Beim ersten Om wird alles anders
und sonorer Singsangstimme. Wenn eine Darbietung besonders gelungen ist, zumindest nach deren Ansicht, schießen die zuschauenden jungen Männer, denen dieser werbende Tanz vermutlich vor allem gilt, mit ihren mitgebrachten Armeerevolvern Salven in die Luft.
Um zwei Uhr früh und einige in der Pension verpönte Biere später fahren wir in unsere Unterkunft zurück, und bereits um halb sieben sitze ich schon wieder auf der Terrasse mit Blick auf den Strand, von wo das Meer beruhigend zu mir her rauscht. Ich lese mein Captain-Cook-Weltumsegelungsbuch zu Ende. Es ist eine Stimmung, die ich nie vergessen werde und an die ich mich stets erinnere, wenn ich das Buch einschließlich des darin enthaltenen korfiotischen Flugsands jetzt aus dem Regal nehme.
Schließlich kommt der Tag der Abreise. Ich fahre mit Tina und einer weiteren Teilnehmerin im kleinen Mietwagen zum Flughafen, und wir sind uns alle einig: Eines Tages werden wir hierher zurückkehren.
Die Yoga-Messe
Seit mein näherer Bekanntenkreis weiß, dass ich tatsächlich meine Ankündigung wahr mache und an einem Yoga-Buch schreibe, werde ich immer wieder auf mögliche Themen angesprochen. Was aus dem Hinweis einer Kollegin geworden ist, ich solle doch mal zum Thema Nackt-Yoga recherchieren, kann an anderer Stelle in diesem Buch nachgelesen werden. Mit ungleich größerer Begeisterung ging ich dem Ratschlag nach, den ich gleich von mehreren Seiten erhielt. Ich müsse unbedingt die „YogaExpo“besuchen, die „Messe für Yoga, Ayurveda & Co.“. Spätestens als ich in der Messeankündigung las, dass die Expo eine Mitmachmesse sei und man am besten in bequemer Kleidung kommen solle, um so an allen Workshops, Behandlungen
und Beratungen teilnehmen zu können, die in den Yoga-Hallen und -Showrooms stattfinden sollten, war meine Neugier geweckt.
An einem Samstag zog ich also meine lange Yoga-Hose an, schulterte die rosa Yoga-Matte und fuhr mit dem Auto - in dem Aufzug wollte ich kein öffentliches Verkehrsmittel betreten - zum städtischen Messegelände, wo ich die Veranstaltung vermutete. Ich nahm weiter an, ich müsste vor Ort nicht groß nach der Veranstaltung suchen, sondern nur den an ihrer vorgeschriebenen Yoga-Ausrüstung erkennbaren anderen Besuchern und den Veranstaltungsplakaten folgen. So kannte ich das wenigstens von den beiden einzigen Messen, die ich bisher besucht hatte, den jeweiligen Buchmessen in Frankfurt und Leipzig. Unübersehbar sind dort die Veranstaltungsplakate und die irgendwie nach Buch aussehenden Besucher, denen man nur nachlaufen muss, um die Messehallen zu erreichen.
Im Messezentrum München aber funktionierte diese Strategie nicht. Keine Yogis und auch keine Hinweisschilder oder Plakate. Kein Wunder, die Messe fand gar nicht auf dem Messegelände statt, wie ich nach längerer vergeblicher Suche erfuhr. Jede Messe fängt mal klein an, und die Räumlichkeiten der Yoga-Messe befanden sich in einem kleinen Veranstaltungsareal am anderen Ende der Stadt, für mich etwas kryptisch M, O, C, genannt. Im Außenbereich waren weder Plakate noch potenzielle Teilnehmer zu sehen. Immerhin gab es eine Tiefgarage, in der tatsächlich Yogis herumliefen, allerdings in die falsche Richtung, nämlich wieder zurück zu ihren Autos. Kam ich zu spät, war schon alles vorbei? Schnell wollte ich einen Parkplatz finden und war kurz versucht, mich auf einen der vielen ausgewiesenen Frauenparkplätze zu stellen. Ein Mann mit
rosa Yoga-Matte auf dem Weg zur Yoga-Messe müsste eigentlich dazu berechtigt sein.
Im Eingangsbereich dann eine weitere Überraschung: Alle Besucher außer mir schienen Anzugträger und Kostümchenfrauen zu sein und schauten etwas pikiert auf mich und meine Matte. Aber das klärte sich schnell auf, die schicken Menschen waren gar keine Yogis, es waren Besucher der im Erdgeschoss stattfindenden Parallelveranstaltung „Munich Fashion Men“, einer Messe für Herrenbekleidung. Yoga war im ersten Stock. Dort war dann von Anzügen keine Spur mehr, und klischeetypisch lag der Duft von Räucherstäbchen in der Luft, aber Besucher in der empfohlenen bequemen Kleidung waren trotzdem selten. Nur hin und wieder sah man nackte Zehen in Badelatschen oder Füße in Noppensocken mit einzelner Zehenumhüllung. Die meisten Besucher waren normal angezogen, und mit Yoga-Matte fiel ich eher auf.
Die Messe selbst war dank der kleinen Fläche und lediglich 100 Ausstellern recht überschaubar, aber voller Besucher. Die informierten sich über
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