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Bei Rotlicht Mord

Bei Rotlicht Mord

Titel: Bei Rotlicht Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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ihm
beschäftigen. Irgendwelche Schmuckgeschichten, in die er verwickelt gewesen
sein sollte. Zu einer Anklage hat es aber nie gereicht. Trotzdem...“
    „Ja, ja, trotzdem! Sobald in seiner
Umgebung Schmuck verschwand, bot er sich als Täter geradezu an! Genau deswegen
hätte ich mich an seiner Stelle bedeckt gehalten... Ist irgendwo die Rede
davon, ob er intelligent war oder nicht so sehr? Auf dem Bildschirm heute
nachmittag machte er nicht grade einen blöden Eindruck auf mich. Doch das will
nichts heißen...“
    „Warum fragen Sie?“
    „Weil er meiner Meinung nach bei dem
Diebstahl der Dumme war.“
    „Eine ähnliche Meinung vertrat damals
auch die Polizei“, sagte Hélène. „Den Zeitungen zufolge hatten die Flics mehrere
Theorien. Eine davon war die: Gerissene Hintermänner hätten Dubaille dazu
gebracht, seine Stellung in den Vier Pinien auszunutzen und den Schmuck
zu stehlen; dann hätten sie sich seiner entledigt.“
    „So ähnlich ist es wohl auch gelaufen.
Nur daß nicht seine Komplizen ihn umgebracht haben, sondern Dolguet und Roger.
Sagen Sie, was hat der Gerichtsmediziner nach der Autopsie gesagt?“
    „Schädelbruch. Zusammen mit der
Tatsache, daß er ins Wasser geworfen worden war, war das das einzige, was man
mit Sicherheit wußte. Die Leiche hatte fast drei Wochen im Meer geschwommen.
Hier und da wurden noch die Spuren von Verletzungen festgestellt, doch das will
nichts heißen.“
    „Messer? Revolver?“
    „Nichts Derartiges.“
    „Dann ist Dubaille mit solchen
Werkzeugen nicht umgebracht worden. Nicht von langer Hand geplant. Es war in
gewisser Weise ein Unfall. Dolguet und Roger haben blind drauflosgeschlagen.
Als sie bemerkten, daß sie zu kräftig zugeschlagen hatten, war es zu spät. Eine
schöne Scheiße hatten sie sich da eingebrockt! Aber ganz umsonst sollte es
nicht gewesen sein. Sie schauten in die Reisetasche und erblickten den
speziellen Inhalt. Vergessen wir nicht, daß Roger ein kleiner Gangster ist, der
auf solche Gelegenheiten wartet, um daraus Kapital zu schlagen. Die beiden beschließen
also, sich die Beute zu schnappen und Dubaille ins Meer zu schmeißen.“
    Wir saßen eine Weile schweigend da.
Ich reinigte meine Pfeife.
    „Aber es ist doch erstaunlich“, sagte
Hélène schließlich, daß die Polizei nicht auf Dolguet gekommen ist... falls der
die Rolle, die Sie ihm andichten, auch wirklich gespielt hat. Die Rivalität
zwischen ihm und Dubaille, die Schlägerei, bei der Dolguet den kürzeren gezogen
hat... Davon wußte doch alle Welt.“
    „Ja und? Erstens ist es gar nicht
sicher, daß alle Welt von der Rivalität und Dolguets K.O.-Niederlage wußte. Und
zweitens... Nehmen Sie zum Beispiel Marcel vom Fernsehen. Er wußte, daß Dolguet
von Dubaille verprügelt worden war. Als er von dem Tod des Gigolos erfuhr, ist
ihm jedoch der Gedanke, Dolguet könnte etwas damit zu tun haben, nicht in den
Sinn gekommen. Wenn er keinen Zusammenhang hergestellt hat, dann weiß ich
nicht, warum die Flics das hätten tun sollen. Es hätte ihnen schon jemand von
der Feindschaft der beiden Don Juans erzählen müssen.“
    „Das stimmt“, gab Hélène zu.
    „Übrigens wurde Dubailles Tod erst
drei Wochen später bekannt. Da hatte sich schon die Meinung festgesetzt, daß
der Hausfreund von Madame Alderton zu dem Diebstahl überredet worden und dann
das Opfer seiner Komplizen geworden sei. Außerdem war das Aufnahmeteam des
Fernsehens da schon längst wieder in Paris. Als die Flics in Cannes den
Fernsehleuten im Hotel ihre Routinefragen stellten, da hätte einer von Dolguets
Kollegen ein Wort über dessen gespanntes Verhältnis zu Dubaille fallenlassen können.
Offenbar war das nicht der Fall... Dabei fällt mir ein, daß Dolguet aber
trotzdem ganz schön ins Schwitzen gekommen sein muß! Er konnte ja nicht
gleichzeitig im Hotel und bei Dubaille sein, und wenn die Flics ihn richtig
bearbeitet hätten... Aber wie gesagt, es handelte sich bei dem Besuch der
Polizei im Hotel um reine Routine.“
    „Und genauso routinemäßig sind
anscheinend die gesamten Ermittlungen geführt worden, ohne besondere
Eigeninitiative der Inspektoren“, bemerkte Hélène. „Jedenfalls kann man diesen
Eindruck gewinnen, wenn man die Berichte in den damaligen Zeitungsausgaben
liest. Erinnern Sie sich an den Fall der Maharani von was-weiß-ich-wo, die sich
ebenfalls ihre Juwelen hat klauen lassen? Allerdings in der Biegung eines
Hohlwegs, und der Wert belief sich auf fünfhundert Millionen. Das war 1956,

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