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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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überprüft worden.«
    »Nein«, sagte Wilma Rohm.
    »Doch.« Dorpat zuckte mit den Schultern. »Wie viele Kilometer sind es von hier bis zu diesem Kreuzlingen? Hundertfünfzig? Egal. Sawatzke kann den Anwalt Eisholm nicht vor den Zug gestoßen haben. Nicht in Ulm, nicht zur praktisch gleichen Zeit. Diese verdammte Pressekonferenz... das muss jetzt alles widerrufen werden, und morgen sind wir die Deppen...« Sein Blick fiel auf Kuttler. »Aber wer nichts tut, macht auch keine Fehler... Überprüfen Sie, Kollege, diese Honorarzahlungen der Neckarwerke? Bei Ihnen kommt es auf ein bisschen Ärger mehr oder weniger ja nicht mehr an.«

    Es war die Stunde nach Büroschluss, Tonios Café war voll von Leuten, die redeten, als müssten sie sich den Frust, die Langeweile und die Sinnlosigkeit ihres Arbeitstages mit Geschwätz von der Seele duschen.
    »Was sollen wir hier?«, fragte Dr. Elaine Drautz. »Dieser Lärm tut mir im Kopf weh.« Sie hatte Berndorf angerufen, um sich mit ihm zu treffen, aber stillschweigend war zwischen ihnen klar, dass sie das nicht im Hotel tun würden. So waren sie zu Tonio gegangen und saßen nun in der hintersten Ecke. Aber der Geräuschpegel überflutete sie auch hier.
    »Ich bin mit Frenzel verabredet, einem Journalisten vom Tagblatt« , antwortete Berndorf. »Vielleicht hat er im Zeitungsarchiv etwas über den Menschen gefunden, von dem dieser Schmuck zu Fiona gekommen ist, wenn auch über zwei Ecken.«
    »Wozu soll das gut sein?«
    »Gut?«, fragte Berndorf. »Gut ist nichts daran. Ich will einfach nur wissen, wo dieses Zeug herkommt. Und, vielleicht, wem es gehört. Von Rechts wegen gehört.«
    »Du bist ein Romantiker«, sagte die Anwältin. »Das ist übrigens kein Kompliment. Ich glaube sogar, dir ist allenfalls wichtig, warum dieses Huhn sich prostituiert hat. Dass sie umgebracht wurde, das hat für dich keine besondere Bedeutung mehr. Wenn eine einmal eine Hure ist, dann ist sie nicht mehr wichtig, dann hat sie keinen Wert mehr, nicht wahr?«
    »Wie du meinst«, antwortete Berndorf. »Und sonst?«
    »Sonst könntest du versuchen, dein Honorar zu verdienen«, kam die Antwort. »Du arbeitest für die Verteidigung, ist doch so? Dann finde doch bitte endlich heraus, wie diese Stromfritzen an Fiona geraten sind und ob sich irgendein Lude oder Möchtegern-Zuhälter an sie herangemacht hat... Nein? Ist dir zu gefährlich? Kein Problem, ich kann auch einen Profi beauftragen.«
    »Tu das«, sagte Berndorf. »Mein Auftrag war es, Fionas Freier zu finden. Das ist geschehen. Also sind wir quitt.« Er nickte ihr zu, stand auf und begrüßte Frenzel, der sich an der Menschenmenge vor dem Tresen vorbei zu ihnen hindurchschob. Sie tauschten einen Händedruck.

    »Diese Anwältin«, fragte Frenzel und sah Elaine nach, »was hat sie? Warum rennt sie davon?«
    »Nehmen Sie Platz«, sagte Berndorf.
     
     
     
    Lautlos öffnete sich die Tür. Kuttlers Schritte versanken im Teppichboden. Er sah sich um: Hinter den großen Fensterscheiben das Panorama eines weitläufigen Industriegebiets, Hafenanlagen, Kühltürme, die schlanken hohen Schornsteine von Verbrennungsanlagen. Vor dem Fenster: drei Männer. Anzüge, maßgeschneidert? Nein: Nobelmarke, aber Fabrikverkauf. Schweigend betrachteten sie den Eindringling, dann löste sich die Erstarrung - die es vielleicht auch nur in Kuttlers Vorstellung gegeben hatte -, und die drei Männer kamen auf ihn zu, angeführt von dem ältesten von ihnen, der auch der dickste war und ein Gesicht besaß, das von ferne an das einer alten feisten Eule erinnerte. Ein zweiter Mensch war blassgesichtig und hatte scharf abstehende Ohren, aber vom dritten wusste sich Kuttler nun gar nichts zu merken. Man begrüßte sich mit Handschlag, und Kuttler wurde an einen Besuchertisch gebeten.
    »Selbstverständlich werden wir Ihnen jede Auskunft geben«, sagte das Eulengesicht, »und alle Informationen, die Sie benötigen. Aber es hat sich uns noch nicht ganz erschlossen, was Sie zu uns führt.«
    Kuttler wiederholte, was er schon drei Mal am Telefon erklärt hatte. Fiona Morny, Tötungsdelikt, Neckarwerke, Zahlungen. »Wir hätten nun gerne den Grund für diese Zahlungen erfahren.«
    »Und warum wollen Sie das wissen?«
    »Entschuldigung.« Kuttler nickte und lächelte. »Der Fehler liegt bei mir. Ich hätte sagen sollen, dass der Herr Vorsitzende Richter Veesendonk die Anweisung gegeben hat, dies zu ermitteln. Herr Veesendonk hat keine Erklärung oder Begründung dazu gegeben. Er möchte

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