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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Mannsbilder und triebst Hurerei mit ihnen ....
     
    Er sah sich um. Berndorf und die Anwältin standen im Innenraum des Saales, über Tischvitrinen gebeugt. Walleter näherte
sich vorsichtig, die Anwältin - die Augenbrauen hochgezogen, mit einem merkwürdigen Ausdruck im Gesicht - machte ihm Platz, und er beugte sich ebenfalls über die Vitrine. Mehrere breite Goldringe lagen darin, einige davon mit einem Aufsatz, der wie ein Häuschen gestaltet war, so dass Walleter sie zuerst für Siegelringe hielt.
    Berndorf freilich stand vor einem Ring, in den wie in ein umlaufendes Relief Gestalten eingearbeitet waren, Walleter erkannte zwei Menschen, die sich irgendwie gegenüberstanden, dazu - wenn er etwas zur Seite ging - einen Löwen mit hochragendem Schweif. Und im Innern des Rings waren Buchstaben eingraviert, die er freilich nicht lesen konnte. Er blickte auf die Erklärungstafel und las:
     
    Jüdischer Hochzeitsring, 17.-18. Jahrhundert, Ungarn od. Siebenbürgen
     
    Er blickte fragend zu Berndorf. Aber auch der schaute seltsam. Abwesend und abweisend zugleich. Walleter beschloss zu schweigen.
     
     
     
    Wilma Rohm löste ihren Arm aus der Umklammerung Dorpats und rannte die Straße hinauf. Weiter oben stieß ein Lieferwagen aus einer Hofeinfahrt zurück und musste rangieren, weil der Fahrer die Kurve rückwärts nicht gleich beim ersten Versuch geschafft hatte.
    Der Mini-Cooper, der in einem Zug aus der Parklücke herausgekommen war, wurde abgestoppt. Er war nur noch wenige Meter vor ihr, »Halt, Polizei!« schrie sie mit erhobener Hand, aber der Fahrer legte den Rückwärtsgang ein, und der Wagen schoss rückwärts auf sie zu, so dass sie zur Seite hechten musste und sich, als sie ihren Sturz auffangen wollte, die linke Hand auf dem Gehsteig aufschürfte.
    Sie kam wieder auf die Beine und holte mit der fast gleichen Bewegung, mit der sie sich umdrehte, ihre Pistole aus dem
Schulterhalfter. Wieder war der Mini-Cooper stehen geblieben, diesmal, weil von der oberen Kreuzung her ein Mercedes die Einbahnstraße herunterkam.
    Dorpat stand neben der Fahrertür, riss sie auf und griff in den Wagen, als wolle er den Fahrer am Kragen herauszerren oder zur Not auch an den Haaren.
    Der Drogenfahnder fuchtelte währenddessen mit den Händen und schrie etwas. Wilma Rohm achtete nicht darauf, sie hatte ihre Waffe entsichert und kam näher, die Pistole in beiden Händen.
    Der Fahrer war ausgestiegen, er war kaum kleiner, kaum weniger breitschultrig als Dorpat, der ihn noch am Kragen seiner Jacke gepackt hielt. Plötzlich ließ Dorpat los und hob beide Hände. Warum? Weil der Fahrer des Mini ihm irgendetwas gegen den Bauch drückte.
    »Günter, mach kein Scheiß!«, schrie der Drogenfahnder.
    Wilma Rohm kam zwei, drei schnelle, lautlose Schritte heran, die Pistole auf den Mann gerichtet, der vor Dorpat stand.
    »Lassen Sie die Waffe fallen!«, befahl sie und erschrak fast über sich selbst. Ihre Stimme klang eisern und kein bisschen piepsig.
    Der Mann, der wohl Günter Sawatzke war, drehte - als sei er für einen Augenblick irritiert - den Kopf zur Seite, um zu sehen, wer hinter ihm war. Im selben Augenblick schlug Dorpat die gegen ihn gerichtete Pistole zur Seite, holte noch einmal aus und traf Sawatzke mit einem rechten Aufwärtshaken, so dass dessen Kopf nach oben und hinten gerissen wurde und der ganze Mann rückwärts auf den Mini-Cooper fiel.
    »Was machen Sie denn!«, schrie der Drogenfahnder. »Sie schlagen ihn ja tot!«
    »Sorry«, sagte Dorpat und bückte sich nach der Pistole, die er dem Mann aus der Hand geschlagen hatte. »Aber ich mag es nicht, wenn mir einer so ein Ding gegen den Bauch hält.«

    Pfarrer Johannes Rübsam räumte den Besucherstuhl von den Büchern frei, die darauf abgelegt waren, und bot ihn seinem Gast an. Einen Augenblick überlegte er, wo er den Bücherstapel abstellen könnte, fand dann aber doch noch eine Ecke auf seinem Schreibtisch. Er bewegte sich mit einer heiteren Selbstverständlichkeit, die nichts auf der Welt zu fürchten schien, schon gar nicht einen überfüllten Schreibtisch.
    »Ich habe früher schon Kollegen von Ihnen kennen gelernt«, sagte er dann und setzte sich befriedigt hinter seinen Schreibtisch. »Den Herrn Berndorf zum Beispiel...«
    »Ich weiß«, sagte Kuttler. Alle Leute, mit denen er zu tun bekam, hatten Geschichten von wichtigen und interessanten Polizisten auf Lager. Er, Kuttler, war nicht wichtig und nicht interessant. Berndorf war wichtig und interessant. Tamar war

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