Bei Totschlag drücken Sie die #-Taste

Auto fährt Ihre Frau?«
    Â»Hören Sie – es geht jetzt wirklich um Sekunden. Das Leben meiner Frau und meiner Kinder ist in Gefahr, und Sie stellen mir hier lauter Fragen. So unternehmen Sie doch etwas!«
    Â»Das möchte ich. Aber um schnell und effektiv handeln zu können, brauche ich bestimmte Informationen. Sie sagen, es geht um Sekunden – wann haben Sie mit Ihrer Frau telefoniert?«
    Â»Hm … Das war so gegen 14:00 Uhr. Genau. Da hat sie gesagt, dass sie sich umbringen will.«
    Ungläubig: »14:00 Uhr? Das war vor zwei Stunden! Es ist jetzt … 16:03 Uhr!«
    Ausweichend: »Pfff … Jaaaa. Wissen Sie, sie hatte mich da aber auch gerade auf dem Handy erreicht, als ich an der Pommes-Bude stand. Ich hatte bloß kurz Pause, denn in meiner Praxis warteten noch Patienten, um die ich mich erst mal kümmern musste …«
    Den weiteren Dialog erspare ich Ihnen. Die Geschichte ging jedenfalls gut aus. Letztlich wurde die Frau samt der drei Kinder und einer Eheberaterin an der Heimatadresse wohlbehalten angetroffen.
    Nur der Kinder wegen
    Freitag und Samstag hatte ich Nachtdienst, und es war eine Menge los. Kennen Sie das auch, dass es Menschen gibt, die Sie schon nach wenigen Augenblicken fürchterlich nerven? Die Frau in dem folgenden Dialog hat mich sehr genervt, sowohl mit ihrer Art als auch mit ihren seltsamen Begründungen …
    Â»Polizeinotruf.«
    Eine Frau, geschätzte 40 Jahre, aufgebracht: »Nein, so geht das nicht. Wir haben Kinder hier. Schicken Sie bitte sofort einen Streifenwagen in die W-Stadt, H-Straße 3. Die Familie A ist da am Streiten.«
    Mir ist schon klar, worum es geht, aber ich stelle mich ein wenig doof. Vielleicht sind es die beiden Wochenend-Nachtdienste, die hinter mir liegen. Vielleicht ist es aber auch dieser impertinente Tonfall der Frau, der an meinen Nerven zerrt.
    Â»Aha. Die streiten mit den Kindern?«
    Gereizt. »Nei-hein. Die Familie A streitet sich oben im Haus. Das geht aber so nicht, schließlich haben wir Kinder hier.«
    Es tut mir leid, aber ich bin auch nur ein Mensch. Wenn sie so darauf herumreitet, dann tue ich das eben auch. »Aber mit den Kindern streitet niemand?«
    Aggressiver: »NEIN. Aber die Familie A streitet oben im Treppenhaus, die werden auch schon mal handgreiflich. So, jetzt … (Stimmengewirr im Hintergrund) … das kann ja wohl …«
    Â»Hallo, reden Sie noch mit mir?«
    Genervt und jedes Wort betonend, als sei ich ein wenig debil: »Ja-haaa. Schicken Sie jetzt bitte endlich einen Streifenwagen in die Weeee-Staaadt … Haaaa-Straße … Nummer dreeeei. Die Familie Aaaaa streitet dort, und wir haben hier Kinder , verstehen Sie das? KINDER!«
    Kühl: »Ich verstehe und würde vorschlagen, Sie entfernen Ihre Kinder dann mal aus dem Hausflur und …«
    Wütend unterbrechend: »So, jetzt wird offenbar auch noch geschlagen! Kommen Sie jetzt bitte endlich? Wir haben Kinder hier!«
    Natürlich schicke ich einen Streifenwagen. Fazit: Verbale Streitigkeiten, die beim Erscheinen der Kollegen sofort beigelegt wurden. Die unbeteiligte Anruferin (die so um das Seelenheil ihrer Kinder besorgt war), stand nach wie vor im Treppenhaus und hatte auch beim Verlassen der Kollegen noch einen Puls von 180.
    Du Arsch
    Â»Polizeinotruf.«
    Eine männliche Stimme mittleren Alters, leicht heiser, spöttisch und gedehnt: »Pooliiizeinoootruuuf? *gluckst* Oder vielleicht Pooolizeiiinotdurft?«
    Sachlich wiederhole ich: »Hier ist der Polizeinotruf der Behörde XY.«
    Der Mann lacht wieder. »Jaaa, neee, ist klar. Ich komm 10 Minuten später, weißte Bescheid, ja!«
    Weiter sachlich und korrekt: »Nein, ich weiß nicht Bescheid. Haben Sie einen Notfall?«
    Leicht verärgert: »Markus, DU ARSCH! Ist gut jetzt.«
    Kühl: »Hier ist nicht Markus, hier ist der Polizeinotruf der Behörde XY.«
    Wieder Lachen. »Boah, ey, du machst das echt super. Aber es reicht jetzt, okay!«
    Das finde ich auch. »Das stimmt. Hier ist der Polizeinotruf, und Sie haben sich scheinbar verwählt.«
    Spöttisch. »Verwählt *hehehe*, ja, nee, ist klar … *hehehe* …«
    Â»Gut, dann trenne ich jetzt die Leitung.«
    Klick.

Stille Post
    Auf den ersten Blick erscheint meine Aufgabe als Beamter in der Notrufzentrale geradezu simpel: Jemand ruft mich an und teilt mir mit, wer an welcher Örtlichkeit