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Bei Rotlicht Mord

Bei Rotlicht Mord

Titel: Bei Rotlicht Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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vorzubereiten.
Improvisieren wollten wir nämlich nicht. Na ja, wir konnten den Flics nicht
weiterhelfen, und sie ließen uns bald wieder in Ruhe, so daß wir wie vorgesehen
nach Paris zurückfahren konnten. Das ist alles.“
    „Und dann behaupten Sie, Sie seien
dabeigewesen, als es passierte?“
    „,Sozusagen’, hab ich gesagt! Gut, ich
hab ein wenig übertrieben“, gab er lächelnd zu. „Jedenfalls hat der Diebstahl
stattgefunden, sonst wären die Flics uns nicht auf die Nerven gefallen, ohne
Rücksicht auf unseren Kater.“
    „Gibt es noch irgend etwas? Ich meine,
von der Fernsehübertragung des Empfangs in der Alderton-Villa?“
    „Nein, nichts. Aber... Tja... Ich habe
mir den Spaß erlaubt, einen kleinen Privatfilm zu drehen. Ich will mich ja
nicht selbst loben, aber der ist besser als die Übertragung.“
    „Könnten Sie mir Ihren Film zeigen?“
    „Warum nicht? Aber vor heute
nachmittag geht’s nicht. Der Film liegt bei mir zu Hause.“
    „Gut, dann bis heute nachmittag.“
    Wenig später rief ich Hélène von einem
Bistro aus an. „Arbeit für Sie“, sagte ich. „Gehen Sie in die
Nationalbibliothek und sehen Sie die Zeitungen von Paris und Nizza durch, Mai
und Juni 1962, während des Filmfestivals in Cannes. Es geht um den Diebstahl von
Schmuck im Wert von dreihundert Millionen. Die Geschädigte ist eine gewisse
Madame Alderton.“
    „Dreihundert Millionen?“ wiederholte
Hélène freudig überrascht. „Könnte es sein, daß Sie eine heiße Spur verfolgen?“
    „Könnte sein, ja... Nichts Neues in
der Agentur?“
    „Ein Mann hat angerufen, ohne seinen
Namen zu nennen. Wollte wissen, wie es Ihnen geht. Ich habe ihm gesagt, Sie
seien gesund wie ein Fisch im Wasser. Das schien ihm überhaupt nicht zu
gefallen. ,Ach, schön’, hat er mit einem seltsamen Unterton gebrummt.“
    „Muß wohl der Kunstschütze von
Samstagnacht gewesen sein. Wahrscheinlich hat er sich gewundert, daß keine
Nationaltrauer wegen meines Todes angeordnet worden ist. Machen Sie sich
deswegen keine Sorgen. Ich glaube nicht, daß er in nächster Zeit noch einmal
den Revolverhelden spielen wird.“ Ich aß zu Mittag und las dabei die neueste
Ausgabe des Crépu. Der Tote am See von Saclay, wie er genannt wurde, war
immer noch nicht identifiziert worden. Bei ihren Ermittlungen war die Polizei
auf ein mysteriöses Anwesen mit kaputtem Tor gestoßen. Anscheinend hatten die
Bewohner Hals über Kopf das Weite gesucht. Offiziell wurde zwischen den beiden
Vorfällen kein Zusammenhang hergestellt. Auch wurden keine Einzelheiten
mitgeteilt. Ich nahm an, daß meine überschlauen Kidnapper Schiß gekriegt
hatten. Vielleicht war das unter den gegebenen Umständen gar nicht so schlecht.
    Nach dem Essen fuhr ich nach
Châtillon. Ich ließ Madame Pellerin den Schrieb unterzeichnen, in dem sie mich
mit den Nachforschungen wegen des Todes ihrer Tochter betraute, händigte ihr
eine Kopie aus und gab ihr den Aktenordner mit den alten Briefen und Fotos
zurück. Dann wechselten wir noch ein paar Worte.
    „Wie hoch waren eigentlich die
Schulden von Olga Maîtrejean bei Ihrer Tochter, die sie letzten Samstag bei
Ihnen beglichen hat?“ fragte ich sie.
    „Fünfzigtausend alte Francs“,
antwortete Madame Pellerin. „Gab es so etwas wie einen Schuldschein?“
    „Das glaube ich nicht. Jedenfalls habe
ich nichts dergleichen gesehen.“
    „Waren Olga und Ihre Tochter eng miteinander
befreundet?“
    „Keine Ahnung. Ist aber wohl
anzunehmen... Übrigens“, fügte sie hinzu, „die beiden jungen Männer (das war
sehr schmeichelhaft für Reboul!), die Sie mir zu meinem Schutz geschickt haben,
sind sehr nett. Und ich bin nicht so allein, vor allem abends! Aber wie Sie
sehen, ist mir nichts zugestoßen.“
    „Ich habe meine Mitarbeiter ja auch
nicht zu Ihnen geschickt, damit Ihnen etwas zustößt“, erwiderte ich lächelnd.
    Ich verabschiedete mich von der alten
Dame und fuhr nach Paris zurück. Bevor ich den liebenswürdigen Marcel in der
Rue Cognacq-Jay aufsuchte, rief ich in den Studios am Buttes an. Ich wollte
wissen, wie Lucot und seine Leute mit ihrem Fernsehspiel vorankamen. Den
Auskünften zufolge gestalteten sich die Dreharbeiten immer schwieriger. Olga
Maîtrejean mußte ersetzt werden, da sie zu krank war, um ihre Rolle
weiterspielen zu können.
     
    * * *
     
    Der Film, den Marcel während der
mondänen Gesellschaft in den Vier Pinien gedreht hatte, verschaffte mir
vor allem vergnügliche Minuten. Flinter der Maske des braven

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