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Bei Rotlicht Mord

Bei Rotlicht Mord

Titel: Bei Rotlicht Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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oder ein
liebenswürdiger Spaßvogel. In den Augen von Simonin und in denen von Dumayet,
der später mit dem Gast alleinblieb, leuchtete es spöttisch. Das konnte alles
bedeuten... oder auch nichts. Aber nicht um Simonins und Dumayets Stimmung zu
ergründen, hatte ich mich um diese Privatvorstellung der Sendung bemüht. Ich
wollte bestimmte Aussagen überprüfen, die der maskierte Mann im Fernsehen
gemacht und die ein anderer Maskierter wiederholt hatte. Dreihundert Millionen
Gründe, mich für den Fernsehtechniker Dolguet zu interessieren, hatte meine
„Zitrone“ mir unterstellt. Die fraglichen Aussagen des Mannes mit der schwarzen
Augenmaske waren bei mir zu einem Ohr rein- und zum andern wieder rausgegangen,
wobei mein Unterbewußtes sie jedoch registriert hatte. Jetzt hatte ich den
Eindruck, daß die Worte einzig und allein an mich gerichtet waren:
    „Neben dem Raub der Begum-Juwelen“,
sagte der Unbekannte, „gibt es noch einen anderen Fall, der im Milieu als eine
Art ,Ungeheuer von Loch Ness’ gilt. Ich meine die Alderton-Affäre vor mehreren
Jahren. Der Schmuck von Madame Alderton ist bis heute nicht wieder aufgetaucht,
und es ist absolut sicher, daß keiner der französischen oder ausländischen
Spezialisten* an der Aktion beteiligt war. Deswegen behaupten viele, daß die
Alderton-Juwelen nie existiert hätten. Ich persönlich stimme dieser Behauptung
zu. Trotzdem haben gewisse Leute darin eine neue Einnahmequelle entdeckt. Die
Alderton-Affäre ist mit der Zeit zum Äquivalent des Betrugs mit den spanischen
Kronjuwelen avanciert. Und zwar, was das Schönste daran ist, im Milieu selbst!
Kleine Gauner haben versucht, leichtgläubigen Bossen Geld abzuknöpfen mit der
Behauptung, sie wüßten, wo die Beute sich befinde. Und es lohnt sich ja auch
wirklich, den Schatz zu heben: Die Alderton-Juwelen werden auf dreihundert
Millionen Francs geschätzt. Aber ich persönlich würde keinen Sou darauf
verwetten.“
    Der Maskierte wechselte das Thema und
berichtete über die Neuauflage eines Liebesdramas.
    „Zufrieden?“ fragte mich Marcel, mein
liebenswürdiger Filmvorführer.
    „Oh, ja! Haben Sie vielen Dank...
Sagen Sie, alle Welt scheint diese Millionen-Geschichte für einen Witz zu
halten, nicht wahr?“
    „Ja, aber alle Welt irrt. Ich weiß
zwar nicht, wo sich der berühmte Schmuck befindet, aber daß er tatsächlich
geklaut wurde, das weiß ich. War sozusagen dabei, als es passierte.“
    „Im Ernst? Erzählen Sie!“
    „Da gibt es nicht viel zu erzählen.
Fast bei jedem Festival veranstaltet Madame Alderton... Haben Sie nie von ihr
gehört? Sie ist eine frankophile alte Amerikanerin, finanziell nicht eben
schlecht gestellt... Diese Madame Alderton also veranstaltet anläßlich des
Filmfestivals eine Party in der Umgebung von Cannes, in ihrer Villa Die Vier
Pinien. Ich sage nur: handverlesenes Publikum! Mitglieder der Académie,
Schriftsteller, bekannte Stars usw. In jenem Jahr... Mein Gott, so lange ist
das noch gar nicht her! 1962 war das. Der Junge macht mir Spaß...“ Marcel
zeigte auf den Bildschirm, den nun wirklich keine Schuld traf. „Vor mehreren
Jahren! Hört sich an, als wäre von der Antike die Rede. Noch so einer, der viel
quatscht, ohne Bescheid zu wissen!“
    „Kann schon sein... Also, 1962 war’s,
in Cannes, anläßlich des Filmfestivals?“
    „Gegen Ende. Es war das letzte
gesellschaftliche Ereignis am Rande des Festivals. Verschiedene Attraktionen
wurden geboten, und der Empfang wurde im Fernsehen übertragen. Ich gehörte zum
Aufnahmeteam. Eine Soirée war das, kann ich Ihnen sagen! Am nächsten Tag, wir
wollten gerade nach Paris zurückfahren, weil wir nichts mehr an der Côte zu tun
hatten... Da kamen die Flics zu uns ins Hotel. In der Nacht hatten Gangster die
Villa besucht. Der gesamte Schmuck der Gastgeberin war geklaut worden. Dazu
noch einige Klunker der Gäste, die in der Villa geblieben waren, nachdem die
Lampions ausgegangen waren. Schmuck im Gesamtwert von dreihundert Millionen
Francs!“
    „Und die Flics haben Sie und Ihre
Kollegen verdächtigt?“
    „Nein. Sie kannten nämlich schon so
ungefähr den Täter: Ein Gigolo sollte es gewesen sein, ein Protegé von Madame
Alderton...“ Marcel zwinkerte mir zu. „Er wohnte schon seit einiger Zeit in den Vier Pinien und war offenbar zusammen mit dem Schmuck verschwunden. Ob
uns nichts Ungewöhnliches aufgefallen sei usw. Wir hatten schon ein paar Tage
zuvor die Örtlichkeiten inspiziert, um unsere Dreharbeiten

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