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Bei Null bist du Tod

Bei Null bist du Tod

Titel: Bei Null bist du Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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gewesen sein, dachte Reilly. In dieser goldenen Epoche der Geschichte hätte er leben sollen, in einer Zeit, als ein Mann nicht nur das eigene Leben, sondern auch das anderer Menschen mit rücksichtsloser Effizienz gestalten konnte. Dazu war auch er geboren. Nicht, dass er in der heutigen Zeit keine Gelegenheit gehabt hätte, sein Talent zu entfalten. Doch damals gehörten Sklaven zum täglichen Leben und deren Meister wurden bewundert und geachtet. Leben und Tod der Sklaven hingen einzig und allein von den Launen ihrer Besitzer ab.
    Cira war als Sklavin geboren und dennoch nie bezwungen worden.
    Er hätte sie bezwungen. Er hätte eine Möglichkeit gefunden, ihren Willen zu brechen, selbst ohne die Hilfsmittel, die ihm jetzt zur Verfügung standen. Was für ein großartiges Versuchsobjekt hätte sie abgegeben, dachte er wehmütig. Eine Frau von solcher Charakterstärke unter seine absolute Kontrolle zu bringen wäre die absolute Krönung seines Schaffens gewesen.
    Aber Jane MacGuire war ebenfalls eine charakterstarke Frau. Er hatte in den Zeitungsberichten gelesen, wie der Killer, der ihr nachgestellt hatte, von ihr in die Falle gelockt worden war. Nicht viele Frauen wären ein solches Risiko eingegangen und in der Lage gewesen, einen derartigen Plan in die Tat umzusetzen.
    Die Geschichte hatte ihn völlig fasziniert und ihre Ähnlichkeit mit Cira hatte seine Fantasie zusätzlich angeheizt. In jüngster Zeit malte er sich immer wieder genüsslich aus, wie er sie verhörte. Allerdings verschmolzen Jane MacGuire und Cira in den Szenen, die vor seinem geistigen Auge abliefen, jedes Mal zu ein und derselben Person.
    Plötzlich kam ihm ein Gedanke und er grinste unwillkürlich. Er musste Jane MacGuire dazu bringen, dass sie sich tatsächlich für Cira hielt. Eine bessere Möglichkeit, ihre Gedanken und ihre Erinnerung bis auf den Grund zu erforschen, gab es nicht. Diese Möglichkeit würde er noch genauer ausloten …

Dreizehn
    »Woran denkst du, Jock?« Janes Bleistift huschte über den Skizzenblock. »Du bist meilenweit weg.«
    »Ich habe mich gefragt, ob du sauer auf mich bist«, erwiderte Jock ernst. »Der Burgherr ist sauer. Er sagt, ich hätte heute Morgen nicht versuchen sollen, ihn vor diesem Mario zu beschützen.«
    »Da hat er Recht. Mario hat nichts Unrechtes getan, und du kannst doch nicht einfach jemanden töten.« Gott, wie vereinfachend das klang. »Wäre MacDuff nicht dazwischengegangen, hättest du etwas Schreckliches getan.«
    »Das weiß ich – manchmal.« Jock runzelte die Stirn. »Wenn ich darüber nachdenke. Aber wenn mich etwas beunruhigt, dann kann ich nicht denken, dann tu ich’s einfach.«
    »Und du machst dir Sorgen um MacDuff.« Sie schaute wieder auf ihre Skizze. »Um was machst du dir sonst noch Sorgen?«
    Er schüttelte stumm den Kopf.
    Sie durfte ihn nicht zu sehr bedrängen. Ein paar Minuten lang zeichnete sie schweigend. »Mario ist sehr traurig. Es war nicht MacDuff, dem er wehtun wollte.«
    »Das hat der Burgherr mir auch gesagt. Er möchte den Mann bestrafen, der mit –«, der Name kam ihm nur schwer über die Lippen, »– Reilly zusammenarbeitet.«
    »Ja. Und nicht nur ihn, sondern auch Reilly. Darüber solltest du froh sein. Möchtest du nicht auch, dass Reilly bestraft wird?«
    »Ich will nicht über ihn reden.«
    »Warum nicht?«
    »Ich darf nicht über ihn reden. Mit niemandem.«
    Ein Teil dieser verdammten Hirnwäsche schien immer noch zu funktionieren. »Du solltest eigentlich tun können, was du willst.«
    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Außer Mario töten.«
    Gütiger Himmel, ein Anflug von Sarkasmus. Als ihre Blicke sich kurz trafen, lag in seinen Augen nichts Kindliches. »Außer jemanden töten, der unabsichtlich etwas Falsches tut. Aber niemand darf Macht über deine Gedanken haben oder dir verbieten, deine Meinung frei zu äußern.«
    »Reilly.« Wieder musste er sich überwinden, den Namen auszusprechen. »Reilly hat die Macht.«
    »Dann musst du dich gegen ihn wehren.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht? Du müsstest ihn doch eigentlich verabscheuen.«
    Er sah sie an.
    »Tust du das etwa nicht?«
    »Das darf ich nicht.«
    »Tust du es nicht?«
    »Doch.« Er schloss die Augen. »Manchmal. Ganz schlimm. Es tut weh. Wie ein Feuer, das nicht ausgehen will. Als der Burgherr mich geholt hat, habe ich Reilly nicht gehasst. Aber in letzter Zeit – überkommt mich immer dieses Gefühl, es verbrennt mich.«
    »Weil es dich wieder daran erinnert, was er

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