Bei Rotlicht Mord
und
in den Zeitungen von 1962, die ich heute nachmittag durchgeblättert habe, wurde
anläßlich der Aldertongeschichte an den Fall erinnert.“
„Ich erinnere mich aber nur dunkel.“
„Die Polizei hat dabei gar keine gute
Figur abgegeben. Von politischen Kompetenzstreitigkeiten war die Rede, von
allen möglichen Verwicklungen, und letztlich...“
„...standen die Flics als Trottel da.
Ja, jetzt erinnere ich mich wieder. Und im Fall Alderton soll es ähnlich
zugegangen sein?“
„So ungefähr. An dem Empfang hatten
drei Akademiemitglieder und zwei ehemalige Minister teilgenommen...“
„Oje, oje! Die armen Flics haben sich
instinktiv in acht genommen und so wenig Staub wie möglich aufgewirbelt,
stimmt’s? Und das Geheimnis konnte sich so richtig breitmachen... Aber ganz
untätig war die Polizei doch wohl nicht, oder?“
„Oh, nein! Zuerst wurden ganz korrekt
die Umstände des Diebstahls festgestellt, was übrigens denkbar einfach war. Dubaille
wußte, wo Madame Alderton ihren Schmuck aufbewahrte. Er mußte ihn nur an sich
nehmen, genauso wie ein paar Kleinigkeiten, die die Gäste hier und da
herumliegen lassen hatten.“
„Lag der Schmuck von Madame Alderton
denn auch einfach so rum?“
„Nein, der lag in einem Safe,
allerdings in einem nicht sehr sicheren Safe. Für Dubaille war es kein Problem,
ihn aufzubrechen. Er...“
„Moment! Dubaille soll den Safe
aufgebrochen haben?“
„Ja.“
„Und er schlief mit der Amerikanerin?“
„Schließt sich das etwa gegenseitig
aus?“
„Möglicherweise. Dubaille hatte
demnach keinen Schlüssel zum Safe?“
„Madame Alderton hatte ihm ihre Gunst
geschenkt. Das heißt aber nicht zwangsläufig, daß sie ihm ihre Schlüssel
anvertraut hatte! Was suchen Sie eigentlich im Augenblick?“
„Nichts. Fahren Sie fort.“
„Dubaille reißt sich die Klunker unter
den Nagel und verschwindet, bekleidet lediglich mit einem Sommeranzug. Vor der
abgelegenen Villa parken die Autos der Gäste, die im Hause Alderton
übernachten. Dubailles Wagen steht ebenfalls dort, doch er benutzt ihn nicht.
Den Ermittlungen zufolge erwarten ihn seine Komplizen, und in deren Auto fahren
alle zusammen zu der kleinen Felsenbucht, die wenige Kilometer entfernt liegt
und in der man die Leiche drei Wochen später finden wird... In den Vier
Pinien schläft alles tief und fest; die einen wegen des reichlichen
Alkoholgenusses, die anderen — namentlich das Hauspersonal — unter der Wirkung
eines Schlafmittels. Das hat Dubaille nämlich großzügig unter die Leute gebracht,
um in Ruhe ,arbeiten’ und dann verschwinden zu können. Erst gegen elf Uhr
morgens wachen die ersten auf, aber Madame Alderton wartet bis zum Nachmittag,
um die Polizei zu alarmieren. Wahrscheinlich erholt sie sich nur langsam von
dem Schock, den ihr Dubailles Verrat versetzt hat. Vielleicht hofft sie noch,
daß er reumütig zurückkommen werde. Sie kann aber den peinlichen Moment noch so
lange hinauszögern, schließlich muß sie in den sauren Apfel beißen und sich den
Flics anvertrauen. Die nehmen in den nächsten Tagen eine ganze Reihe von
verdächtigen Ausländern fest, um sich davon zu überzeugen, daß die
Spezialisten’ ihre Hände nicht im Spiel haben... oder noch gerissener sind als
angenommen. Man muß sie wieder auf freien Fuß setzen. Ein Schlag ins Wasser.
Später — oder besser gesagt: gleich darauf — treten die Privatdetektive der
Versicherungsgesellschaft auf den Plan. Die Flics haben ihre Methode, die
Privatflics haben eine andere. Es kommt zu Reibereien, beide Seiten behindern
sich gegenseitig, und schließlich verläuft alles im Sande.“
„Ja“, seufzte ich, „genauso wie unsere
Überlegungen. Zum Glück können wir uns jetzt auf etwas anderes stürzen, auf
etwas Konkretes: die Versicherungsgesellschaft! Selbstverständlich erwartete
denjenigen, der zur Wiedererlangung des Schmucks beitrug, eine Prämie, nicht
wahr?“
„Sechzig Millionen.“
„Dafür lohnt es sich, den Hintern
hochzuheben, was? Welche Versicherungsgesellschaft war das?“
„Ein internationales Unternehmen mit
amerikanischer Führung. In den Zeitungen stand nichts weiter darüber. Der
Privatdetektiv, der im Auftrag der Gesellschaft eventuelle Transaktionen in die
Wege leiten sollte, hieß Harding. Er saß im Hotel Miramar und wartete auf Tips
oder Denunzierungen.“
Ich stand auf, holte das
Departement-Telefonbuch aus einer Schublade und steckte meine Nase in die
Seiten für Cannes.
„Sie glauben doch wohl
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