Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
Vom Netzwerk:
Vorsicht, nehme ich mal an.«
    Wieder griff Puck zu Kuttlers Glas. »Haben Sie sonst noch was, von dem Sie gerne mehr wüssten?« Sie trank, während sie Berndorf über den Rand hinweg ansah. »Irgendetwas von Liebe, Lug und Trug? Wenn eine kellnert, kriegt sie viel mit.«
    »Wenn Sie so fragen...«, meinte Berndorf, griff nach seiner Mappe und suchte ein Foto heraus. »Diese Frau hier... sagen Sie mir, was sie tut.«
    Puck nahm das Foto, es war das Bild, das Fiona beim Blick in den Spiegel der aufgeklappten Puderdose zeigte. Sie wollte etwas sagen, dann runzelte sie die Stirn. »So, wie die den Spiegel hält, schaut sie nicht nach dem Make-up.« Sie hob die Hand, als hielte sie damit einen Spiegel, und führte vor, wie sie damit den Strich des Lippenstiftes und des Eyeliners überprüfen würde: den Spiegel direkt auf die vermuteten Problemzonen gerichtet. »Diese da tut etwas anderes. Sie beobachtet jemanden.«
    »Welcher Art ist ihr Interesse?«, fragte Berndorf. »Will sie flirten? Jemanden anbaggern?«
    Sie wiegte den Kopf. »Ich weiß ja, wer das ist - oder sollte ich sagen: wer das war? Und weil ich weiß, was mit ihr passiert ist, stelle ich mir vielleicht Dinge vor, die nur in meiner Einbildung existieren... Trotzdem - sie flirtet nicht. Nicht in diesem Augenblick. Der Mund wäre sonst anders.« Als ob sie Anschauungsunterricht geben wollte, schenkte sie dem imaginären Spiegel einen beunruhigenden Augenaufschlag, und ein Lächeln spielte um ihre Lippen. »Sie beobachtet nur. Aber es ist wie mit einem Tier: Da kann ich auch nie erkennen, ob es Angst vor mir hat oder mich als mögliche Beute ansieht.« Sie wandte sich an Kuttler.
»Ist dir denn nichts an dem Foto aufgefallen? Du kennst es doch sicher auch...«
    Kuttler zog ein Gesicht. Diplomatisch warf Berndorf ein, dass ein solcher Schnappschuss ganz gewiss mehrere Deutungen zulasse. »Trotzdem...«
    »Trotzdem was?«, fragte Kuttler.
    »Der Fotograf des Tagblatts hat auf jenem Ball eine ganze Reihe von Aufnahmen gemacht. Wir sollten sie uns noch einmal ansehen... vielleicht entdecken wir etwas, ein Gesicht, eine Gestalt …«
    Berndorf sah auf. Kuttler lächelte. Offenbar hatte Berndorf vergessen, dass er nicht mehr - schon lange nicht mehr - Leiter des Dezernats I der Kriminalpolizei war.
    »Ein Gesicht allein wäre aber zu wenig«, wandte Kuttler ein. »Wir bräuchten einen Namen dazu. Und wenn wir schon einmal dabei sind...« - ein missmutiger Schatten zog über sein Gesicht, als sei er auf eine Ärgerlichkeit oder ein Versäumnis gestoßen - »...dann könnten wir natürlich auch versuchen herauszufinden, wer alles eine Ausbildung in waffenlosen Nahkampf- oder Verteidigungstechniken absolviert hat, bei der Bundeswehr oder in einer Sportschule. Wer also überhaupt in der Lage ist, einen solchen Handkantenschlag zu setzen...«
    Berndorf hob die Augenbrauen. Es hörte sich an, als sei es die einfachste Sache der Welt: ein Raster für die Männer, die Fiona auf dem Ball beobachtet haben mochte, und darüber das zweite Raster jener Männer, die physisch und technisch in der Lage waren, mit einem Schlag zu töten... Vermutlich aber passte auf beide Raster nur ein Name: der des Hauptmann Morny, und sie würden so klug sein wie zuvor.
    »Da hast du dir jetzt gleich zwei Heuhaufen ausgesucht, um eine Nadel zu finden«, wandte Puck ein. »Aber sag einmal: diesen Silvesterball - den hat doch die Bundeswehr veranstaltet und dazu eingeladen?«
    Kuttler nickte.
    »Das wird dann also richtig stinkfein aufgezogen gewesen sein«, meinte Puck, »vermutlich mit Tischkarten, Herr und Frau
Oberbürgermeister neben Herrn und Frau General, und wenn das so war, muss es auch eine Gästeliste gegeben haben.«
    Kuttler schüttelte den Kopf. »Klar. Kein Problem. Landrat, Oberbürgermeister, General, mir doch egal! Ich werd sie alle befragen, was sie mit der Fiona gehabt haben, bis Englin mich vollends hinausschmeißt...«
    »Dummkopf«, sagte Puck liebevoll und wandte sich, wie zur Ablenkung, an Berndorf. »Was denken Sie eigentlich über diese Kette mit dem Ring? Markus hat mir erzählt, dass Eisholm ihm deswegen zugesetzt hat.« Sie legte ihre Hand auf Kuttlers Arm, als wollte sie sich für die Indiskretion entschuldigen.
    »Falls du Gesprächsstoff suchst«, sagte Kuttler, »es gibt ein paar Themen, die mir angenehmer sind.«
    Berndorf blickte auf, wieder begegneten sich Pucks Augen und die seinen, für einen Augenblick schwieg er.
    »Ein oder zwei Dinge wissen wir von diesem

Weitere Kostenlose Bücher