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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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es einfach wissen, verstehen Sie?« Er bückte sich zur Seite und holte aus seiner Tasche den Aktenordner
mit den Kontoauszügen Fiona Mornys. »Hier sind die Überweisungen dokumentiert, samt Rechnungsnummern...«
    Die Eule bat, sich einen der Auszüge ansehen zu dürfen, und Kuttler schob ihm den Ordner über den Besprechungstisch zu.
    »Aber da ist doch der Zahlungsgrund angegeben«, sagte die Eule. »Hier: Führung, dazu ein Datum, und hier: Gutachten. Ich verstehe noch immer nicht...«
    »Wer ist da wo geführt worden? Welches Gutachten ist zu welchem Zweck erstellt worden?«, fragte Kuttler zurück. »Wie ist die geschäftliche Verbindung zwischen Ihnen und Frau Morny geknüpft worden? Hat sie sich beworben? Von wem hat sie ihre Aufträge bekommen? Welche Dienstleistung beispielsweise ist für Ihr Aufsichtsratsmitglied Kröttle erbracht worden?«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen. »Diese Fragen kann Ihnen leider nur der zuständige Sachbearbeiter beantworten«, sagte die Eule schließlich, und seine Stimme klang auf einmal ein wenig gepresst. »Das ist der Herr Luschner. Die kulturelle und gesellschaftliche Betreuung wichtiger Kunden und Gesprächspartner unseres Hauses liegt ausschließlich in seinem Verantwortungsbereich.«
    Kuttler nickte. »Dann würde ich gerne Herrn Luschner sprechen. Bitte.«
    Die Eule schüttelte den Kopf. »Herr Luschner ist leider erkrankt.« Mit einer müden Bewegung hob er eine fleischige Hand und ließ sie wieder sinken. »Herzrhythmusstörungen. Das darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen.«
    Kuttler schwieg, den Kopf leicht zur Seite geneigt. »Ja«, sagte er schließlich, »da kann man natürlich nichts machen. Ich nehme an, der Herr Luschner hat auch entsprechende ärztliche Atteste vorgelegt...«
    »Das hat er«, bestätigte die Eule.
    »Ja dann!«, meinte Kuttler. »Aber Sie sind doch Herrn Luschners Vorgesetzter, nicht wahr? Dann hätte ich gerne Ihre Personalien und auch Ihre Anschrift, damit das Gericht Sie als Zeuge laden kann...«
    Die Eule sah erst ihn an, dann blickte sie zu dem Mann, der
bisher überhaupt nichts gesagt hatte und von dem Kuttler noch immer nicht wusste, wie er ihn würde beschreiben sollen: sandfarben mit einer sandfarbenen Krawatte, das war das Einzige, was ihm einfiel.
    »Wie waren noch einmal Ihre Fragen?«, sagte der Mann mit der sandfarbenen Krawatte. Seine Stimme klang unbeteiligt.
    »Wofür haben Sie Frau Morny bezahlt?«
    »Wir sagten Ihnen bereits«, der Sandfarbene blickte zur Eule, »dass Frau Morny Geschäftspartner und andere Persönlichkeiten, die für unser Unternehmen wichtig sind, begleitet und betreut hat. Lassen Sie mich diesen Personenkreis einfach unsere Gäste nennen.«
    »Über Nacht?«
    »Bitte?«
    »Hat sie diese Gäste über Nacht betreut?«
    »Das wurde von Fall zu Fall mit ihr vereinbart.«
    »Wenn es über Nacht war, wurde es teurer?«
    »Gutachten wurden von ihr mit eintausendfünfhundert Euro in Rechnung gestellt. Plus Mehrwertsteuer, versteht sich.«
    »Und wenn es nicht über Nacht war, waren es Führungen?«
    »Führungen wurden von ihr mit achthundert Euro in Rechnung gestellt.«
    »Wer hat die Rechnungen geprüft und abgezeichnet?«
    »Der Kollege Luschner.« Der Sandfarbene beugte sich etwas vor und suchte Kuttlers Blick. »Er hat mir noch am Krankenbett versichert, dass Frau Morny absolut zuverlässig gewesen sei.«
    »Wie kamen die Aufträge für Frau Morny zustande?«
    Der Sandfarbene stutzte einen Augenblick. »Kollege Luschner hat sich jeweils nach den Wünschen unserer Gäste erkundigt und dann entsprechende Begleiterinnen ausgesucht. Oder...« - ein kaum merkliches Lächeln huschte über sein Gesicht - »... Begleiter. Wie er mir außerdem sagte, haben mehrere unserer Gäste bei späteren Besuchen ausdrücklich darum gebeten, wieder von Frau Morny begleitet zu werden.«
    »Sie hatte also einen festen Kundenstamm?«
    »Ich würde es vorziehen, wenn Sie hier nicht von Kunden
sprechen wollten, zumal die Kosten ja von uns übernommen worden sind«, meinte der Sandfarbene. »Es gab einen festen Kreis von Persönlichkeiten, der ihre Gesellschaft nachgefragt hat, das kann man so sagen.«
    »Die Neckarwerke waren, wenn ich es richtig verstanden habe, Auftraggeber für Frau Morny«, sagte Kuttler. »Wie ist es zu dieser Geschäftsbeziehung gekommen?«
    »Diese Beziehung hat Herr Luschner hergestellt. Es entspricht nicht unserer Unternehmensphilosophie, auf sogenannte Escort-Dienste zurückzugreifen. Unsere

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