon eine gute Stunde hier. Du hättest die Zeit nutzen können, um nach Indizien zu suchen.« Sie sah sich um, aber niemand beachtete uns.
»Ich mache das, während die Sendung läuft, das habe ich dir doch schon gesagt. Wenn alle abgelenkt sind. Außerdem gibt's hier sicher auch hinterher noch eine kleine Party.«
»Also gut«, sagte sie, und ihre Stimme zitterte. Sie wischte sich nervös die Haare aus dem Gesicht.
»Lampenfieber?«, fragte ich.
Sie runzelte die Stirn. »Und wie.«
»Wird schon klappen.« Ich legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich bin gespannt, wie du dich als Journalistin machst. Vergiss einfach das Interview mit Landini und was da passiert ist. Tu so, als würde die ganze Serie jetzt erst beginnen.«
»Ich glaube, wenn die Sendung anfängt, kriege ich kein Wort raus.« Sie räusperte sich. »Verdammt, wie spät ist es?«
»Zehn vor«, sagte ich.
»O Mann, dann machen die gleich die Rausschaltung.«
»Rausschaltung?«
»Vor der Werbung zur vollen Stunde gebe ich live schon mal ein paar Infos. Nach den Nachrichten geht dann das eigentliche Interview los.«
Jutta lief zurück zu Peter Volkmer, der auf seine Armbanduhr deutete und mir dann grüßend zuwinkte. Jutta setzte den Kopfhörer auf und suchte das Publikum ab. Als sie Miriam Kley-Knöter gefunden hatte, gab sie ihr ein Zeichen, zu ihr auf den Rasen zu kommen. Die Leute umringten die beiden jetzt. Die meisten standen auf der Seite der Terrasse.
Ich hielt mich abseits, nippte an meinem Sekt und beobachtete, wie Jutta sich konzentrierte, dann die Hand hob und etwas sagte. Ich konnte nur Wortfetzen verstehen.
»… stehen hier in einem schönen Garten. Vielleicht kannst du ja die Vögel zwitschern hören… Garten einer bekannten bergischen Schriftstellerin… Mehr verrate ich jetzt nicht…«
Was soll die Geheimnistuerei, dachte ich. Sie haben das Interview doch mehrmals angekündigt.
Alle auf dem Rasen sahen gebannt zu, wie Jutta in ihr schwarzes Mikro mit dem gelben Radio-Berg-Logo sprach. Mir fiel auf, dass Kley-Knöter nicht zu sehen war. Ich drehte mich um und sah ihn durch die Terrassenscheibe im Wohnzimmer. Er kniete vor der Stereoanlage und war offenbar dabei, die Sendung aufzunehmen. Als er mich sah, stand er auf, kam heraus und nahm sich ein Glas von
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