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Beichte eines Verfuehrers

Beichte eines Verfuehrers

Titel: Beichte eines Verfuehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hart Megan
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meine Finger durch sein Haar, bis es über seine Augen fiel. Er sah beinahe wie ein kleiner Verbrecher aus.
    „Schneid sie kurz“, sagte er plötzlich. „Richtig kurz, bitte.“
    Ich zögerte. „Wie kurz ist richtig kurz?“
    Adam lächelte. „Als wären sie abrasiert.“
    Ich hob erstaunt die Augenbrauen. „Bist du sicher? Ich dachte immer, du magst dein Haar?“
    „Jeder Mann tötet irgendwann die Dinge, die er liebt, Sadie.“
    Sein Tonfall gab mir keinen Hinweis auf seine Stimmung, und ich konnte nicht erkennen, ob er scherzte oder es ernst meinte. Ein letztes Mal glitten meine Finger durch das Haar. Ich kannte das Gedicht von Oscar Wilde, aus dem Adam gerade zitiert hatte, aber ich wusste nicht, wie er gerade jetzt darauf kam.
    „Bist du sicher?“
    So oft hatte ich Adam um seine Beredsamkeit beneidet. Er benutzte Sprache stets so exakt, dass er Gefühle besser ausdrücken konnte als viele andere Menschen. Auch jetzt blickte ich ihn erwartungsvoll an und hoffte auf eine Antwort, die mir einen Ausweg bot.
    „Schneid mir einfach die Haare.“
    „Adam …“
    Langsam schüttelte er den Kopf und seine Lippen wurden schmal. Ich hielt inne, dann nahm ich seufzend den Kamm und die Schere, aber ich konnte mich nicht dazu durchringen anzufangen.
    Adam war nicht gerade schön zu nennen, dafür war sein Gesicht zu hart und asymmetrisch. Die Augen lagen tief in den Höhlen und die Nase hatte einen Höcker, dort, wo sie einmal gebrochen war. Aber sein Haar war schön, es hatte die Farbe von Herbstlaub, dunkelbraun mit kleinen, roten Funken und einem seltenen Schimmer von Gold.
    „Schneid sie ab.“
    Also tat ich es.
    Es hatte keinen Sinn, sein Haar Stück um Stück zu schneiden. Wie beim Abreißen eines Pflasters konnte man die Haare nur schneiden, wenn man alle auf einmal erwischte. Das erste Büschel fiel vor ihm auf das weiße Handtuch. Mit den nächsten Schnitten wurde es immer kürzer, bis es so kurz war, wie er es sich wünschte.
    Es war schwierig, seinen Hinterkopf zu schneiden, während er auf dem Kissen ruhte, aber irgendwie bekam ich es hin. Mit jedem Schnitt offenbarte sich mir die Form seines Schädels, seine kleinen Ohren wurden freigelegt und die ungleichmäßige Linie seines Haaransatzes. Der Nacken wirkte seltsam verletzlich.
    Es dauerte nicht lange, bis ich fertig war. Meine Hand strich ein letztes Mal prüfend über die Stoppeln. Adam wirkte jetzt jünger, beinahe nackt und wehrlos. Ich fegte ein paar verirrte Haare in das Handtuch und fasste es zusammen. Ich würde es später wegräumen.
    „Sehe ich jetzt wie ein Strafgefangener aus?“
    Ich lehnte mich vor und nahm sein Gesicht in die Hände. „Du siehst hinreißend aus.“
    Er schloss die Augen und kniff den Mund wieder zusammen. Ich küsste ihn direkt auf die Lippen, strich zart darüber. „Für mich siehst du immer schön aus, Adam.“
    Seine Lippen teilten sich und unser Kuss wurde leidenschaftlich. Langsam atmete er aus und ich schmeckte seinen Atem. Ich wollte, dass er ein Teil von mir war.
    Schließlich öffnete er die Augen. Während ich immer noch sein Gesicht hielt, strichen meine Daumen über sein Gesicht. „Ich liebe dich, Adam.“
    „Tausend Dichter könnten tausend Jahre lang schreiben“, flüsterte er, „und keiner von ihnen könnte je in Worte fassen, was ich für dich fühle.“
    Ich streifte die Schuhe ab und hob das Bettlaken an, um zu ihm unter die Decke zu schlüpfen. Ich hatte nicht viel Platz neben ihm, aber irgendwie klappte es. Ich kuschelte mich an ihn und stopfte die Laken um uns fest. Dann legte ich eine Hand auf seine Brust und fühlte das beständige Pochen seines Herzens genauso wie das Auf und Ab seines Atems.
    „Ich hasse es, dich im Stich zu lassen“, flüsterte er. Seine Worte brachen mir das Herz.
    „Du hast mich nie im Stich gelassen.“ Ich hielt ihn fest, obwohl ich wusste, dass er meine Umarmung nicht spürte. „Niemals, Adam.“
    Ich hoffte auf eine Antwort, aber er schwieg. „Rede mit mir.“
    „Was soll ich dir sagen?“
    „Was immer du willst“, sagte ich. „Aber bitte, rede mit mir, so wie früher.“
    Er hielt die Augen weiterhin geschlossen. „Ich bin müde, Sadie.“
    Ich hielt ihn für einen Moment fest, dann ließ ich los, obwohl ich noch viel länger so neben ihm hätte liegen können. Ich stand auf und ordnete die Laken, zog sie an seinem Körper fest. Zuletzt fegte ich ein paar vergessene Haare aus seinem Gesicht, brachte das Bett wieder in die alte Position und schob den

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