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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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grauen Pullover, keineswegs nachlässig. Ihr Gesicht - ohne erkennbares Make-up - wirkte aufmerksam, die Augen waren auf der Hut. Ihre Ausstrahlung? Merkwürdig unpersönlich. Es gibt kein besseres Wort, dachte Berndorf: Unpersönlich war auch die ganze Wohnung, obwohl sie gerade nicht nach einem Katalog eingerichtet war, sondern mit vermutlich sorgfältig ausgesuchten Einzelstücken von Designermöbeln ausgestattet. An der einen Wand hing ein großformatiger Flachbildschirm, vor der anderen war eine afrikanische Holzplastik aufgestellt, eine Priesterin oder Göttin zeigend, Zwiesprache haltend mit wem?

    »Ich verstehe immer noch nicht«, sagte Brigitte Sosta, »warum sind Sie zu mir gekommen? Und woher haben Sie meine Adresse?«
    Berndorf holte das Foto heraus, das Brigitte Sosta zeigte, wie sie den Ring an Fiona Mornys Kette betrachtete, und legte es auf den Tisch. Es war ein Tisch aus grob bearbeiteten Holzbohlen, ein Tisch, um ganze Nächte daran bei Brot, Wein und Streitgesprächen zu verbringen.
    Nur hatte so etwas nie stattgefunden, nicht in dieser Wohnung.
    »Sie waren mit Fiona Morny befreundet?« Elaine Drautz hatte in ihre Stimme fast einen Klang von Anteilnahme gelegt, von Wärme jedenfalls. Berndorf freilich glaubte gesehen zu haben, wie sie die Wohnung und deren Inhaberin gemustert hatte, eine rasche gnadenlose Bestandsaufnahme war das gewesen.
    Brigitte Sosta gab keine Antwort. »Ich würde wirklich gerne wissen, wer Ihnen meine Adresse gegeben hat?«, wiederholte sie und blickte von der Anwältin zu Berndorf und wieder zurück. Offenbar konnte sie noch nicht abschätzen, vor wem sie mehr auf der Hut sein musste.
    »Ekkehard Morny hat uns auf Sie hingewiesen.«
    »Wie kommt er dazu?«
    »Ekkehard Morny ist in einer Lage, in der Sie ihm das kaum verübeln können«, antwortete die Anwältin, jetzt in einem Ton ganz ohne Wärme. »Das wissen Sie doch. Sie lesen doch Zeitung. Hören Radio.«
    Brigitte Sosta schüttelte den Kopf. »Diese Frau da« - sie deutete auf das Foto - »kenne ich nur flüchtig...«
    »Bitte?« Die Anwältin starrte sie aus schmalen Augen an, den Kopf vorgeschoben. »Sie haben sie nur flüchtig gekannt? Ausgezeichnet.« Sie richtete sich auf. »Als ich mich vorstellte, habe ich offenbar undeutlich gesprochen. Also noch einmal: Ich bin die Anwältin von Ekkehard Morny, und weil das so ist, werde ich Sie als Zeugin vor Gericht vorladen und werde Sie dort befragen, und wenn Sie Fiona Morny dann noch immer nur flüchtig gekannt haben, werde ich Sie vereidigen lassen und anschließend
dem Staatsanwalt dieses Foto übergeben, und dann, meine Liebe, werden Sie etwas zu erklären haben!«
    Brigitte Sosta schüttelte den Kopf. »In dem Ton kommen Sie bei mir schon gleich gar nicht weiter. Ich weiß nichts über den Tod von Fiona... natürlich habe ich davon gelesen. Natürlich hat sie mir wahnsinnig leid getan. Aber ich weiß absolut nichts darüber, warum das passiert ist und warum ihr Mann das gemacht hat. Ihn habe ich eigentlich überhaupt nicht gekannt, und die Fiona auch nur aus dem Fitness-Center... Purer Zufall, dass ich sie auf diesem blöden Silvesterball getroffen habe. Ich war auch nur ganz kurz an ihrem Tisch...« Sie erhob sich. »Das ist alles. Gehen Sie jetzt bitte. Ich bin müde und möchte ein Bad nehmen.«
    Elaine Drautz sah Berndorf an. Er nickte nur, griff nach dem Foto und stand ebenfalls auf. »Sie sind nicht zufällig Goldschmiedin von Beruf? Oder kennen sich mit Antiquitäten aus?«
    Sie sah ihn überrascht an. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil Sie sich auf diesem Bild hier den Ring zeigen lassen. Warten Sie...« Er holte den zweiten Abzug aus dem Umschlag und zeigte ihr die Vergrößerung, die ihm der Fotograf angefertigt hatte. »Ich nehme an, dieses Relief zeigt Adam und Eva... Wissen Sie, ich suche jemand, der mir ein bisschen mehr dazu sagen kann. Was das für eine Art Ring ist, wie alt er sein kann, für wen er bestimmt gewesen sein mag...« Er sah sie an, aber in ihrem Gesicht spiegelte sich nur die Anwesenheit zweier Besucher, die unwillkommen waren.
    Brigitte Sosta schüttelte den Kopf. »Sie sagte nur, dass der Ring ein Erbstück sei und die Vertreibung aus dem Paradies zeige. Übrigens waren da auch Tiere drauf abgebildet, ganz liebevoll und plastisch herausgearbeitet. Aber ich glaube, sie hatte es gar nicht gern, dass ich mir den Ring näher anschaute. Ich hab dann auch schnell die Finger davon gelassen und nur gesagt, dass er sehr schön sei und sicher

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