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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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dieser Schmuck, der einmal im Besitz von Marianne Gaspard war und der später zu Fiona Morny kam …« Er hob ein wenig die Stimme. »Dieser Schmuck, den Fiona auf dem Silvesterball des Zweiten Korps getragen hat, auf dem auch Sie waren und auf dem Sie ganz gewiss nicht an den Mornys, ihren Mietern, vorbeigegangen sind, ohne ein paar Worte mit ihnen zu wechseln, auf dem also dieser Schmuck Ihrem Mann aufgefallen sein muss, denn er kannte ihn, er selbst hat es mir erzählt, welche Prügel er einmal deshalb bekommen hat …«
    Er hörte auf zu sprechen.
    »Weiter«, sagte Wolfgang Freundschuh. »Reden Sie ruhig weiter.« Er machte eine Handbewegung, die auffordernd sein sollte.
    »Wozu?«, fragte Berndorf. »Öffnen Sie die Urne! Ist der Schmuck noch drin? Sie haben ihn doch selbst dort versteckt. Entschuldigung - nicht versteckt, sondern Sie haben ihn Ihrer Mutter zurückgegeben. Das gehörte sich doch nicht, dass eine Hure den Schmuck Ihrer Mutter getragen hat, nicht wahr? Eine Hure, der Sie spätestens seit jenem Silvesterball nachgestellt haben. Als Vermieter hatten Sie einen Hausschlüssel, und einen Vorwand zum Nachstellen werden Sie unschwer gefunden haben … Und solange der Hauptmann Morny im Kosovo war, bestand für Sie kein Risiko, nicht wahr?«
    Margarethe Freundschuh erhob sich und trat ein paar Schritte zur Seite, weg von der Couch. »Wolfgang«, sagte sie mit einer flachen, mädchenhaften Stimme, »sorge dafür, dass dieser Mann verschwindet und seine Lügen zurücknimmt, denn das sind doch Lügen, sag mir das!«
    »Öffnen Sie die Urne«, befahl Berndorf.
    Freundschuh schüttelte den Kopf. »So wie Sie reden - da weiß ich wirklich nicht, was da alles drin ist. Was für Zeug man dort
hineingesteckt hat, dass man dann sagen kann, ich hätte sonst was getan.« Er suchte den Blick seiner Frau. »Dieser Mensch stellt mir eine Falle, merkst du das nicht?«
    »Was war mit dieser Fiona?«, fragte seine Frau.
    »Nichts, ich bitte dich!« Nun stand auch Freundschuh auf, es wirkte unsicher, als schwanke er, und sah um sich. Sein Blick machte sich an Berndorf fest. »Sie sollten jetzt gehen«, sagte er, »oder ich werde die Polizei rufen, dieses Spiel mit der Urne, das ist doch Störung der Totenruhe …«
    »Ja«, sagte Berndorf, »rufen Sie die Polizei. Aber denken Sie vorher daran, dass sich Ihr Sohn dort befindet. Und dass ihm Fragen gestellt werden, die kein Ende nehmen. Denken Sie daran, dass ein einziges Wort von Ihnen genügt, diesen Fragen ein Ende zu bereiten. Ein einziges Wort, und Ihr Sohn ist frei, und zugleich befreit von einer Last, die er nicht tragen kann.«
    Berndorf wandte sich Margarethe zu. »Sie müssen damit rechnen, dass noch in dieser Nacht eine Hausdurchsuchung bei Ihnen stattfindet. Ich nehme an, dass die Polizei dann auch die Fotos finden wird...«
    »Von welchen Fotos reden Sie?«, fragte Wolfgang Freundschuh.
    »Ihr Sohn treibt nicht nur Kampfsport«, antwortete Berndorf. »Er fotografiert auch. Natur, Landschaft, Tiere. Die Ringelnatter, die es im Garten an der Halde geben soll. Und irgendwann wird er auch das Auto fotografiert haben, dieses Auto, das immer wieder mal vor dem Haus stand und dessen bloße Anwesenheit ihn zwang, wieder wegzugehen.«
    »Was reden Sie da?« Margarethe Freundschuh war aufgestanden.
    »Seit Stunden schon quälen Sie sich mit der Frage, warum Ihr Sohn vor der Polizei davonlaufen muss«, antwortete Berndorf und sah zu ihr hoch. »Begreifen Sie es jetzt?«

    Ivo Dorpat starrte auf seinen Schreibtisch. Er durfte nicht tief einatmen, das tat ihm weh. Morgen würde er sich röntgen lassen müssen, der Tritt von diesem Bürschchen hatte ihm vielleicht doch eine Rippe angebrochen oder zwei. Nun saß es da drüben, das Bürschchen, und erzählte den Kollegen, dass es Lukas Freundschuh heiße. Sonst kam kein Wort. Auf zwei von drei Fragen kam nichts und auf die jeweils dritte nur dieses eine: Mein Name ist Lukas Freundschuh. Punkt.
    Ivo Dorpat hätte gern selbst sein Glück bei diesem Bürschchen versucht, aber die Kollegen waren der Ansicht, er - Dorpat! - sei das Opfer und könne nicht selbst die Vernehmung führen. Es klang merkwürdig, das Opfer zu sein, man durfte das Wort nicht zu oft wiederholen, aber das ging ihm mit allen Wörtern so.
    Er sah auf und blickte dem Mann ins Gesicht, der auf dem Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch saß, den Stuhl zurückgeschoben, die Hände vor dem Bauch gefaltet, so als ob er hierher gehöre und diesen Platz als den seinen

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