Beichte eines Verfuehrers
geschwollenen Lider.
„Er sagt, er wird alles tun, damit ich durch den Mittelgang der Kirche auf ihn zugehe. Wenn ich ihn weiterhin so abnutze, tut er wirklich alles für mich.“
Ich stand auf und setzte mich wieder hinter den Schreibtisch, da Elle wieder die Kontrolle über sich zurückgewonnen hatte. „Aber sie haben immer noch Angst. Wovor?“
Die zwei Dinge, die Elle zu einer wahren Musterpatientin machten, waren zum einen ihr Wille, sich auf eine Diskussion einzulassen und zum anderen die Selbsterkenntnis, die ihre Probleme immer wieder so greifbar machte. Elle wusste genau, woher ihre Probleme kamen und was sie tun musste, um sie zu überwinden – sie kämpfte mutig dagegen an. Es ging bei ihr weniger darum, ein Problem zu erkennen, sondern vielmehr, es zu bekämpfen.
„Wenn ich ihn heirate, werden wir alles zerstören, was wir haben. Ich bin einfach nicht in der Lage, dieses Hausfrauending zu machen.“
„Immerhin leben Sie schon zusammen.“
Elle lachte. „Ja. Zum Leidwesen meiner Mutter.“
„Aber Ihre Mutter mag Dan, nicht wahr?“
„Sie wünscht sich, dass ich heirate“, sagte Elle und streckte einen Finger zur Decke. „Sie akzeptiert Dan, weil es offensichtlich ist, dass ich mit ihm zusammen sein will und sie sieht mich lieber an seiner Seite ruhiggestellt als wieder ein Single zu werden.“
Wir hatten schon viel Zeit damit verbracht, über Elles Mutter zu diskutieren. Wir hätten auch doppelt so viel Zeit damit zubringen können, über sie zu reden und hätten nie alles ergründet. Man sagt immer, dass wir nicht das Leben unserer Eltern nachleben sollen. Aber wenn Elle über ihre Mutter sprach, war ich immer heilfroh, dass meine Mutter und ich ein unkompliziertes Verhältnis haben.
„Ich habe Angst“, fuhr sie fort, „dass ich zu Dan nur Ja gesagt habe, weil ich immer noch versuche, meiner Mutter alles recht zu machen und nicht, weil ich ihn wirklich heiraten will.“
„Hmmm“, machte ich. Das war ein wichtiger Punkt. „Eine Zeit lang haben Sie gegen Ihre eigenen Wünsche angekämpft, um Ihrer Mutter alles recht zu machen. Denken Sie nicht, dass Sie inzwischen Fortschritte gemacht haben?“
„Denken Sie denn, ich habe Fortschritte gemacht?“ Sie schoss so schnell zurück, als hätte sie genau diese Frage erwartet. Aber sie lächelte, und ich wusste, dass der hysterische Anfall vorbei war.
„Ja.“ Ich zögerte. „Ich bin sehr zufrieden mit Ihren Entwicklungen, Elle. Sie haben bereits einen langen Weg hinter sich gebracht.“
„Habe ich mehr geschafft, als Sie je geglaubt hätten?“, fragte sie, obwohl sie es doch selbst am besten wissen sollte.
„Ich denke, Sie sind schon viel weiter als Sie je gedacht hätten.“
Sie nickte langsam. „Ja, das denke ich auch.“
„Es wird Ihnen guttun“, sagte ich. Ich spürte, dass sie von mir Bestätigung brauchte.
Wieder nickte sie und zerknüllte das Bündel Taschentücher in ihren Händen. „Mein Herz erzählt mir dasselbe. Aber mein Verstand …“ Sie schüttelte den Kopf und lächelte mich unter Tränen an. „Mein Verstand nennt mir genug guter Gründe, warum es nicht funktionieren wird. Und ich denke hin und her, aber es scheint unmöglich, eine Antwort zu finden.“
„Sie können das Leben nicht auf ein paar Formeln herunterschmelzen. Ich wünschte, dass wir das könnten, es würde alles so viel einfacher machen, nicht wahr?“
„Ja, und wie!“ Sie lachte erneut.
Wir blickten uns über den Schreibtisch hinweg an. Jede Beziehung zwischen einem Arzt und einem Patienten sollte früher oder später zu Ende gehen. Entweder wenn die Heilung vollendet ist oder wenn man weiß, dass es auf diesem Weg keine Heilung gibt.
„Ich möchte, dass Sie kommen“, sagte Elle. „Ich möchte, dass sie zu meiner Hochzeit kommen.“
„Ich werde gerne kommen“, sagte ich.
Ihr Lächeln war wie die Sonne, die durch dunkle Regenwolken bricht und einen hellen Regenbogen an den Himmel malt. Aber ich war mir nicht sicher, ob es aufrichtig war. Trotzdem erwiderte ich es. Sie tupfte ein letztes Mal ihre Augen ab, und dann war es Zeit für sie zu gehen.
Für immer zu gehen. Und wir wussten es beide.
Sie stand auf und reichte mir die Hand. „Danke, Dr. Danning.“
Ich schüttelte ihre Hand. „Viel Glück, Elle.“
Sie nickte und hob kämpferisch das Kinn.
„Passen Sie auf sich auf“, sagte sie. Es klang ganz und gar nicht abgedroschen.
„Sie auch auf sich.“
Plötzlich war wieder eine Distanz zwischen uns, so wie bei
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