Bei Null bist du Tod
dir angetan hat.«
Er öffnete die Augen und schüttelte den Kopf. »Ich will mich nicht daran erinnern. Das tut weh.«
»Wenn du dich dagegen sträubst, dich zu erinnern, wenn du uns nicht sagst, wo wir Reilly finden können, dann wird er noch mehr Menschen wehtun und töten. Dann ist es deine Schuld.«
»Es tut weh.« Er stand auf. »Ich muss in meinen Garten zurück. Wiedersehen.«
Hilflos sah sie ihm nach, als er davonstapfte. War sie überhaupt zu ihm durchgedrungen? Sie rief ihm nach. »Ich bin mit meiner Zeichnung noch nicht fertig. Um fünf bin ich wieder hier.«
Er verschwand im Stall, ohne zu antworten.
Ob er herkommen würde?
»Sie haben ihn verwirrt.« MacDuff trat aus dem Stall und kam auf sie zu. »Sie sollten ihm helfen und ihn beruhigen, nicht ihn noch mehr aufwühlen.«
»Es wird ihm helfen, wenn er sich an diesen Scheißkerl erinnert. Ich bin sicher, dass Sie das genauso sehen. Sie haben mir selbst gesagt, dass Sie versucht haben, ihm Informationen über Reilly zu entlocken.«
»Wobei nichts herausgekommen ist.«
»Vielleicht war es noch zu früh.«
»Vielleicht sind die Wunden aber auch so tief, dass er stirbt, wenn er daran rührt.«
»Es werden Menschen sterben, verdammt noch mal.«
»Ich vertraue darauf, dass Trevor Reilly findet, bevor es dazu kommt.«
»Einige wenige Worte von Jock wären wahrscheinlich schon hilfreich.«
»Womöglich weiß er nicht einmal, wo Reilly sich derzeit aufhält. Nachdem ich Jock damals aufgegabelt hatte, habe ich es mit allem versucht, selbst mit Hypnose. Doch damit habe ich ihn nur in Panik versetzt. Das wird wohl eine der ersten mentalen Barrieren sein, die Reilly Jock eingeflößt hat.«
»Und wenn er es doch weiß?« Sie klappte ihren Zeichenblock zu. »Und wenn er uns den Weg weisen könnte und wir nicht einmal versuchen, ihm die Information zu entlocken?« Sie hielt MacDuffs Blick stand. »Einen Augenblick lang habe ich etwas in seinem Gesichtsausdruck gesehen – ich glaube, er könnte sich ändern und vielleicht … wieder zurückkommen.« Sie zuckte frustriert die Achseln. »Himmel, ich will ihm doch nicht wehtun. Warum sträuben Sie sich so dagegen, dass ich es versuche?«
»Weil er vielleicht noch nicht reif dafür ist zurückzukommen.« Er schaute zum Stall hinüber. »Ich habe solche Momente auch schon bei ihm erlebt. Es ist, als würde die Sonne an einem düsteren Tag durch die Wolken brechen. Aber was geschieht, wenn er zurückkommt, bevor er es verkraften kann? Er ist ein Killer, gegen den Rambo wie ein Waisenkind dastehen würde. Eine Zeitbombe, die jeden Moment hochgehen kann.«
»Er liebt Sie. Sie könnten ihn doch unter Kontrolle halten.«
»Wirklich? Es freut mich, dass Sie da so zuversichtlich sind.« Er musterte sie. »Und unbarmherzig. Ich hätte es wissen müssen. Frauen sind einfach gnadenloser.«
»Gott, wie abgedroschen. Ich bin nicht unbarmherzig. Oder vielleicht doch. Ich weiß nur, dass ich nicht zulassen werde, dass diese Scheißkerle meinen Leuten etwas antun.« Sie wandte sich ab. »Ihnen und Trevor sind ganz andere Dinge wichtig als mir. Werden Sie mich daran hindern, mit Jock zu sprechen?«
Er antwortete nicht gleich. Dann sagte er langsam: »Nein, Sie können es versuchen. Aber seien Sie vorsichtig. Wenn Sie die Bombe zum Explodieren bringen, wird das kein Vergnügen.«
Sie würde vorsichtig sein, dachte sie auf dem Weg zurück in die Burg. Nicht nur, um sich selbst zu schützen, sondern auch um den armen gequälten Jungen nicht vollends in den Wahnsinn zu treiben. Alles, was sie über Reilly hörte, machte sie wütend und krank. Grozak war ja schon ein übles Subjekt, aber dieser Verbrecher, der den Menschen das Gehirn umdrehte und ihren Willen brach und Massenvernichtung plante, war noch ein ganz anderes Kaliber.
Fahr zur Hölle, Reilly.
»Es gefällt Ihnen nicht, was ich tue«, sagte Mario, als Jane fünf Minuten später in sein Arbeitszimmer trat. »Aber es ist notwendig, Jane. Ich fühle mich hilflos gegenüber diesen Leuten. Das muss sich ändern.«
»Ich werde mich nicht mit Ihnen streiten.« Sie setzte sich in den Sessel in der Ecke. »Ich kann wirklich nachvollziehen, wie Sie sich fühlen. Trotzdem sollten Sie sich nicht einbilden, Sie könnten es mit diesen Leuten aufnehmen. Es dauert lange, bis man sich im Umgang mit Waffen und im Kampfsport richtig auskennt. So viel Zeit haben Sie nicht. Es geht alles viel zu schnell.«
»Ich kann zumindest damit anfangen. Vielleicht nützt es ja was.
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