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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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es. Er nicht.
    »Nun - Sie sind sicher nicht gekommen, um über Kollegen zu plaudern«, fuhr Rübsam fort und betrachtete ihn aufmerksam. Offenbar war ihm Kuttlers abweisende Reaktion nicht entgangen.
    »Ich suche den Pudelmann«, sagte Kuttler, der sich entschieden hatte, keine weiteren Umstände zu machen. »Manfred Rauth mit vollem Namen, er war oder ist noch immer obdachlos, und er hat sich meines Wissens öfter hier im Bereich Michelsberg aufgehalten.« Er hielt inne. Das war vielleicht doch etwas zu umstandslos. »Pudelmann wird er seines Hundes wegen genannt, der offenbar ein Pudelmischling ist. Vielleicht hat er bei Ihnen schon einmal wegen einer Unterstützung oder Unterkunft vorgesprochen.«
    »Die Menschen, die unser Haus aufsuchen, kommen zu uns, nicht zur Polizeidirektion.«
    Rübsam hielt weiter den Blick auf Kuttler gerichtet, aber der Ausdruck seiner Augen hatte ihre scheinbar unerschütterliche Freundlichkeit verloren. »Man hat Sie falsch unterrichtet, wenn Sie mich für einen verlängerten Arm der Ermittlungsbehörden halten sollten.«
    »Entschuldigen Sie.« Kuttler überlegte kurz. Diese Antwort
hatte er sich redlich verdient. Zweiter Versuch. »Hören Sie: Möglicherweise - sehr möglicherweise! - ist Herr Rauth Zeuge in einem Mordfall. Im Fall der toten Frau, die vor einem Jahr in einem der Gärten unter der Wilhelmsburg gefunden wurde. Wir wollen ihn nicht zur Fahndung ausschreiben. Ich will ihn nur finden und mit ihm reden.«
    »Und wenn Sie ihn finden und mit ihm gesprochen haben und er ein Zeuge war, dann werden Sie ihn fragen, warum er sich nicht schon längst und von selbst gemeldet hat«, erwiderte Rübsam. »Und schon ist der Herr Rauth im Knast und sein Hund im Tierheim.«
    »Ich verstehe das Problem, das er hat«, sagte Kuttler. »Aber wir finden ihn in jedem Fall. Es fragt sich nur, wie groß der Aufwand dafür sein muss. Aber je größer der Aufwand, desto grö ßer die Wahrscheinlichkeit, dass er in Haft kommt.« Er beugte sich vor. »Ich will wirklich nichts von Ihnen erfahren, was Ihnen anvertraut worden ist. Im Grunde will ich nur einen Rat. Wohin wendet sich Ihrer Erfahrung nach ein Obdachloser, der einen Hund mit sich führt und deswegen - vermute ich mal - Schwierigkeiten hat, in einem Übernachtungsheim angenommen zu werden? Gibt es Anlaufstellen für so jemanden und wo?«
    »So hätten Sie auch gleich fragen können.« Rübsam begann, zwischen den Stapeln auf seinem Schreibtisch etwas zu suchen. »Inzwischen gibt es Heime, die Wanderer mit Hunden aufnehmen«, fuhr er fort. »Und im Stuttgarter Norden gibt es so etwas wie ein Modellprojekt, das in Partnerschaft mit dem dortigen Tierschutzverein geführt wird... Es ist wohl vor allem als eine Anlaufstelle für die Tiere gedacht, wo sie geimpft und entwurmt werden können und wo ein Tierarzt einen Blick auf sie wirft...« Unter einem umgedreht abgelegten, aufgeschlagenen Band mit Predigten zog er ein Adressbuch hervor, schlug es dann aber doch nicht auf.
    »Falls ich Kontakt zu ihm bekomme«, fragte er, und der Blick, mit dem er Kuttler dabei betrachtete, hatte sich noch einmal verändert, »kann ich ihm sagen, dass Sie ihn suchen und dass er Sie anrufen soll?«

    »Warum nicht?«, meinte Kuttler nach einem kurzen Zögern und nannte Rübsam seine Durchwahl.
    Rübsam notierte sie in seinem Adressbuch. Dann blätterte er einige Seiten weiter, bis er den Eintrag gefunden hatte, den er suchte. »Ich gebe Ihnen jetzt die Nummer dieser Stuttgarter Unterkunft. Aber fragen Sie dort nicht nach dem Pudelmann. Die Leute dort können es nicht leiden, wenn man ihre Klienten mit Spitznamen belegt.«
    Kuttler bedankte sich. »Es tut mir leid, wenn Ihnen meine Fragerei etwas nassforsch vorgekommen sein sollte.«
    Rübsam hob entschuldigend die Hände und begleitete ihn zur Tür. Dann kehrte er zurück und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch, vor sich die angefangene Predigt. Das Adressbuch lag noch daneben, aufgeschlagen bei der Seite mit dem Stuttgarter Anschluss.
     
     
     
    Aufmerksam betrachtete die Direktorin des Museums die beiden Abzüge, die ihr Berndorf gezeigt hatte: die Fotografie Fionas mit dem Ring, den sie an der Kette um ihren Hals trug, und dann die Vergrößerung, die den Ring in der Hand von Fionas Freundin oder Bekannten Brigitta Sosta zeigte.
    »Welches ist die tote Frau - die den Ring in der Hand hält?«, fragte sie.
    »Nein«, antwortete Berndorf. »Die Blonde, die den Ring an der Kette trägt.«
    »Er hat ihr

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