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Beim ersten Om wird alles anders

Titel: Beim ersten Om wird alles anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Dresen
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Yoga-Kleidung, die aus Bambusfasern gefertigt ist, bestaunten Matten und Tragetaschen aus Kokos, zerrten an elastischen Bändern und klopften auf harte Klötzchen.
    Wem das nicht exotisch genug war, der hatte die Möglichkeit, sich mithilfe einer gepolsterten Kopfstandhilfe, die ein wenig wie ein hockerartiger Toilettenaufsatz aus dem Sanitärhandel aussieht, in die Horizontale zu begeben. Das am Stand ausliegende Faltblatt informierte, dass die Yoga-Übung des Kopfstands zwar täglich in vielen Teilen der Welt wegen der heilsamen Gesundheitswirkungen praktiziert werde. Nur, so hieß es im Werbetext etwas desillusionierend für denYoga-Novizen, die Beherrschung
dieser Umkehrstellung erfordere jahrelange Übung. Nicht umsonst stelle der Kopfstand die Königsstellung im Yoga dar. Einer der großen Yoga-Meister wurde zitiert, und seine Erkenntnisse machten neugierig. Kopfstand sei eine Blutreinigungshilfe, er heile alle Krankheiten der Leber, der Milz und Lunge, des Geschlechts- und Urinsystems und kräftige das Gedächtnis.
    Wer aber nicht jahrelang üben, sondern sofort massiv gesund werden oder bleiben will, kann sich des Hockers bedienen. Dazu muss er nur den Kopf, das Beispiel Toilettensitz ist auch hier nicht fernliegend, in die Hockeröffnung stecken, sich am immerhin gepolsterten Hockerrand festhalten und mit etwas Krafteinsatz von der Hocke in die Horizontale begeben. Die mutigen Besucher, die das ausprobierten, schafften den Kopfstand tatsächlich. Nach absolvierter Übung entfernten sie sich nicht unbedingt gesünder aussehend allesamt mit hochrotem Kopf, wohl der Schwerkraft geschuldet.
    Wer es weniger gepolstert und hochstehend wollte, konnte stattdessen niederknien und sich als Unterstützung eine aus hartem Holz gearbeitete Designer-Meditationsbank unterschieben. Es handelt sich dabei um einen schön gestalteten flachen und leicht geneigten Sitzbogen, unter dessen Fläche man seine Beine kniend ablegen kann. Er wurde, so die Informationen des Herstellers, ursprünglich entwickelt, um Meditationen „bequemer und schöner“zu machen. Er kann aber auch bei „Arbeiten am Boden“Verwendung finden oder „in Gesprächskreisen“eingesetzt werden, bei denen, man kennt das ja,Teilnehmer auf regulären Stühlen sich gegenseitig die Füße entgegenstrecken oder, schlimmer noch, sich mit übereinandergeschlagenen Beinen „verschließen“.
    Mit Verschluss ist künftig Schluss. Der massive Einsatz des Meditationsmöbels könnte, so die Hoffnung des Anbieters,
zu Gesprächsrunden führen, in denen sich die Teilnehmer auf ganz neue Weise näherkommen und sich in einer entspannten, geerdeten Haltung innerlich öffnen.
    Wer wollte, konnte sich fotografieren lassen und mit dem Foto an der Wahl zur „Miss Yoga“teilnehmen. Dies ist ein charmanter Hinweis auf den Umstand, dass Yoga eben doch eher was für Frauen ist, denn bevor das erste Mal zur Wahl des „Mister Yoga“aufgerufen wird, dürfte noch viel Wasser den Ganges hinunterfließen und müssen noch viele Oms gesungen und zahlreiche Räucherstäbchen angezündet werden.
    Die schönste Zeit des Jahres kam auf der Messe ebenfalls nicht zu kurz. Alle naselang passierte ich Stände, an denen Urlaubsreisen angeboten wurden. Wer sich selbst sucht, fährt am besten erst mal weg, nach diesem Motto konnte der geneigte Messebesucher sich über Yoga-Reisen nach Oberbayern oder Indien informieren.

    Beinahe schon rührend gerade für mich, der ich seit meiner Kindheit Vegetarier bin, dies aber bekenntnisarm praktiziere, war der Stand von Happy Kuh e.V. Die Initiatoren des Vereins sind überzeugt, dass eine lebende Kuh der Gesellschaft mehr Werte gebe als eine tote, denn sie (die Kühe) strahlen einen inneren Frieden aus und seien ein Symbol der Unschuld. Eine auf Land und Kühen basierende Wirtschaft, so Happy Kuh weiter, sei definitiv dauerhafter und biete bessere Möglichkeiten für ein sorgenfreies Leben.
    Mit dem Ziel, der Gesellschaft das Zusammenleben von Rind und Mensch näherzubringen, wurde ein vedisches Kuhschutzprogramm ins Leben gerufen. Dies besteht vor allem darin, dass im malerischen Kottgeisering in Bayern Ochsen und Kühe mit exotischen Namen wie Yasoda,
Raghu, Bhumi, Bhima oder Virya in einer freilaufenden Herde und damit in einem sozialen Austausch leben. Die Ochsen müssen nur leichte Arbeiten ausführen, die Kälber bleiben von Geburt an bei den Müttern und dürfen deren Milch trinken. Selbst der Kuhdung bleibt nicht ungenutzt. Aus ihm werden

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