Beichte eines Verfuehrers
dich nicht überrumpeln. Du hast recht, wir sollten uns Zeit lassen.“
„Honey, ich will nicht mit dir ausgehen. Ich möchte dich wirklich nicht verletzen, aber ich will kein Date mit dir, ich will auch nicht irgendwann dein Freund werden oder dich heiraten.“
„Ja, aber warum denn nicht?“ Plötzlich weine ich. Ich habe mich nie so nackt und schutzlos gefühlt, nicht mal vorhin, als er seine Hand in meinem Höschen hatte. „Was gefällt dir nicht an mir?“
„Darum geht es doch gar nicht.“ Er steckt die Hände in die Hosentaschen und sieht aus wie ein kleiner Schuljunge. „Aber du kennst mich überhaupt nicht und planst schon unsere Hochzeit!“
„Ich weiß alles, was ich wissen muss.“ Ich trete auf ihn zu, aber er weicht jeden Schritt zurück, den ich auf ihn zu mache. Es ist ein absurder Tanz.
„Nein, du weißt nichts“, sagt Joey.
Das ist sein letztes Wort. Er lässt mich in der Mitte des Labyrinths stehen. Ich muss allein zur Party zurückgehen. Als ich den Ballsaal betrete, ist Joey nicht mehr da. Und auch die Rothaarige ist fort.
„Bist du mit der anderen Frau weggegangen?“
„Nein. Das wäre ein schönes Ende für die Geschichte gewesen, oder?“
Joe grinste mich an und ich erwiderte das Grinsen.
„Bist du jetzt bei ihrem Daddy verhasst?“
Er zuckte mit den Schultern und wandte das Gesicht der warmen Frühlingssonne entgegen. Das Sonnenlicht warf schimmernde Strahlen auf sein Gesicht. Es war das erste Mal seit Oktober, dass wir mittags draußen aßen. Die frische Luft und die herrlich duftenden Blumen gaben der Atmosphäre etwas beinahe Feierliches.
„Ich glaube nicht, dass sie ihm davon erzählt hat. Was hätte sie sagen sollen?“
„Stimmt. Hoff lieber, dass sie ihrem Vater nicht erzählt hat, dass du ihre Tootsie berührt hast, sonst steht er noch eines Tages mit der Schrotflinte vor deiner Tür.“
Joe öffnete ein Auge und blickte mich an. Wir brachen in schallendes Gelächter aus. Sonnenschein und Lachen, es fühlte sich großartig an.
„Tootsie“, japste ich.
„Ich habe mir wirklich Mühe gegeben“, lachte Joe. „Aber es hat sie nicht mal erregt.“
„Bist du sicher?“
„Sadie“, sagte er ernst. „Es mag ja sein, dass ich nicht immer sagen kann, wenn eine Frau kommt, aber ich weiß verdammt gut, wenn sie nicht kommt.“
Wir lachten noch mehr, bis ich Seitenstechen bekam und mir die Tränen aus den Augenwinkeln wischen musste. Ich erhaschte seinen Blick und wir wurden beide wieder ernst.
„So, wie du das erzählst, klingt sie immer noch wie das kleine Mädchen mit der Zahnspange. Aber sie hat ja wohl alles getan, um von diesem Image wegzukommen.“
„Ist das Ihre Diagnose, Doktor?“
Wir redeten nicht über die Arbeit. Ich wusste nicht mal, was Joe genau machte. Bei seinen Worten wurde ich noch ernster und kam auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich räusperte mich und blickte beiseite.
„Ich kann niemanden analysieren, den ich nicht kenne.“
Auch Joe wurde wieder ernst. Er zerknüllte eine Serviette und warf sie in den Abfalleimer. „Früher habe ich sie gemocht, früher, als sie dieses kleine, mollige Mädchen mit der Zahnspange war. Sie war ein nettes Mädchen.“
„Und warum gehst du nicht einfach mit ihr aus? Es klingt so, als wären damit beide Familien glücklich.“
Joe warf mir einen schiefen Seitenblick zu. „Daddy wäre schlicht begeistert, aber ich kann dir versichern, meine Mutter würde mich enterben.“
„Ach.“ Daran hatte ich nicht gedacht.
„Im Übrigen könnte ich nie mit einer Frau zusammen sein, die ihre Vagina Tootsie nennt.“
Wir brachen wieder in Gelächter aus. Es tat mir leid, weil wir über Honey lachten, die anscheinend echte Probleme hatte – ich vermutete, sie hatte einen Elektra-Komplex. Und ausgerechnet Joe fand das heraus, als sie ihn bei einer Taufparty in den Garten entführte.
„Überall, wo du hingehst“, sagte ich, als unser Lachen erneut verstummte, „findest du diese Frauen. Wie machst du das?“
Für einen Moment schwieg er. „Ich bin halt ein gut aussehender Typ. Das öffnet so manche Tür.“
Ich betrachtete das Profil seines Kopfes. Mich faszinierte, wie das Licht auf seiner Haut aufleuchtete. Er blickte auf und ertappte mich dabei.
„Du musst ja nicht immer Ja sagen.“
„Sadie“, murmelte Joe. „Ich sage nicht immer Ja. Ich erzähle dir nur von den Frauen, mit denen ich auch wirklich mitgehe.“
Das waren mehr als genug. Ich lachte wieder, aber diesmal klang es in meinen
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