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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Polizistin Bollinger hinaus und erstattete dann Bericht, so gut es eben ging.
    Als er zu Ende gekommen war, herrschte Schweigen. Er wartete und wollte schon fragen, ob Steinbronner noch am Apparat sei, als sich die Stimme doch wieder hören ließ.
    »Erpressung«, sagte die Stimme, und sie klang auf einmal anders, gedämpfter, gleichzeitig hatte sie die Honoratiorenjovialität verloren, an der man sonst die Leute aus Stuttgart erkennt, »hat dieser Scheich von einem Landrat wirklich von Erpressung gesprochen?«
    »So hat es mir die Kollegin Bollinger gesagt«, antwortete Kammhuber. »Er soll es sogar laut gerufen haben... auch deswegen hat sie gemeint, sie müsse den Herrn Berndorf festnehmen.«
    »Leise rufen geht schlecht«, bemerkte Steinbronner, »dieser Riesenscheich sagt also, er wird erpresst... und vor wie viel Leuten hat er das heraustrompetet?«

    »Da bin ich jetzt überfragt«, meinte Kammhuber, »es war eine Jubiläumsveranstaltung, achtzig oder hundert Zuhörer werden es bestimmt gewesen sein, aber das sind alles sehr zuverlässige, seriöse Leute...«
    »Achtzig oder hundert Leute«, echote Steinbronner, »ist Ihnen eigentlich klar, Kollege, was das bedeutet?«
    Kammhuber fühlte sich unbehaglich. »Das kann ich im Augenblick nicht so richtig abschätzen...«
    »Macht nichts. Wenn es das bedeutet, was ich meine, dann können Sie es übermorgen sowieso in der Zeitung lesen«, kam die Antwort. »Ist Berndorf noch bei euch?«
    »Sicher doch...«
    »Setzt ihn auf freien Fuß. Jetzt. Sofort. Und keine Erklärungen.«
    Kammhuber zögerte. »Und was sagen wir, wenn die Presse nachfragt? Sie haben gerade so etwas angedeutet.«
    »Kammhuber!«, kam es grollend durchs Telefon. »Muss ich Ihnen alles vorsagen? Also bitte, schreiben Sie mit, aber nicht für den Polizeibericht, sondern nur auf Anfrage mitzuteilen...«
    »Moment«, sagte Kammhuber und suchte nach einem Notizblock, aber eines seiner Führungsprinzipien war es, einen leeren Schreibtisch zu haben. Hastig zog er an der Schreibtischschublade, aber weil Sonntag war und er eigentlich keinen Dienst hatte, war die Schublade abgeschlossen. Verzweifelt sah er sich um, und weil nirgends ein Schreibgerät zu sehen war, log er schließlich ein: »Jetzt, ich höre!« ins Telefon. Und Steinbronner diktierte:
    »Nach einem Vortrag des Herrn Landrats Kröttle in X-Bumshausen kam es zu einer Rangelei unter den Zuhörern, die ein Autogramm von ihm haben wollten. Bevor die Auseinandersetzung eskalierte, hat eine zufällig anwesende Beamtin einem der Autogrammjäger Polizeischutz gegeben und ihn aus dem Saal geleitet. Punkt.«
    »... aus dem Saal geleitet. Punkt«, echote Kammhuber und hob ärgerlich die Hand, mit der er so getan hatte, als schriebe er auf der schweinsledernen Schreibunterlage mit. »Aber meinen Sie,
dass sich die Presse damit zufrieden gibt? Diese Anwältin hat etwas von einem Mordfall gesagt...«
    »Kollege!«, sagte Steinbronner, »was ich Ihnen diktiert habe, ist exakt das, woran Sie und die Kollegin Bollinger sich bitte festhalten wollen, es komme da, was wolle. Autogramme, Rangelei, Polizeischutz für einen der Autogrammjäger. Punkt. Sie wissen nichts, die Kollegin Sowieso weiß nichts, nichts von einem Mordfall, nichts von Erpressung. Sie beide wissen nur, was ich Ihnen diktiert habe, trichtern Sie das bitte auch der Kollegin ein, bis sie es im Schlaf rückwärts hersagen kann. Alle anderen Frager wollen Sie an das Innenministerium verweisen, haben Sie das verstanden?«
    »Habe ich«, sagte Kammhuber gehorsam.
    »Noch etwas...« Steinbronners Stimme hatte sich noch einmal verändert. Jetzt klang sie fast vertraulich, fast kollegial. »Falls der Herr Landrat Kröttle sich an Sie wendet, in der Sache von heute Vormittag oder in einer anderen, dann sind Sie entgegenkommend und kooperativ. Selbstverständlich sind Sie das. Aber machen Sie keine Zugeständnisse, nicht die geringsten, die Sie reuen könnten, falls der Herr Landrat übermorgen nicht mehr der Herr Landrat ist. Haben Sie verstanden?«
    Kammhuber wollte nein sagen und sagte ja.
    »Dann ist ja gut.« Steinbronner legte auf.
    Der Polizeidirektor wischte sich Schweiß von der Stirn, dann rief er noch einmal die Zentrale an und gab Anweisung, den vorläufig festgenommenen Berndorf, Hans unverzüglich auf freien Fuß zu setzen. Einige Augenblicke dachte er nach, schließlich stand er auf und ging an das Fenster und starrte hinaus zu den roten Giebeldächern der Kreisstadt und zu den grauen

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