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Beim Blick in deine Augen

Beim Blick in deine Augen

Titel: Beim Blick in deine Augen
Autoren: Sharon Kendrick
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gewärmten Oberschenkel. Er beobachtete triumphierend, wie ihre Lippen sich unbewusst zu einem lautlosen Aufkeuchen öffneten. Er senkte seine Stimme. „Wir sollten wenigstens die einzig befriedigende Sache genießen, die Frauen und Männer sich schenken können. Und – nur, um das klarzustellen – ich habe in Athen nur gearbeitet; ich war mit keiner anderen Frau zusammen.“ Seine schwarzen Augen glänzten lüstern. „Um ganz ehrlich zu sein, war deine Leidenschaft so überwältigend, dass ich an keine andere Frau denken kann als an dich, agape mou .“
    „Und, soll ich mich jetzt geschmeichelt fühlen?“, fragte sie verbittert.
    „Ich glaube, dass solltest du!“
    Aber Laura war bereits aufgesprungen und nahm den Picknickkorb in die Hand.
    „Oh, und Laura?“, meinte er.
    Sie blickte auf, denn sein plötzlich entschlossener Tonfall warnte sie, dass das, was er jetzt sagen würde, nichts mit der sexuellen Anziehungskraft zwischen ihnen zu tun hatte. „Was?“
    „Ich glaube, es wird langsam Zeit, Alex zu sagen, wer ich wirklich bin, meinst du nicht?“
    Laura kaute auf ihrer Unterlippe. Sie hatte gewusst, dass es passieren würde, und es machte keinen Sinn, es noch länger aufzuschieben. Würde das nicht aussehen, als wollten sie etwas verstecken, für das sie sich schämten, anstatt Vater und Sohn die Möglichkeit zu geben, sich kennenzulernen? Eine Veränderung war immer beunruhigend – und Laura hatte Angst davor, in welcher Weise es ihr Leben beeinflussen würde, wenn sie es Alex sagten. Aber sie konnten es nicht ewig aufschieben, nur weil es ihr lieber war.
    „Und dein Vater?“, fragte sie leise. „Er muss es auch erfahren. Wir können nicht von Alex erwarten, dass er diese Neuigkeit für sich behält.“
    Schließlich ergab sich die Gelegenheit, es Alex zu sagen, am Ende des Nachmittags ganz von selbst, als sie alle drei auf dem Marktplatz von Livinos saßen. Alex aß ein Eis – eine riesige Portion aus Zitronen- und Schokoladenkugeln – und jeder Inselbewohner schien stehen zu bleiben, um über seine dunklen Locken zu streichen, bevor sie weitergingen.
    „Warum fassen die mich alle an?“, wollte er wissen. Er klang nicht unglücklich. „Und was sagen sie ständig zu dir?“
    „Die Griechen lieben Kinder“, sagte Constantine, und Laura spürte einen Stich, als sie an seine eigene Mutter dachte. Aber er hat dir ausdrücklich gesagt, dass er dein Mitleid nicht will, erinnerte sie sich selbst.
    „Einige der Älteren sagen, dass du genauso aussiehst wie ich in deinem Alter“, fügte Constantine vorsichtig hinzu.
    „Tue ich das?“
    Es entstand eine Pause. „Ja, du siehst mir sehr ähnlich“, meinte Constantine mit rauer Stimme, dann blickte er über den Tisch Laura an. Sie nickte. „Hast du irgendeine Idee, woran das liegen könnte?“
    Zu Lauras Überraschung antwortete Alex nicht sofort, sondern sah nur von Constantine zu ihr und dann wieder zu Constantine. Seine dunklen Augen fixierten seinen Vater, und ein Blick voller Hoffnung und Sehnsucht erschien auf seinem Gesicht.
    „Bist du mein Daddy?“, fragte er.
    War der Löffel Eiscreme, den Alex ihm unbedingt hatte geben wollen, für den Kloß in seinem Hals verantwortlich, sodass er einen Moment lang nicht sprechen konnte? Constantine schluckte.
    „Ja, das bin ich“, erklärte er mit ruhiger Stimme.
    Es gab keine Hollywood-Filmszene, in der sich der Sohn seinem Vater in die Arme warf – das wäre unter den gegebenen Umständen zu viel gewesen. Als sie zurück zur Villa gingen, bemerkte Laura jedoch, wie Alex’ Finger zu der Hand des Mannes an seiner Seite wanderten. Und dass Constantine die kleine Hand seines Sohnes ergriff und sie ganz fest hielt, während er stur geradeaus starrte und heftig blinzelte, als wäre ihm gerade ein Staubkorn ins Auge geflogen.
    An diesem Abend erzählte Constantine, an dessen Seite eine nervöse Laura stand, seinem Vater, dass die Familie Karantinos tatsächlich einen Erben und er einen Enkelsohn hatte.
    Der alte Mann starrte seinen Sohn für einen langen Moment an und lachte dann kurz auf. „Du glaubst, das hätte ich mir nicht schon längst gedacht?“, fragte er leise. „Du bringst ganz plötzlich ein Kind ins Haus mit der fadenscheinigen Begründung, dass er und seine Mutter Urlaub brauchen, ein Kind, das dir wie aus dem Gesicht geschnitten ist, und denkst, ich würde nicht merken, dass es von dir ist?“
    Laura versuchte, nicht hinzusehen, während sich die Emotionen aufbauten wie bei einem
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