Bei Interview Mord
sind gar kein Detektiv. Sie sind Journalist. Ich habe Sie doch mit dieser Radio-Berg-Moderatorin zusammen gesehen. Gestern waren Sie bei der Kley-Knöter im Haus. Und heute treiben Sie sich hier schon wieder herum.«
»Ach, das meinen Sie. Hören Sie, das ist ein Missverständnis, das kann ich Ihnen leicht erklären.«
Sie sah mich eine Weile mit ihren tiefgründigen dunklen Augen an. »Ich habe Ihnen vertraut«, sagte sie leise. »Wissen Sie, das ist mein Lebensprinzip. Dass ich Menschen vertraue, wenn ich das richtige Gefühl habe. Und bei Ihnen…«
»Ich bin kein Journalist«, beharrte ich. »Ich habe nichts von dem, was Sie mir gesagt haben, an die Presse weitergegeben. Oder haben Sie irgendetwas darüber gelesen? Mir geht es nur darum, den Fall zu lösen.«
»Aber Sie kennen diese Journalistin, oder nicht? Und Sie kennen die Frau schon länger. Sie können mir nichts vormachen. Ich brauchte bloß zu sehen, wie Sie gestern zum Eingang der Kley-Knöter gingen, wie Sie sich vorher kurz absprachen. Wie Sie später wieder herauskamen, wieder ein paar Worte wechselten. Ich würde darauf wetten, dass sie Jutta Ahrens länger kennen. Es wirkte sogar ein bisschen so, als…«
Von nebenan drangen Stimmen herüber. Gläser klangen.
»… sagen wir mal, Sie haben ein ganz besonders Verhältnis.«
Ich war baff. Das Mädchen war entweder selbst Ermittlerin und hatte Erkundigungen eingezogen, oder sie hatte wirklich eine unglaubliche Intuition.
»Ich kann es in den Gesichtern lesen«, erklärte Heike Quisselborn, die meine Ratlosigkeit bemerkte.
»Dann müssten Sie mir jetzt eigentlich ansehen, dass ich die Wahrheit sage. Ich bin kein Journalist. Es ist allerdings so, dass Jutta Ahrens sehr an meinen Ermittlungen interessiert ist, weil sie als Journalistin natürlich eine Story wittert. Keine über Sie, sondern über den Mörder. Aber es geht ihr nicht um unseriöse Mutmaßungen. Sie wird erst darüber berichten, wenn alles aufgeklärt ist.«
»Sie kennen Jutta Ahrens also wirklich schon länger?«
»Sie ist meine Tante«, gab ich zu. »Und wegen ihr habe ich diesen Fall überhaupt übernommen.«
»Ein Freundschaftsdienst innerhalb der Familie.«
»Nein. Ein Job. Ich brauche Geld. Meine Tante besitzt ganz ordentlich davon.«
Heike Quisselborn sah mich an, und jetzt lag in ihrem Blick so etwas wie Mitleid. Was machst du hier eigentlich?, fragte ich mich. Du stehst auf der Türschwelle vor einem jungen Mädchen und erzählst ihm deine Lebensgeschichte!
»Kommen Sie rein«, sagte sie und machte die Tür ganz auf.
»Gehen Sie nicht auch hinüber?«, fragte ich, als wir im Wintergarten standen. »Ich glaube, da sind eine Menge Leute, die bei dem Interview dabei sein wollen. Es scheint eine richtige Party zu geben.«
»Ich bin nicht eingeladen. Und es interessiert mich auch nicht. Können Sie das nicht verstehen?«
Heike Quisselborn machte keine Anstalten, sich hinzusetzen oder mir einen Platz anzubieten, also blieb ich stehen.
»Was wollten Sie denn nun wissen?«
Ich erzählte ihr von dem Altwarenhändler aus Wipperfürth, der Kley-Knöter das Motorrad samt Kennzeichen angeblich verkauft hatte. »Außerdem befindet sich das Kennzeichen bei Ihren Nachbarn. Ich habe es selbst gesehen.«
Sie sank in ihren Korbsessel. »Das hieße ja…«
»Ganz genau das hieße es. Aber was mir fehlt, sind Beweise.«
»Ich weiß von keinem Motorrad. Da müssten Sie andere Nachbarn fragen. Ich wohne ja noch gar nicht so lange hier.«
Sie stand wieder auf. »Gehen Sie rüber zu dem Interview. Da finden Sie bestimmt ein paar der Nachbarn versammelt. Die Mayrs zum Beispiel, die Leute von der anderen Seite. Die haben drei Söhne. Vielleicht interessieren die sich ja für Motorräder und haben mit den Kley-Knöters mal darüber gesprochen.«
Mein Blick fiel auf eine Tür, die aus dem Wohnzimmer führte. Ich sah in einen zweiten Raum, der sicher auch den schönen Blick auf den Garten bot. Es sah ziemlich unordentlich darin aus.
»Ich bin gerade dabei, Papierkram zu sortieren. Versicherungspolicen und so was«, erklärte Heike Quisselborn, die meinen Blick bemerkt hatte. »Das ist Nikolaus' altes Arbeitszimmer.«
»Vielleicht nützt es etwas, wenn ich Ihnen den Altwarenhändler beschreibe. Er ist möglicherweise mal hier gewesen, hat das Motorrad gebracht.«
»Wenn ich dabei meine Papiere sortieren darf… Ich bin etwas spät dran. Ich muss damit dringend zum Steuerberater.«
Ich beschrieb, wie Kurz aussah. Sie öffnete
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