Beim ersten Om wird alles anders
verwenden, „im höggschden Fokus“des Teams.
Das zeigte sich schon beim vorbereitenden Trainingslager auf Sizilien, bei dem auch die Spielerfrauen zugelassen waren. Bundestrainer Löw hatte in seiner Willkommensrede auf der Terrasse des Mannschaftshotels beim Begrüßungscocktail klargestellt, worum es beim Trainingslager vor allem geht: um viel Arbeit für die Männer. Ausdrücklich sagte er: „Damit die Frauen den Männern nicht zu sehr auf die Nerven gehen, gibt es genug Freiraum für die Gattinnen.“Diesen konnten die Damen allen Vorurteilen gemäß unter anderem mit einem Yoga-Kurs füllen. Währenddessen brachten sich Löws WM-Kandidaten unter Anleitung zweier Fitnessspezialisten mit einer neuen Hightech-Fitnessmaschine in WM-Form.
Auch bei der WM selbst war Yoga - zumindest medial - eher eine Randerscheinung. So teilte Broome in einem Interview nach der WM 2010 mit, dass vor allem die Torhüter und Abwehrspieler gerne Yoga machen, Namen wollte er allerdings nicht nennen. Und auf die konkrete Frage, ob denn die früher von ihm als Yoga-Fans geouteten Stürmer Mario Gomez und Lukas Podolski immer noch begeistert bei der Sache wären, antwortete er: „Ich habe hinzugelernt. Bei früheren Turnieren haben Spieler noch zur Presse gesagt: ‚Ich mache Yoga.‘Dann sind ihre Berater auf sie zugekommen und haben gesagt: ‚Du, das mit dem Yoga darfst du nicht sagen, das könnte deinem Ruf schaden.‘“Immerhin, nach dem verlorenen Halbfinale gegen Spanien hatte sein Yoga-Kurs offenbar regen Zulauf. Allerdings, so Broome, kamen die Spieler eher wegen der nachfolgenden Nackenmassage und schliefen während der Stunde fast alle ein.
Korfu
Spätestens als ich erklärte, meinen Sommerurlaub mit 30 Yoga-Fanatikern auf einem zweiwöchigen Yoga-Retreat in kleinen Pension am einsamsten Strand von Korfu verbringen zu wollen, machten sich meine Freunde Sorgen um mich. Bisher hielt meine Umgebung meinen neuen Yoga-Fimmel für ein besonderes Symptom der heranziehenden Midlife-Crisis und nahm meine Erzählungen über die Erlebnisse bei der Ausübung meines neuen Hobbys allenfalls wohlwollend-interessiert, aber weitgehend kommentarlos zur Kenntnis. Immer noch besser, als wenn er sich einen Porsche kauft, um junge Frauen zu beeindrucken, oder sonst wie münchnerisch-peinlich verhaltensauffällig wird, dachten sich wohlmeinende Betrachter.
Die Ankündigung aber, gleich einen ganzen Urlaub freiwillig zusammen mit fremden, vermutlich laut atmenden und sicher heftig schwitzenden Menschen als Möchtegern-Yogi in seltsamen Verrenkungen verbringen zu wollen, provozierte Rückfragen. „Hast du deine Medikamente wieder mal nicht genommen? Machst du das wegen der Frauen? Werden Drogen im Spiel sein?“waren noch die freundlichsten Bemerkungen.
Meine Antwort auf die erstaunten Nachfragen war immer dieselbe: „Es ist Sommer, ich habe Zeit, ich will mich im Urlaub bewegen. Mountainbike fahren auf Rhodos habe ich im Vorjahr gemacht. Das war nicht übel, ich lag aber mit meinem Kumpel Michael im Doppelzimmer, er wickelte sich zum Schutz vor Moskitos in den Bettvorleger ein. Und ich habe dort Matthias aus dem badischen Hotzenwald kennengelernt, wir saßen abends am Strand, haben Sternschnuppen beobachtet und uns unsere Lebensgeschichte erzählt. Das war ok, aber das brauche ich nicht jedes Jahr.Warum also nicht mal einen Yoga-Urlaub mit angeschlossenem Kirtan-Chanten? Das macht doch mittlerweile jeder.“
Allerdings verstand ich die Besorgnis meines Umfelds in gewisser Weise, denn wer mich auch nur ein wenig kennt, weiß, dass ich Gruppenveranstaltungen jeder Art nicht ausstehen kann. Ich hatte aus gutem Grund noch nie in meinem Leben vor oder auch nur mit anderen gesungen, und esoterische Gedankengänge verursachten mir Juckreiz. Auch hatte ich kaum mehr als eine Ahnung von Yoga, ich hatte vor der Reisebuchung genau drei Anfänger-Yoga-Stunden absolviert. Die aufkommende Panik beim Gedanken daran, zwei Wochen zusammen mit überzeugten und erfahrenen Yogis an einem der einsamsten Plätze Europas zu verbringen, wurde größer, je näher der Abflug rückte.
Am Tag vor der Abreise kaufe ich meine erste YogaMatte. Dazu gehe ich aber nicht in einen dieser Esoterikshops, wo man sich von wabernden Sphärenklängen und Hare-Krishna-Gedudel dauerbeschallt erst durch Regale voller Massageöle, Duftkerzen und Räucherstäbchen arbeiten muss. Nein, entsprechend meinem persönlichen Yoga-Ansatz nutze ich zum Mattenkauf mein örtliches
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