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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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wollte offenbar Zeit gewinnen...«
    »Veesendonk hat uns das mitgeteilt«, bestätigte Dorpat. »Aber in welcher Weise finden Sie das bedeutsam?«
    Desarts warf ihm einen kurzen Blick zu. »Bedeutsam kann daran sein, dass ein solcher Schritt ein bisschen ungewöhnlich ist. Mir kam Eisholm schon den ganzen Tag ein wenig überdreht vor.«
     
     
     
    Die automatische, gläserne Schiebetür des Tagblatt -Gebäudes schloss sich hinter Berndorf. Der Fotograf hatte ihm einige Abzüge gemacht und überdies versprochen, ihm eine CD mit allen Aufnahmen vom Silvesterball des Zweiten Korps ins Hotel zu schicken. Was der Wahrheitsfindung dient, kann auch für anderes nützlich sein, zum Beispiel den Verkaufswert von Pressefotos heben.
    Berndorf, den Umschlag mit den Abzügen in der Hand, blickte auf die Uhr von St. Georg, es war schon fast halb drei, und so musste er sich beeilen, auch wenn das Tagblatt im Grunde nur einen Häuserblock vom Justizgebäude entfernt lag, an dessen Rückseite wiederum - im Frauengraben - sich der Zellentrakt für die Untersuchungsgefangenen befand.
    Als er ankam, wartete die Anwältin Drautz bereits, mit scheinbar ausdruckslosem Gesicht. Aber ihre Augen waren sehr schmal.
    »Reizend, dass Sie noch hergefunden haben«, sagte sie zur Begrüßung. »Sie ahnen ja nicht, wie mir diese Männer, die immer
schon da sind, mit ihrer penetranten Höflichkeit auf den Nerv gehen...«
    Berndorf entschied sich, nichts zu antworten, und legte dem Justizbeamten in der Pförtnerloge seinen Ausweis vor.
    »Nett, Sie mal wiederzusehen«, sagte der und hob grüßend die Hand, ein zweiter Beamter geleitete Berndorf und die Anwältin in ein Besuchszimmer mit einem vergitterten Fenster. Kurz darauf wurde auch Ekkehard Morny gebracht, Dr. Drautz stellte Berndorf vor: »Ein Privatdetektiv, den noch Herr Eisholm beauftragt hat...«
    Die beiden Männer begrüßten sich mit Handschlag, der Händedruck von Morny war fest, aber sein Blick wirkte ratlos, fast abweisend. So blickt einer, dachte Berndorf, dem der Gerichtsvollzieher ins Haus steht und dem man deshalb einen Wünschelrutengänger andient!
    »Wir haben sehr wenig Zeit«, sagte Dr. Drautz, nachdem sich alle drei gesetzt hatten. »Drei Wochen, das ist eigentlich gar nichts. Aber wenn ich die Aussetzung des Verfahrens beantragt hätte, dann hätte das die Untersuchungshaft um Monate verlängert …«
    Morny nickte. Berndorf hatte Mühe, in diesem großen Mann den eleganten, athletischen, strahlenden Tänzer wiederzuerkennen, den er auf den Fotografien gesehen hatte. Er warf einen Blick auf die Anwältin. Irgendein Widerschein einer erotischen Ausstrahlung oder wenigstens der Restmenge einer solchen? Fehlanzeige, soviel er sah. Aber das mochte nicht nur an dem Hauptmann liegen.
    »Eigentlich ist es ganz einfach«, fuhr die Anwältin fort. »Entweder Sie haben Ihre Frau totgeschlagen, oder Sie haben es nicht. Und wenn Sie es getan haben, dann ist das zwar nicht schön, kommt aber in den besten Familien vor. Das heißt, wir erklären dem Gericht, dass Sie von Ihrem schweren Auslandseinsatz nach Hause gekommen sind, um von Ihrer Frau mit der Mitteilung begrüßt zu werden, sie habe einen Liebhaber. Sodann habe Ihre Frau Ihnen die sexuellen Vorzüge, den Einfallsreichtum, die Potenz dieses neuen Liebhabers geschildert und
Ihnen ferner erklärt, nach einem im Übrigen ganz vorzüglichen Geschlechtsverkehr sei der Liebhaber in schallendes Gelächter ausgebrochen, weil er auf dem Nachtkästchen ein Bild von Ihnen in Uniform entdeckt habe... Das Ganze bringt Ihnen etwa sechs Jahre. Unter Einbeziehung der U-Haft sind Sie nach drei Jahren draußen, heuern bei einer der Firmen an, die für die USA deren schmutzige Kriege führen, kaufen sich eine schnuckelige kleine Inderin und können alles andere vergessen. Na?«
    Morny starrte sie abweisend an. »Wenn ich das richtig verstehe, erzählen Sie mir gerade den gleichen Unsinn, den schon mein erster Anwalt an mich hingesülzt hat. Deswegen hab ich ihn ja rausgeschmissen und mich an Eisholm gewandt.« Plötzlich bekam sein Gesicht etwas Farbe. »Ich habe Fiona nicht umgebracht. Und ich brauche keinen Anwalt, der mir das nicht glaubt!«
    Die Anwältin hob die Augenbrauen. »Ihre Ehe war nicht zerrüttet?«
    »Na ja, wie das eben so ist«, sagte Morny. »Waren Sie denn schon mal verheiratet? Mit der Zeit ist halt alles schwieriger geworden … ich hab schon auch Stress in meinem Job, das dürfen Sie mir glauben, und bei Fiona lief es auch

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