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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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weiter?«
    Berndorf trat hinzu und zeigte die Fotografie, auf der Fiona Morny und die dunkelhaarige Frau zu sehen waren. Er hielt den Abzug so, dass ein gefalteter Geldschein - ein Fünfziger - den Kopf Fionas verdeckte. Der Mann sah Berndorf an, nahm dann, was dieser ihm hinhielt, und ging damit zwei oder drei Schritte zum Fenster, als brauche er mehr Licht. Beiläufig verschwand der Fünfziger in der Tasche seiner Sporthose.
    »Ach«, sagte er plötzlich, »die Gitte! Nettes Bild von ihr.«
     
     
     
    Karamellbonbons! Was für ein blöder Trick«, murmelte Ivo Dorpat, packte den Besucherstuhl vor Kuttlers Schreibtisch, drehte ihn um und setzte sich rittlings darauf, »und ich Narr falle darauf herein. Seit wann hat er diese Masche drauf?«
    »Sie meinen Desarts und seine Bonbonniere?«, fragte Kuttler zurück. »Die hat er, soviel ich weiß, schon immer. Tut mir leid, ich hätte Sie warnen sollen.«
    »Nie wieder«, meinte Dorpat. »Übrigens will der Kriminalrat Rapport! Offenbar hat er Schiss vorm Fernsehen.« Er kniff das linke Auge zusammen. »Ich könnte Stein und Bein schwören, dass das kein Selbstmord war, wie Desarts es wohl gerne hätte. Nur - wie soll ich das belegen? Und diese Anwältin ist ja weiß Gott alles andere als hilfreich.«
    »Das wird auch so bleiben«, sagte Kuttler kühl. Dorpat wurde ihm ein wenig zu schnell ein wenig zu kumpelhaft. »Dr. Drautz wird weiterhin behaupten, Eisholm sei umgebracht worden, weil er den unbekannten Beischläfer der Fiona Morny habe finden wollen. Damit kann sie erstens den Prozess gegen den Hauptmann blockieren, solange sie lustig ist, und zweitens die Zusammenarbeit
mit uns ablehnen, weil wir ja dieser Spur nicht nachgehen... Und wenn sie nicht will, wird es ziemlich schwierig, an Informationen über Eisholms Mandanten zu kommen.«
    »Kollege - wie schwer sind Sie eigentlich von Begriff?«, fragte Dorpat, und sein Gesicht begann sich ins Rötliche zu verfärben. »Die Staatsanwaltschaft ist Herrin des Verfahrens, richtig? Und die Ansage, die Desarts gemacht hat, war unmissverständlich und klar: Die Ermittlungen, die in Stuttgart geführt worden sind, haben das Ergebnis erbracht, dass die Morny dort nicht abgestiegen ist. Punkt.«
    Punkt? Kuttler unterdrückte ein Lächeln. Das hatte er schon einmal gehört. Wie schnell Dorpat alles Kumpelhafte abhanden gekommen war!
    »Sie brauchen nicht zu grinsen, Kollege«, fuhr Dorpat fort. »Eigentlich hätte ich von Ihnen ein paar konkrete Ergebnisse erwartet oder wenigstens eine einzige brauchbare Information.«
    »Eine Information, ja doch... aber sie wird Ihnen nicht gefallen«, antwortete Kuttler. »Vor seinem Tod hat Eisholm noch einen privaten Ermittler engagiert. Sie sollten Englin davon in Kenntnis setzen.«
    Dorpat schüttelte den Kopf. »Was hat er sich davon versprochen? Und woher wissen Sie das überhaupt?«
    »Ich habe den Ermittler im ›Vier Jahreszeiten‹ getroffen«, antwortete Kuttler. »Ich glaube, er soll den unbekannten Liebhaber ausfindig machen...«
    Dorpat runzelte die Stirn. »Warum sagen Sie mir das erst jetzt? Im ›Vier Jahreszeiten‹ waren Sie doch schon gestern Abend... Und wer ist dieser Mensch überhaupt, und wo kommt er her?«
    »Er kommt aus Berlin«, antwortete Kuttler, »es ist Berndorf, bis vor ein paar Jahren Ihr Vorgänger hier im Dezernat Eins. Tut mir leid, wenn Sie das gerne früher hätten wissen wollen... Irgendwie schienen Ihnen andere Fragen wichtiger.«
    »Werden Sie schon wieder unverschämt?« Dorpat musterte Kuttler aus misstrauischen, halb geschlossenen Augen. »Berndorf also. Sagen Sie mal, Kollege - wann ist der hier eingetroffen?«

    »Gestern, soviel ich verstanden habe.«
    »Meinen Sie nicht, dass wir das etwas genauer wissen müssten? War er es, mit dem sich Eisholm gestern Abend getroffen hat?«
    »Ich denke, Eisholm wollte eigentlich zurück ins Hotel«, antwortete Kuttler ausweichend. »Deswegen hat er das Taxi bestellt. Dann aber hat er jemanden getroffen und deswegen nur den Koffer ins Hotel bringen lassen... Nur müsste das jemand sein, mit dem er zunächst nicht gerechnet hat. Das wiederum trifft auf Berndorf nicht zu.«
    »Scharfsinnig sind Sie auch noch!«, sagte Dorpat. »Mir wäre es allerdings lieber, wenn Sie sich an die Fakten halten würden. Und was folgt aus denen? Doch wohl, dass es einen Unbekannten gibt und dass Eisholm mit diesem Unbekannten zum Hauptbahnhof gegangen ist. Er hat ihn begleitet oder ist von ihm eingeladen worden, und also...«

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