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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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währenddessen Ordner und sah Mappen durch.
    »Das Markanteste ist sein rotes Haar«, sagte ich. »Und sein verrosteter VW-Bus.«
    »Nein, so jemanden habe ich hier nicht gesehen. Ganz bestimmt nicht. Ah - schauen Sie mal hier.« Sie holte Papiere aus einer Mappe. Es waren Zeitungssauschnitte - manche mit Fotos. Landini im Glitzerjackett. Schlagzeilen: »LANDINI VERZAUBERTE ALLE«.
    »Sie haben mir immer noch nicht gezeigt, dass Sie auch zaubern können«, sagte ich und dachte: Sie hat es mir schon mehrmals gezeigt, aber auf eine andere Weise.
    Heike Quisselborn legte die Papiere auf den Boden und ging zu dem großen Schreibtisch, der in der Ecke stand. Sie holte etwas aus einer Schublade. Ein Kartenspiel.
    Sie mischte den Stapel und gab ihn mir. »Ein ganz normales Skatblatt, oder? Schauen Sie nach.«
    Ich überprüfte es und nickte. Das Spiel fühlte sich neu an. Ich inspizierte die Kartenrückseiten. Da war kein Muster, das man hätte zinken können. Es trug die Werbung einer bekannten Brauerei.
    »Mischen Sie selbst noch mal«, forderte sie mich auf. Als ich fertig war, nahm sie das Spiel und fächerte die Karten auf. »Ziehen Sie eine Karte und schauen Sie sie an. Sagen Sie nicht, welche Sie gezogen haben.«
    Ich nahm eine. Kreuz-Bube. Ich hielt sie so, dass Heike Quisselborn sie nicht sehen konnte.
    Sie ging ins Wohnzimmer und legte das Spiel auf den Glastisch. »Ich drehe mich jetzt herum. Stecken Sie die Karte wieder in das Spiel zurück. Irgendwo.«
    Sie drehte mir den Rücken zu. »Fertig?«, rief sie.
    Ich zögerte. Und plötzlich hatte ich eine Idee. Mal gespannt, wie wirksam deine Zauberkräfte wirklich sind, dachte ich und ließ die Karte in meiner Jackentasche verschwinden. »Fertig«, sagte ich.
    Sie wandte sich um, nahm das Spiel, drehte es ein paar Mal in der Hand und sagte: »Hm. Das ist aber leichter geworden, wenn ich mich nicht irre.«
    »So?«, sagte ich verblüfft.
    Sie machte zwei kleine Stöße aus dem Spiel und wog nun beide in der Hand ab. »Ich wette, da fehlt mindestens eine Karte.«
    Sie sah mich nachdenklich an, aber mir war klar, dass sie nur so tat, als müsse sie überlegen. Dann nahm sie eine Karte nach der anderen, ohne sie aufzudecken, und tat, als würde sie das Gewicht prüfen.
    »Die Karten sind nämlich unterschiedlich schwer«, behauptete sie und lächelte kurz. »Jede hat ja eine unterschiedliche Menge Druckerschwärze und Farbe.«
    Als sie damit eine Weile weitergemacht hatte, mal diese und mal jene Karte angeblich abgewogen hatte, sagte sie plötzlich: »Da fehlen genau 0,23 Gramm. Und so viel wiegt bekanntlich der Kreuz- Bube. Sie haben ihn geklaut. Her damit!«
    Sie streckte die Hand aus. Ich holte den Buben hervor und gab ihn ihr. Es fiel mir schwer, meine Überraschung zu verbergen.
    »Bravo«, sagte ich nur. »Wahnsinn.«
    »Danke. Und jetzt muss ich weitermachen.« Sie kehrte in das angrenzende Arbeitszimmer zurück und widmete sich wieder ihren Ordnern. Ich sah ihr versonnen zu und beobachtete, wie sie die Zeitungsausschnitte wieder verstaute. Ich dachte immer noch über den Trick nach, da stieß Heike Quisselborn plötzlich einen unterdrückten Schrei aus.
    »Was ist los?«, fragte ich alarmiert, doch sie starrte nur auf ein paar DIN-A4-Blätter, die sie in der Hand hielt.
    »Was ist das?«, rief sie erschrocken. »Das ist ja schrecklich!«
    Ich nahm ihr die Blätter aus der Hand und las ungelenke schwarze Blockbuchstaben - mit einem dicken Filzstift geschrieben. »ICH WEISS ALLES«, stand da. Und auf einem anderen Blatt »ICH MACH DICH KALT!«.
    »Wo kommt das her?«, fragte ich.
    »Jemand muss es Nikolaus geschickt haben.«
    »Ist ein Umschlag dabei?«
    Sie sah in der Mappe nach, aber da war nichts. Heike ließ sich auf den Bürostuhl fallen und begann zu schluchzen.
    »Erkennen Sie die Schrift vielleicht wieder?«, fragte ich, obwohl das bei diesen klotzigen Buchstaben sicher nicht der Fall war. Sie schüttelte den Kopf.
    Ich sah mir das Papier genauer an. Es war kariert und sah aus wie aus einem Collegeblock herausgerissen.
    »Es ist jetzt Zeit für mich, hinüberzugehen«, sagte ich. »Sie sollten die Polizei anrufen und das hier übergeben.«
    »Gehen Sie nur«, sagte Heike mit erstickter Stimme. »Ich komme schon klar. Ich gebe das der Polizei. Aber jetzt muss ich mich erst mal hinlegen. Ich habe plötzlich solche Kopfschmerzen.«
    Sie stand auf, wischte sich über das Gesicht und brachte mich zur Tür.
    »Sind Sie sicher, dass Sie allein bleiben

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