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Beichte eines Verfuehrers

Beichte eines Verfuehrers

Titel: Beichte eines Verfuehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hart Megan
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in meinen Armen.
    James Trevor Harris hatte zehn perfekte kleine Finger und Zehen, einen Rosenblütenmund, den er jetzt kräuselte. Vermutlich träumte er von süßer Milch. Perfekte, goldene Wimpern warfen winzige Schatten auf die süßen, weichen Wangen. Er hatte perfekte Augenbrauen, die er jetzt ein bisschen zusammenzog. Oh, das Leben außerhalb vom Mutterleib war so anstrengend! Alles an ihm war perfekt.
    Er erschrak, als meine Träne auf sein kleines Gesicht tropfte, aber er wachte zum Glück nicht auf. Ich wischte die Träne fort, bevor sie über seine Stirn hinab zur Wange rinnen konnte. Seine Haut fühlte sich an wie Rosenblätter. Er machte einen tiefen, schnaufenden Atemzug und ich hielt meinen Atem in Erwartung seines Weinens an. Aber er blieb ruhig.
    „Du musst nicht gehen, bevor Mum und Dad kommen“, sagte Katie ruhig. Sie kletterte zurück ins Bett und zuckte zusammen. „Du weißt doch, dass sie dich sehen wollen.“
    „Ich weiß.“ Aber ich wollte einfach nicht dabei zusehen, wie sie großes Aufheben um Katie und das Baby machten. Es war ebenso einfach wie eigennützig – und die Wahrheit.
    Katie lachte müde. „Ja klar, überlass mich ruhig unseren Eltern. Vielen Dank.“
    „Du wirst es überleben. Vielleicht konzentrieren sie sich ja auf James.“ Ich legte ihren Sohn zurück in ihre Arme. „Er ist wunderschön.“
    Katie lächelte, in die Betrachtung ihres Sohns vertieft. „Das ist er.“
    „Glückwunsch, du hast das toll gemacht.“
    „Du bist sicher, dass du gehen musst?“
    „Leider, ja. Ich muss …“
    „Zurück zu Adam, ich weiß.“ Sie nickte. „Okay.“
    Ich umarmte sie und schlüpfte hinaus.
    „So weit sieht ja alles gut aus. Aber wir müssen aufpassen, auf der linken Hinterbacke bildet sich sonst eine Druckstelle.“ Die Krankenschwester war neu bei uns und wirkte auf mich beinahe durchgeknallt. Sie grinste so konstant und breit, dass es mir vorkam, als präsentierte sie eher ihre Zähne statt zu lächeln. Bei mir dachte ich, dass sie diesen Job noch nicht lange machte.
    „Ich bin hier.“ Adam verschwendete seine Zeit nicht damit, falsche Freundlichkeit vorzutäuschen.
    Die Krankenschwester drehte sich zu ihm um. Er gab ihr eine übertriebene Version seines Lächelns, in das ich mich einst verliebt hatte. Es war, als würde ich einen Welpen mit dem Lächeln meines Mannes sehen. Es war derselbe Ausdruck, aber irgendwie abwesend.
    „Entschuldigung?“ Sie musste neu sein, denn sie hatte die unangenehme Angewohnheit, die ich von manch anderen Pflegern kannte. Obwohl sie es besser wissen sollte, behandelte sie ihre querschnittsgelähmten Patienten, als hätten sie einen Hirnschaden.
    „Ich bin hier. Sie können mit mir sprechen.“ Adam saß in seinem Rollstuhl, weil es für ihn besser war, wenn die Heimpfleger vorbeikamen. Dann hatte er mehr das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.
    Die Krankenschwester drehte sich zu ihm um. „Es tut mir leid, Mr. Danning. Wie ich Ihrer Frau schon gesagt habe, alles sieht gut aus, aber …“
    „Ich habe Sie gehört“, unterbrach Adam sie ungeduldig. „Schon beim ersten Mal.“
    Ich sagte nichts. Ich war nur dabei, um über die tägliche Pflege im Bilde zu sein. Und ich war da, weil es meine Aufgabe als seine Frau war, zu wissen, wie es um ihn stand. Obwohl der flotte Kommentar, den die Krankenschwester mir zugeworfen hatte, mich nur noch ärgerlicher machte.
    Sie nahm sich zurück. „Tut mir leid.“
    Adam war heute nicht ganz auf dem Damm und sie kannte ihn nicht gut genug, um zu wissen, wann es Zeit war, ihn allein zu lassen. Sie plapperte noch ein paar Minuten über grundlegende Dinge, und ich konnte es ihm nicht übel nehmen, dass er beleidigt war.
    „Mein Unfall liegt jetzt über vier Jahre zurück“, sagte er ihr mit jenem bitteren Sarkasmus in der Stimme, den ich allzu gut kannte, als sie ihm zum zweiten Mal erklärte, wie wichtig es für ihn war, dass seine Blase alle vier bis sechs Stunden entleert wurde. „Ich weiß alles darüber, wie man durch einen Katheter pisst.“
    „Also, dann wäre ja alles geklärt.“ Ich brach mein Schweigen. Adam lächelte – nur für mich sichtbar – als ich dies so betont munter sagte. „Vielen Dank, Mrs. Carter, aber ich glaube, ich komme von hier an allein zurecht.“
    Sie verstand es noch immer nicht. Während ich sie die Treppe hinunterführte, hörte sie nicht auf, wie ein Papagei ihr komplettes Wissen über fehlerhafte Katheter und Darmentleerung kundzutun. Ich wünschte

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