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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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schuldbewusst an einem Glas Gespritztem nippte. »Da steht Frenzel drunter«, sagte er. »Ihr Name. Wie kommt das?«
    »Ich werde es geschrieben haben«, antwortete der Gerichtsreporter. »Darum.«
    »Sie? Das da?«
    »Mein Gott!« Frenzel hob klagend beide Hände. »Der Chefredakteur hat mich gebeten, den Ball flach zu halten. Was heißt gebeten! Angewiesen hat er mich …«
    »Die Augen des Herrn behüten die Erkenntnis, aber die Worte des Verächters bringt er zu Fall«, bemerkte Wendel Walleter und wandte sich von seinem Stehplatz am Tresen zu den beiden Männern am Tisch.
    »Irgendetwas hat mir doch die ganze Zeit gefehlt«, sagte Berndorf. »Warum sind Sie beide eigentlich nicht bei Gericht?«

    »Wir wollten«, antwortete Frenzel. »Angekündigt war eine kleine, ziemlich widerliche Notzucht. Aber den Knaben, der das angestellt hat, wollte man nicht in U-Haft nehmen.« Frenzel spitzte die Lippen. »Es hätte ihn traumatisiert.«
    »Und jetzt?«
    »Ist er weg. Vermutlich irgendwo in den Staaten. Ein paar Auslandssemester, irgendwo an einer feinen, teuren privaten Uni.«
    »Sie werden darüber berichten?«
    »Wir werden den Ball flach halten«, antwortete Frenzel. »Der Knabe stammt schließlich aus einer feinen, angesehenen, respektablen Familie.«
    »Im Gegensatz zu dem Mädchen?«
    »Im Gegensatz dazu. Ja.«
    Berndorf spülte seinem Espresso mit einem Schluck Wasser nach, dann blickte er fragend zu Walleter.
    »Wohin soll’s denn gehen?«, fragte der.
    »Ins Blautal«, antwortete Berndorf.
     
     
     
    Der Richterbund, sagten Sie, hatte die Führungen in Auftrag gegeben?«, fragte die noch junge Frau, an die man Kuttler im Fremdenverkehrsamt verwiesen hatte und die offenbar die Abteilungsleiterin war.
    Er nehme es an, antwortete Kuttler, und die Abteilungsleiterin suchte einen Aktenordner heraus, und während sie es tat, schaute Kuttler ihr zu und dachte lieber nichts, vor allem nicht an die Führungen, von denen gestern in Stuttgart die Rede gewesen war.
    »Da haben wir es ja«, sagte die Frau, »Besichtigungen für die Teilnehmer des baden-württembergischen Richtertags, Auftraggeber ist aber nicht der Richterbund, sondern ein Herr Veesendonk, Olgastraße, ich nehme an, das ist das Justizgebäude?«
    »Das Landgericht«, korrigierte Kuttler.
    »Und Sie wollen jetzt wissen, wer die Gäste geführt hat …« Sie sah auf. »Aber warum eigentlich?«

    Kuttler gab den Blick zurück, nicht allzu freundlich. »Ist mit einer dieser Führungen eine gewisse Fiona Morny beauftragt worden?«
    »Ach so.« Erst jetzt begriff sie. »Natürlich. Moment …«
    Wieder sah Kuttler ihr zu, als sie eine Liste durchging, und er bemühte sich, ein gleichgültiges Gesicht aufzusetzen. Warum auch nicht? Die Frage, die er gestellt hatte, war eine Frage ins Blaue hinein gewesen. Aber falls seine Vermutung wider Erwarten zutraf: Was wäre damit bewiesen? Nichts. Eine gewisse Übereinstimmung, ein gewisses zufälliges Zusammentreffen wären belegt, die aber für sich genommen nichts besagten, absolut nichts...
    »Hier. Fiona hat eine Führung durch unser Museum übernommen, Abteilung Religiöse Kunst.« Sie zeigte ihm eine Liste, auf der vorbestellte Besichtigungen vermerkt waren, dazu der Zeitpunkt der Besichtigung, die voraussichtliche Teilnehmerzahl und die dazu bereitgestellten Betreuer. Kuttler sah sich die Liste an und bat um eine Kopie, und während die Abteilungsleiterin den Ordner öffnete, um das Blatt mit den Vorbestellungen zu entnehmen und zu kopieren, zwang er sich, weiterhin mit einer möglichst gleichgültigen Miene vor sich hin zu warten.
    Wenig später verließ er das Stadthaus, draußen war es frisch, aber wenigstens regnete es nicht mehr, als er die wenigen Schritte hinüber zum Neuen Bau ging. Bei den Kollegen in der Wache war nichts für ihn abgegeben worden, auch nicht oben in der Poststelle …
    »Worauf wartest du denn?«, hatte Schaufler gefragt, und er hatte geantwortet, dass es nur ein kleines Päckchen sei, es aber eigentlich mit Eilboten gebracht werden sollte. So sei es ausgemacht.
    Er hatte es mit dem Pudelmann so ausgemacht, gestern in Stuttgart war das gewesen, das war schon richtig. Aber ob Rauth sich auch daran halten würde? Er ging weiter zu seinem Büro und traf auf dem Korridor Ivo Dorpat, der stehen blieb und überrascht tat und jovial...
    »Ach, Kollege, wohlbehalten aus Stuttgart zurück? Der Innenminister
hat Ihnen noch nicht höchstpersönlich den Kopf abgerissen?«
    »Weiß nicht«,

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